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In Kalabrien

Magischer Realismus in den Bergen Italiens

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Kategorie: Literatur

Der weltberühmte Autor von Das Letzte Einhorn widmet sich in seiner kurzen und tiefgründigen Novelle noch einmal seinem liebsten Geschöpf, dem Einhorn. In treffenden und poetischen Worten erzählt Peter S. Beagle die Geschichte eines italienischen Bauern, der auf seinem Grundstück plötzlich einem wahrhaftigen Fabelwesen gegenübersteht.

Claudio Bianchi führt ein zurückgezogenes Leben auf seinem abgelegenen Hof in Kalabrien, wo der Postbote Romano Muscari, dessen Schwester Giovanna und ein alter Polizist zu seinen einzigen Besuchern gehören. Er kümmert sich rührend um seinen Ziegenbock und seine drei Katzen, melkt immer pünktlich die Kühe und tüftelt viel an seinem alten Truck. Mehr erwartet der verschrobene Bauer auch nicht von seinem Leben. Nur gelegentlich schreibt er mit Inbrunst Gedichte, die er nie jemandem zeigt.

Sein ruhiges Dasein in selbstgewählter Einsamkeit findet jedoch ein jähes Ende, als ein unendlich schönes, weißes Einhorn in seinem Beet steht und ihn mit seinen sanften, großen Augen ansieht. Obwohl Claudio zunächst noch an seinem Verstand zweifelt, schließt er das wunderbare Tier schnell in sein Herz. Umso größer ist die Freude, als er herausfindet, dass La Signora, wie er sie genannt hat, ein Fohlen erwartet.

Gemeinsam mit der jungen und rebellischen Giovanna kümmert er sich um Mutter und Kind, doch trotz aller Bemühungen zur Geheimhaltung gelangt das Wissen über die Tiere an die Öffentlichkeit. Bald hat Claudio es nicht nur mit Reportern und religiösen Fanatikern, sondern auch mit brutalen Verbrecherbanden zu tun.

Ein kurzweiliges Meisterwerk des Magischen Realismus

Die kurze Novelle hat ein eifriger Leser an einem Abend durchgelesen, aber das ist auch gar nicht verwunderlich: Fesselnd, poetisch und humorvoll zeichnet Beagle sein Kalabrien. Er findet stets die treffenden Worte und beherrscht die hohe Kunst, auszusprechen, was ausgesprochen werden muss, und zu verschweigen, was im Geheimen bleiben sollte.

Eine Fantasy-Tetralogie von epochalem Ausmaß oder Einblicke in eine neue Welt sollte man dabei jedoch nicht erwarten, denn die Novelle befasst sich mehr mit dem Realen als mit dem Phantastischen. Vor allem handelt die Geschichte davon, was ein Mensch erreichen kann, wenn er aufrichtige Liebe für jemanden empfindet.

Figuren, die in ihren Bann ziehen

Die Figuren der Geschichte sind keine strahlenden Ritter in glänzender Rüstung oder mit Gaben gesegnete Auserwählte, aber das müssen sie auch gar nicht sein. Sie sind vor allem lebendig, vielseitig und menschlich. Claudio ist ebenso mürrisch und verschroben wie tiefgründig, ein grober Mann mit einem gebrochenen Herzen und einem Hang zur Poesie. Giovanna ist gleichzeitig ein selbstständiger Freigeist und eine emotionale, treue Beschützerin. Sogar der alte Ziegenbock Cherubino mit seiner harten Schale und dem goldenen Herzen ist eine Figur, die man einfach nur liebgewinnen muss.
Tapfer stellen sich die Helden der Geschichte den Verbrechern und sagen ihnen „Pezzo di merda!“ ins Gesicht, verfallen in tiefe Zweifel und sprechen dem Anderen Mut zu, den sie selbst eigentlich nicht haben.

Fazit

In Kalabrien ist ein wunderbares, kurzes Märchen über Mut, Liebe und Magie. Beagle rutscht dabei jedoch nie in den Kitsch ab – was man bei solchen Trends wie Einhornschokolade oder Einhornklopapier durchaus befürchten könnte. Die Novelle eignet sich perfekt, um sie im Frühjahr mit einem Glas Wein auf dem Balkon oder im Garten zu lesen und ein wenig zu träumen.

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