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Infernas - King of Ash

Hexen und Dämonen: eine höllische wie zauberhafte Mischung

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Kategorie: Literatur

Everly lebt in einem kleinen Dorf in Irland. Nicht irgendeinem Dorf, sondern natürlich in einem Hexendorf. Einer Vorfahrin der Protagonistin ist es zu verdanken, dass sie in vier Gruppen, analog der Jahreszeiten, aufgeteilt sind und jede davon mehr oder weniger für sich bleibt. Everly verfügt nur im Winter ihre Kräfte, genau wie ihre Familie – zumindest denken das alle. Denn tatsächlich ist sie anders und kann das ganze Jahr über Magie ausüben.

Genau diese Anomalie bringt sie buchstäblich in Teufelsküche. Mit 18 Jahren erwischte sie der Teufel höchstpersönlich dabei, wie sie ihre außerordentlich intensive Macht ausübte – im Herbst, nicht im Winter – und forderte für sein Schweigen einen Gefallen ein.

Sieben Jahre später ist es soweit: Dante Infernas lässt ihr keine andere Wahl. Er zwingt Everly mit in seine Heimat zu kommen. Natürlich sträubt sie sich, soweit es in ihrer Macht liegt, doch schließlich verhandelt sie mit Dante – und er geht tatsächlich auf ihre Bedingungen ein.

Erstaunlicherweise wird sie nicht in ein Verließ gesteckt und gefoltert, sondern wie ein lang ersehnter Gast behandelt. Und das ist sie, denn laut der Prophezeiung einer der letzten überlebenden Seherinnen von Infernas ist sie es, die die Welt retten wird, indem sie den König stärkt. Im Sinne von glücklich machen. Im Sinne von … jaaa, wir sind hier im Bereich der romantischen Fantasy, also natürlich kommen da irgendwann Gefühle ins Spiel.

Dante, der gar nicht so höllische Fürst, weiß, dass sie seine letzte Chance sein könnte, die Macht zu behalten. Deswegen erfüllt er ihr den Wunsch, ihr dabei zu helfen, ihre Magie unter Kontrolle zu bringen. Dafür bereisen die Infernas und wir dürfen daran teilhaben.

 

Infernas – Himmel oder Hölle?

Infernas gleicht nicht mal annähernd der Hölle, die wir uns vorstellen, schon gar nicht mit Dantes Inferno vor Augen. Die Welt, in die wir eintauchen, ist zwar sehr rot - das Thema zieht sich hier hindurch - aber auch sehr bunt, farbenprächtig und fantasievoll. Inmitten der Hauptstadt Minabatur erhebt sich Vysota, die Festung in der der infernalische Herrscher lebt, der übrigens vom Land selbst erwählt wird.

Natürlich treffen wir auch auf Fabelwesen, andere Dämonen mit unterschiedlichen Hautfarben und Fähigkeiten sowie hauselfenähnliche Geschöpfe.

Rundherum fühlte ich mich beim Lesen ganz wohl in Infernas – obwohl es für die Hexen in unserer Welt als die Hölle beschrieben wird.

 

Hexen gegen Dämonen

Schon an der Art wie Everly mit dem ach so schrecklichen Höllenfürst umgeht, erkennt man, dass es hier nicht um ein verschüchtertes Mädchen geht, das sich nicht zu wehren weiß. Bevor sie ihre Fähigkeiten entdeckt hat und Dante sie dabei beobachtete, wollte sie Jägerin werden. Dämonen zur Strecke bringen, auf ihre Familie achtgeben, mit allen Mitteln ihre Existenz geheim halten. Genau das war ihr Ding und sie war gut darin. Sieben Jahre hat sie sich zurückgezogen, aber ihre Persönlichkeit kann sie nicht abstellen. Sie ist charakterstark, mitfühlend und steht für ihre Freunde ein. Genau das tut sie auch in Infernas – dort lebt sie sich schneller ein, als sie jemals erwartet hatte.

Denn Dante Infernas ist nicht der Dämon, von dem die Geschichtsbücher erzählen. Als Bücherwurm kennt Everly die Geschichten, doch der Mann, den sie als Gefangene kennenlernt, ist so ganz anders. Er inszeniert sich zwar als der allmächtige Herrscher über die ganze Welt von Infernas, doch das ist er nicht ohne Einschränkungen. Mir als Leserin gefällt, dass Dante nicht (nur) der überhebliche und natürlich vor kraftstrotzende Protagonist ist, sondern ganz eindeutig kurz davor steht, die Kontrolle zu verlieren und an seinen Fähigkeiten zweifelt.

Zwischen den beiden blitzen rote Funken schon von Beginn an. Niemand braucht eine Runde Wahrheit, Lüge, Begehren mit einem Kartendeck und Feuerwasser um das herauszufinden. Doch trotzdem steht die persönliche Geschichte und auch die historische Feindschaft zwischen Hexen und Dämonen an gleicher Stelle, ohne dass es ausufernd grafische Bettszenen gibt.

Amida und Roarke, Dantes alte Freunde, die ihm helfen über Infernas zu herrschen, sind herzallerliebst. Okay, Amida verteilt gerne scharfzüngige Sprüche, böse Blicke und Ohrfeigen, dennoch liest man zwischen den Zeilen ganz deutlich ihre Loyalität Dante (vor allem aber Infernas) gegenüber heraus. Obwohl ihr Vater by the way Dantes erbitterster Feind ist und ihn tot sehen will. Roarke hingehen ist witzig, empathisch und fürsorglich – sowohl seinem König, als auch Everly gegenüber. Diese, im klischeebesetzten Sinne, vertauschten Rollen sind wirklich gut gelungen und eine fabelhafte Abwechslung zu den sonst so überfürsorglichen Frauen und den gewaltbereiten männlichen Nebenfiguren.

 

Eine Prophezeiung oder ein Versprechen?

Infernas ist als Urban Fantasy deklariert, doch die Protagonist*innen halten sich gar nicht viel in unserer eigenen Welt auf. Dennoch scheinen die allermeisten Dämonen zu wissen, wie Menschen leben. Woher diese Informationen stammen, weiß ich allerdings nicht so genau, sollten doch seit Ewigkeiten nur sehr wenige Dämonen durch das Portal Tenebris gekommen sein. Sei es drum – mir soll es recht sein, denn so vergeht weniger Zeit mit Erklärungen und es bleibt mehr Platz für die Handlung.

In diesem Roman begegnen den Leser*innen altbekannte Dinge, von denen ich nicht mal behaupten würde, dass sie abgeschaut sind – es sind viel mehr Teile dieser vertrauten magischen Welten. Da wäre natürlich das Portal in eine andere Welt, Feuervögel, die mich an Fawkes erinnern, der Fokus auf Jahreszeiten oder auch die magischen Zahlen. Melanie Lane hat diese bekannten Dinge in eine mitreißende Geschichte verpackt, die keineswegs klischeebehaftet daherkommt. Sicher, man wird sich denken können, dass sich eine Lovestory zwischen Everly und Dante entwickelt, aber das ist von Anfang an absehbar (und Teil des Genre-Versprechens), dafür fehlen aber komplett die klebrigen Klischees, die einen die Augen verdrehen lassen, weil man sie so oft gelesen hat.

Zu Anfang hatte ich genau das erwartet und bin deswegen auch sehr zaghaft in die Story gestartet. Zuerst viel es mir schwer, aber spätestens als Everly durch das Portal getreten war, war auch ich Feuer und Flamme für diese Geschichte. Infernas ist der erste Teil einer Dilogie – natürlich endet dieser Band mit einem wirklich gemeinen Cliffhanger. Der nächste Band erscheint aber glücklicherweise schon bald und ich freue mich darauf, wie es zwischen Everly und Dante weitergeht.

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