Im zweiten Band enthüllt Leslie Meilinger die verborgenen Geheimnisse von Gorrae. Wie Meilinger im Gespräch verriet, schreibt sie für "Personen, die ebenso viel Freude an Fantasy haben wie ich". Dieses Zitat fängt die Essenz ihres Werks ein – eine Welt voller Magie und Dunkelheit, die Fantasy-Fans faszinieren wird.
Infernicus - Unter schwarzen Wolken ist eine Sammlung, die sich von Meilingers Debütroman Die Lehre des Sanzibor unterscheidet. Während letzterer eine Reise durch Gorrae ist, bietet Infernicus fünf mindestens 12.000 Wörter lange Geschichten, die einen verborgenen roten Faden teilen. Die Autorin präsentiert einen vielschichtigen Erzählband um die Hauptfigur, Hexenmeisterin Vesna. Nach einer missglückten Mission überschlagen sich Unglücke, sodass die Meisterin persönlich auf die Suche nach dem Grund für das Verschwinden gehen muss. Schließlich führt ihre Fährte zu einem alten Bekannten.
Die Erzählungen zeichnen sich durch einen direkten und flüssigen Schreibstil aus, der es schafft, ein Bild im Kopf der Leser*innen zu erzeugen, ohne seitenlange Beschreibungen zu benötigen. Diese Fähigkeit macht die Lektüre besonders lesefreundlich.
Trotz des lobenswerten Schreibstils wirkt die Charakterisierung von Vesna von Behemoth nicht immer überzeugend. Auch wenn die Autorin mit vielen Details arbeitet, wirkt Vesna in einigen Entscheidungen nicht als glaubhafte Leiterin, die die Verantwortung über mehrere Menschenleben trägt.
Infernicus bietet ein gutes Lesevergnügen, jedoch mit gewissen Einschränkungen in der Charakterentwicklung. Das Engagement der Autorin und ihr kreativer Ansatz, besonders im Rahmen des Selfpublishing, spiegeln sich im Buch wider und verdeutlichen ihre Hingabe sowie das Streben nach Qualität.
Mit dem ersten Band Die Lehre des Sanzibor in 2020 folgte, und dem hier vorgestellten Band von 2021, folgte im Herbst 2023 der Auftakt zur Gorrae-Trilogie Das Rätsel der Hexer. Meilinger schreibt also unermüdlich weiter an ihren Geschichten und es bleibt spannend, wie sich die vielfältigen Erzählstränge über die Bücher hinaus weiter verdichten werden.
Infernicus – Unter schwarzen Wolken ist ein lohnendes Buch für Fantasy-Liebhaber*innen, die sich nach einer jungen Stimme und frischen Ideen in der Fantasy-Landschaft sehnen. Meilingers Stil ist klar und eingängig, jedoch mit gewissen Schwächen in der Charaktergestaltung. Es handelt sich um ein aufwändig und sorgfältig veröffentlichtes Buch, das zeigt, wie das Bedürfnis zu Schreiben fordernd sein kann.