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Im Interview: “Kinderspiel des Jahres”-Jurymitglied Stefan Gohlisch:

“Dieses Spiel bietet mir etwas, das ich so noch nie vorher gesehen habe.”

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Kategorie: Brett- und Kartenspiele Interview

Jeder, der sich für Brett- und Kartenspiele interessiert, kennt ihn: Den Kritikerpreis "Das Spiel des Jahres". Weit über deutschsprachige Grenzen hinaus hat sich die Auszeichnung mittlerweile international etabliert, ist dabei zum wichtigsten Preis weltweit aufgestiegen und somit begehrter denn je. Stefan Gohlisch, 52, ist Kulturredakteur und Theaterkritiker bei der Zeitung "Neue Presse Hannover" und langjähriges Jurymitglied für das "Kinderspiel des Jahres", ein Ableger des"Spiel des Jahres"-Preises, der speziell für Kinderspiele vergeben wird. Wie viele Spiele man als Jurymitglied spielt, wie der alljährliche Sieger ermittelt wird und welche Trends bei Kinderspielen angesagt sind – Ann A. Kalliope von Zauberwelten-Online hat nachgefragt.

Ann A. Kalliope (ZWO): Ich würde zum Anfang gerne erstmal allgemein wissen, wie dein Verhältnis zur Phantastik, zur Fantasy ist?

Stefan Gohlisch (KSJ): Ich habe eine Nerdvergangenheit, habe als Kind schon die Klassiker von Jules Verne gelesen. Damals hatten wir ja so wenig (lacht) ... Wenn ich mir das heute so angucke: Meine große Tochter ist 17, und die liest eigentlich seit fünf Jahren diese maßgeschneiderten, für Teenagermädchen geschriebenen Fantasyromane. Das gab‘s ja bei uns nicht. Irgendwann hörten die Kinderbücher auf und dann konnte man überlegen, ob man jetzt mit den richtig "großen" Büchern anfängt oder sich seine Nische sucht. Und bei mir war die Nische viel Perry Rhodan; Atlan mochte ich auch. Dann habe ich eine ganze Zeit lang Conan verschlungen. Ich mochte das Phantastische halt immer gerne. Und irgendwann bin ich auf Stephen R. Donaldson gestoßen mit Die Chroniken von Thomas Covenant dem Zweifler, und dann war ich erstmal einige Jahre komplett bei der Fantasy. Außerdem war ich immer Comicleser, großer Superheldenfan. Naja, und wie das dann so ist: Mit 16, 17 entwickelt man den schlimmsten intellektuellen Dünkel, den man so haben kann. Da habe ich nur Thomas Mann und so gelesen. Als ich dann mein Abi hatte und beim Zivildienst war, bei den Johannitern, saß im Nachtdienst immer einer, der kleine Männchen bemalt hat. So hab ich auch angefangen, Miniaturen zu bemalen.

Ann A. (ZWO): Du hast wirklich alles mitgenommen.

Stefan (KSJ): Ich habe auch Rollenspiele gespielt. Angefangen mit dem Schwarzen Auge, die legendäre Edition mit der Maske. Ich habe Traveller gespielt. Da gab‘s unterschiedliche Varianten. Lange haben wir Aberrant gespielt, das war so eine Superheldengeschichte – da kam halt meine zweite Liebe dazu ... Spätestens als ich begann, Germanistik zu studieren, war es Essig mit dem intellektuellen Dünkel, und ich habe mich wieder voll in meine ganzen nerdigen Sachen gestürzt. Holte mir aus dem legendären "Trivial Book Shop" hier in Hannover meine Superheldencomics, las meine Fantasyromane, las natürlich auch den ganzen anderen Kram, den ich fürs Studium lesen musste ... Ja, ich bin schon Nerd durch und durch.

Ann A. (ZWO): Aber irgendwie bist du ja jetzt bei den Brettspielen hängengeblieben. Wieso, warum, was spielst du da am liebsten?

Stefan (KSJ): Ich gehöre noch zu der ersten Generation, die mit dem "Spiel des Jahres" groß geworden ist. Ich weiß sogar noch ganz genau, dass irgendwann im Elternkreis immer geraunt wurde: "Oh, da gibt’s jetzt das Spiel des Jahres ..." Das erste war ja Hase und Igel, das besaßen wir nicht. Aber Freunde besaßen das. Ich fand das immer ganz, ganz großartig, und ab da wurde es lange Jahre Sitte, dass es immer zu Weihnachten das aktuelle "Spiel des Jahres" gab.

 

Hase und Igel: Das erste "Spiel des Jahres" aus dem Jahre 1979

Ann A. (ZWO): Du bist richtig damit aufgewachsen?

Stefan (KSJ): Ja. Auch da galt dann aber irgendwann, dass ich das alles ein bisschen uninteressant fand, was es in dem Bereich gab. ich hatte ja Rollenspiele und Tabletopspiele für mich entdeckt... Also: Ich pinsele bis heute mehr, als dass ich spiele, aber ja, da bin ich auch immer noch dabei. Für Rollenspiele habe ich keine Zeit. Das verläuft sich.

Ann A. (ZWO): Aber auch Tabletopspiele können ja dauern …

Stefan (KSJ): Ja, wobei wie gesagt: Ich pinsele mehr, als ich spiele. Ich spiele vielleicht zweimal im Jahr Tabletops, und ich pinsele relativ regelmäßig, weil es einfach super entspannend ist, abends nach einem Tag vorm Bildschirm dazusitzen und Farbe auf Miniaturen zu schmieren. Aktuell bin ich immer wieder mit Warhammer beschäftigt. Damals gab es in dem "Trivial Book Shop" auch eine kleine Tabletop- und Nerdspielabteilung, so bin ich dann bei Blood Bowl kleben geblieben, was bis heute eines meiner liebsten Spiele ist. Im Studium erwischte mich die Catan-Zeit. In jeder WG, die ich kannte, wurde Catan gespielt. Und ich registrierte, dass offenbar wieder etwas passierte in der Brettspielszene. Und dann bin ich 1999 bei der Zeitung gelandet und habe es total bedauert, dass es dort keine Spielekritiken gab. So habe ich schon während des Volontariats begonnen, Spielekritiken für die Zeitung zu schreiben. Und wenn ich mich in so ein Thema verbeiße, dann beiße ich mich da extrem rein, und so bin ich dann wieder zu den Brettspielen gekommen. Und wenn du mich fragst, was ich heute gerne spiele ... tatsächlich alles.

Ann A. (ZWO): Alles?

Stefan (KSJ): Alles. Wenn du mich jetzt dazu zwingst, drei persönliche Lieblingsspiele zu nennen, dann sind das The Game, dieses kooperative Kartenspiel, was vom Regelwerk sehr einfach ist. Dann ist es Dominion. Und es ist tatsächlich immer noch Blood Bowl. Ich spiele wirklich auch verdammt gerne Kinderspiele, wenn sie gut sind. Weil: Gute Kinderspiele sind einfach gute Spiele. Für die richtigen Expertenspiele fehlt mir meistens die Zeit. Da handhabe ich es so, dass wenn die Kollegen ein Spiel so richtig hypen, ich mir das auf jeden Fall auch anschaue.

Ann A. (ZWO): Du hast gerade schon gesagt, du spielst gerne Kinderspiele und du bist auch in der Jury für das "Kinderspiel des Jahres". Das ist ja etwas ganz Besonderes. Wie kamst du denn überhaupt auf die Idee, dort Jurymitglied zu werden?

Stefan (KSJ): Man kommt nicht selber auf die Idee. Wobei … Inzwischen gibt es viele Leute, die glauben, dass sie da reingehören. Das hängt eben damit zusammen, dass Spielekritik heute vorwiegend im Internet stattfindet und dort immer sehr viele Menschen mit großem Selbstbewusstsein unterwegs sind. Und natürlich gehört es seit jeher dazu, dass man, wenn man über Spiele schreibt, die Entscheidungen der Jury mindestens fragwürdig findet und sie auch in Frage stellt; das habe ich selber lange genug gemacht. Aber der normale Weg ist der, dass man von der Jury, also: von uns, angesprochen wird. Wir versuchen im Blick zu halten, was in der deutschsprachigen Spielekritik so passiert, wer was auf welchem Medium wie auch immer macht. Dann sammeln wir die Vorschläge, sprechen auf unseren Treffen und diskutieren in unserem Forum darüber, schauen uns wirklich längere Zeit an, wie die Leute arbeiten: Wie seriös ist jemand? Wie regelmäßig berichtet jemand, wie lang ist er oder sie dabei? Ist er oder sie breit genug aufgestellt? Damit die Leute auch so einen ganzen Jahrgang bewältigen können. Wir können zum Beispiel niemanden gebrauchen der sagt, ich möchte nur die Spiele kennen lernen, die über Kenner-Niveau sind. Es geht eben auch darum, von dem Familienspiel ab acht Jahren bis zum dem Kennerspiel beziehungsweise Experten-Spiel einen Überblick zu bekommen. Und wenn jemand etwas als Kinderkram ausschließt, dann wird’s schwierig.

Ann A. (ZWO): Also muss man Allrounder sein?

Stefan (KSJ): Ja. Bei mir kam es damals so, dass zu dem Zeitpunkt Fritz Gruber, legendärer Ex-Pressesprecher von Kosmos, kurzzeitig auch Sprecheraufgaben bei der Jury "Spiel des Jahres" hatte. Und er kannte mich von Messen, und er kannte meine Arbeit, und er fand wohl ganz gut, was der Gohlisch so treibt. Dann hat mich irgendwann Wieland Herold, der damalige Koordinator für das Kinderspiel, angerufen, ob ich mir eine Jury-Tätigkeit grundsätzlich und insbesondere für das Kinderspiel vorstellen könnte. Meine kleine Tochter war noch nicht da, aber meine große Tochter war damals in dem perfekten Alter dafür. Es ist keine Bedingung, dass man eigene Kinder hat, aber es hilft einem sehr, wenn man die ganzen Kinderspiele durchspielt. Ja und dann, das war der Jahrgang 2010/2011, war ich tatsächlich an meiner ersten Wahl zum "Kinderspiel des Jahres" beteiligt, Da ist der Wurm drin. Damals war ich im Beirat, und nach zwei Jahren wurde ich in die Jury als Vollmitglied aufgenommen.

Da ist der Wurm drin: Das "Kinderspiel des Jahres" von 2011

Ann A. (ZWO): Man muss also gefragt werden.

Stefan (KSJ): Ja, so ist es. Man kann sich auch nicht bewerben, obwohl sich das ein wenig ändert und wir schon zusehen, dass wir das Ganze insgesamt mehr und mehr öffnen. Wir hatten zum Beispiel im vergangenen Jahr erstmalig einen Tag der Brettspielkritik ausgerichtet, vor der Preisverleihung in Hamburg. Da ging es auch darum, dass wir die Community kennenlernen und die Community uns. All die Jahre wurden wir wie so eine Bastion betrachtet, wie diese großkopferten Juroren, die da machen, was sie wollen und mit der Masse der Leute gar nichts zu tun haben wollen, was einfach nie stimmte. Es ist auch nach wie vor so, dass unsere Preise, die unsere Aushängeschilder sind, eigentlich nur ein Mittel zum Zweck sind: Es geht uns ja tatsächlich darum, dass Spiele besser und verbreiteter werden. Damit einher geht natürlich, dass Spielekritik besser und breiter aufgestellt werden muss. Dieser Tag war eine Art kleines Branchentreffen, und wir Jurymitglieder versuchten den Leuten zu erklären, was wir meinen, was eine vernünftige Brettspielkritik ausmacht. Was dazugehört und was nicht und worauf man vielleicht verzichten kann, wo man straffen kann. Wie man vielleicht auch noch ein anderes Publikum als das erreicht, was man sonst mit seinem Blog, V-Log oder sonst irgendetwas erwischt. Und auch da gucken wir natürlich, wie denn die Leute so sind, deren Arbeit wir uns vorher nur online angeschaut haben und die für uns in Frage kommen. Aber ich bin einfaches Mitglied, das ist dann schon eine Sache des Vorstandes, mit den Leuten über eine Mitgliedschaft zu sprechen.

Ann A. (ZWO): Wie viele seid ihr insgesamt für das "Kinderspiel des Jahres"?

Stefan (KSJ): Das ändert sich. Es scheiden Leute aus, es kommen neue dazu. Mal wird jemand schwanger, mal kommt auch eine Krankheit hinzu, mal scheiden Leute aus Altersgründen aus oder weil sie einfach merken, das ist wirklich viel. Und es ist wirklich sehr viel Arbeit. Bei den Kinderspielen sind wir vier Jurymitglieder und vier Beiräte im Moment, wobei sich die Beiratskonstruktion geändert hat. Die Beiräte werden jetzt öffentlich ausgeschrieben, darauf können sich die Leute bewerben. Gerade sind im Beirat eine Kindergärtnerin, eine Erzieherin in einem Grundschulhort, ein Erzieher in einem Kindergarten und eine Schweizerin, die Leiterin einer Ludothek ist, Menschen, die einfach viel von Haus aus mit Kindern spielen. Und dann gibt’s die vier Jurymitglieder. Als Jurymitglied muss man im weiteren Sinne Spielekritiker sein. Und –  ganz wichtig – wir machen das alle ehrenamtlich.

Ann A. (ZWO): Du hattest gerade schon gesagt, dass es viel wirklich Masse ist. Da kommen wir gleich nochmal drauf zurück. Aber was macht man denn konkret als Jurymitglied? Also klar, man spielt.

Stefan (KSJ): Man spielt. Man guckt sich eigentlich jedes Spiel an, das in dem Jahrgang auf dem deutschen Markt erscheint. Und eben auch einen vernünftigen Vertrieb hat. Spiele mit Kleinstauflagen von 30, 50 Stück kommen einfach nicht in Frage, denn spätestens, wenn der Preis vergeben ist, ergibt das überhaupt keinen Sinn. Und dann spielt man diese Spiele. Man sortiert manche aus. Wenn ich im Kinderspielbereich ein Spiel bekomme, wo ich beim Auspacken schon merke, dass das einfach nur wieder ein Memoryspiel ist, das nur anders heißt, dann brauche ich es erst gar nicht erst zu spielen, das ist klar. Oder ich merke, ein Spiel ist nur eine Neuauflage nur unter neuem Namen, mit neuem Hintergrund. Das gibt es auch immer wieder. Aber alle anderen Spiele spielen wir. Manchmal merkt man schon beim allerersten Mal, das haut überhaupt nicht hin, oder es funktioniert zumindest nicht in der Zielgruppe. Wir haben es recht oft, dass man Spiele bekommt, die angeblich für Kinder ab fünf, sechs Jahren geeignet sind, und man merkt schnell, da haben schon Zehnjährige Schwierigkeiten. Wenn das Spiel trotzdem gut ist, sagt man den Kollegen von der roten Jury Bescheid: "Guckt euch das mal an, bei uns passt es nicht rein." Aber oft ist das schon ein Ausschlusskriterium. Die Kommunikation innerhalb der Jury läuft vorwiegend über ein internes Forum, in dem wir gehalten sind, eigentlich ständig unsere Spielerfahrung, Fragen, entdeckte Regelschwächen und dergleichen festzuhalten.

Ann A. (ZWO): Da findet also ein dauerhafter Austausch statt?

Stefan (KSJ): Ja, genau. Seit ein paar Jahren sind wir noch dazu übergegangen, dass wir eigentlich schon jeden Monat von jedem einzelnen die bisherigen Top 10 des Jahrgangs aufführen. So hat man immer schon mal einen Überblick. Da findet man vielleicht ein Spiel, das man selber schon aussortiert hatte, bei allen anderen Jurymitgliedern ganz weit oben, und dann denkt man: Okay, musste dir noch mal angucken, musste vielleicht noch mal mit einer anderen Gruppe spielen, mit einer anderen Altersklasse. Vielleicht auch nochmal anders anmoderieren.

Ann A. (ZWO): Das gewährleistet dann auch, dass es nicht nur individuell oder gar willkürlich ist. Da ist dann auch eine gewisse Basis vorhanden.

Stefan (KSJ): Auf jeden Fall. Meine eigene Meinung ist jetzt nicht wurscht, aber es gibt auch Spiele, die ich nicht mag, wo ich aber einfach merke, die funktionieren fantastisch bei den Kindern. Und sie sind auch hinreichend originell, sodass es meiner Kritikerseele nicht weh tut. Denn es gibt natürlich auch viele Spiele, die Kinder ganz, ganz toll finden, die aber ohne jeden Witz oder Esprit sind. Aber diese Spiele sind dann toll aufgemacht oder bedienen gerade den Hype der Saison, so dass die Kinder es trotzdem lieben. Merke: Es gibt zwar auch gute Lizenzspiele, aber sagen wir mal: Die sind die Ausnahme. Wir versuchen das schon zu objektivieren. Als Kritiker draufzuschauen, dass das Spiel, was für uns in die engere Auswahl kommt, eben nicht nur ein Wiederkäuen bewährter Prinzipien ist, sondern wirklich Originalität besitzt. Wie gesagt: Ich bin selber aufgewachsen mit dem "Spiel des Jahres", und für mich als Kind bedeutete das immer, dieses Spiel bietet mir etwas, das ich so noch nie vorher gesehen habe. Das sind für mich bis heute eigentlich die besten Spiele: wenn die einen Moment haben, wo die Kinder einfach komplett überrascht sind, bei dem sie merken: Ach das kann auch Spielen sein ... ?

Ann A. (ZWO): Wie kann man sich das Auswahlverfahren denn generell vorstellen? Nach welchen Kriterien wählst du aus? Du sagtest es ja gerade schon, Originalität ist dein persönliches Ding, wenn was überrascht. Was gibt’s da sonst noch?

Stefan (KSJ): Es gibt rein formale Kriterien. Wie ist das Material? Wie haltbar ist es? Wie ansprechend ist die Gestaltung? Ganz wichtig: Wie verständlich ist das Regelheft? Wir erleben es immer wieder – und wir haben viel Übung darin, Regeln zu lesen –, dass selbst wir in der Jury unterschiedliche Regelauslegungen haben, weil es einfach nicht klar genug formuliert ist. Und wir erleben es umgekehrt. Wenn wir auf Messen sind und Spiele präsentieren, bei denen wir das Gefühl haben, das ist eigentlich alles klar erklärt, dann kommen Menschen zu uns, die sich das "Spiel des Jahres", das "Kinderspiel des Jahres" und insbesondere das "Kennerspiel des Jahres" ausgewählt haben, und die sagen, sie kämen überhaupt nicht damit klar, es sei viel zu kompliziert. Und das eben auch bei Spielen, wo ich als Vielspieler denke: Das ist doch Pipifax. Nein, ist es nicht. Für Menschen, die vielleicht einmal im Jahr ein Spiel kaufen, ist es wichtig, dass es sie ganz niedrigschwellig abholt. Und das ist es eben auch für Eltern, die ihren Kindern das "Kinderspiel des Jahres" kaufen, im Zweifelsfall die Regeln lernen müssen und sie dem Nachwuchs beibringen müssen. Auch da ist eben enorm wichtig, dass es total eingängig ist. Das wären formale Kriterien. Originalität ist mir persönlich sehr wichtig. Und dann gibt’s da eben noch die letzte Kategorie, und das ist die, die am schwersten zu fassen ist, aber man merkt, wenn sie da ist: Das ist Spielspaß. Da sind wir bei den Kindern gut dran. Bei Kindern merkt man‘s halt sofort.

Ann A. (ZWO): Da merkt man schnell, ob die jetzt noch Interesse haben oder ob sie sich schon verabschieden.

Stefan (KSJ): Genau. Kinder sind da gnadenlos. Bei Erwachsenen hat man‘s oft genug, dass sie denken: Oh, ich find‘ aber das Thema so toll, ich find‘ die Bilder so toll, ich will dieses Spiel jetzt einfach cool finden, obwohl ich es, wenn ich ehrlich zu mir bin, das gar nicht tue. Kinder sind dann aber nach der ersten Runde weg. Die zeigen sehr deutlich, wenn es sie langweilt oder anätzt.

Ann A. (ZWO): Das ist schon hart.

Stefan (KSJ): Ja, aber es hilft. Das ist dann eben auch der Punkt, wo ich mir denke: "Ach ja, ihr lieben Leute vom Verlag, habt ihr das mit Kindern gespielt? Denn dann hättet ihr diese Erfahrung doch eigentlich auch machen müssen."

Ann A. (ZWO): Dann hätte sich das dann von vornherein doch vielleicht auch schon erledigt. Oder man hätte es umbauen müssen.

Stefan (KSJ): Genau, dann hätte man da redaktionell rangehen müssen. Aber es ist ja bekannt, dass bei Spielen an sich redaktionell unglaublich viel gearbeitet wird. Manchmal nicht sonderlich wirksam, wobei ich tatsächlich sagen muss, dass es zunehmend besser wird.

Ann A. (ZWO): Wie viele Spiele testest du im Schnitt pro Jahr so an?

Stefan (KSJ): In einem normalen Jahrgang sind es im Kinderspielbereich circa 250 Spiele, die ich mir angucke. Wie gesagt, da sind manche dabei, die man sofort wegsortiert. Aber es sind bestimmt 150 bis 200, die man in den weiteren Fokus nimmt, und es nimmt zu. Und ich schreibe in der Zeitung nicht nur über die Kinderspiele, sondern über die ganze Breite, und da kommen dann bestimmt nochmal 100 weitere Spiele aus dem Bereich ab acht Jahren dazu.

Ann A. (ZWO): Das ist echt viel.

Stefan (KSJ): Ja, das ist nicht wenig. Aber die Leute in den Jurys rot und anthrazit, was eine Jury ist, weil die Übergänge manchmal so fließend sind, die haben es mit 400 bis 500 relevanten Neuheiten im Jahr zu tun. Das schafft man auch wirklich nur mit mindestens zwei Spielegruppen und einer sehr toleranten Familie (lacht).

Ann A. (ZWO): Das glaube ich, da muss man bestimmt richtig viel Zeit investieren. Wir haben es schon ein bisschen thematisiert, aber kannst du vielleicht nochmal genau sagen: Was ist jetzt das Besondere bei Kinderspielen? Worin unterscheiden die sich von Erwachsenenspielen? Klar, wahrscheinlich in der Grafik?

Stefan (KSJ): Nicht unbedingt. Da wird ja dazugelernt. Es ist nicht mehr unbedingt die gnadenlose Putzigkeit. Das merkt man auch bei Kinderbüchern, dass sich da etwas geändert hat. So eine Grafik kann auch mal etwas frecher sein. Es ist potentiell alles ein bisschen bunter im Kinderspiel, die Themen sind in der Regel freundlicher. Man merkt aber auch, dass die Kinder auch mal froh sind, wenn ein Thema reinkommt, das echt cool ist. Beispiel: Wir hatten für 2020 auf der Empfehlungsliste Zombie Kidz Evolution, wo es darum geht, dass Zombies über eine Schule herfallen und die Spieler Schüler darstellen, die die Zombies verjagen müssen. Ich weiß von meinen eigenen Kindern: Ab vier Jahren wissen die aus irgendwelchen Gründen, was Zombies sind, und spielen im Kindergarten: Wir sind Zombies. Die kennen das, man kann ihnen da durchaus mehr zutrauen, und wenn so ein Spiel dann auftaucht und auch noch spielerisch funktioniert, finden sie das großartig. Da ändert sich etwas. Das hängt auch ein bisschen mit der Internationalisierung der Branche zusammen. Gerade die Franzosen sind extrem weit vorne, was wirklich schöne, frische, andere Grafiken angeht. Ansonsten spielen Kinder eigentlich wie wir auch. Sie wollen gut unterhalten werden. Die Aufmerksamkeitsspanne ist nicht so groß, darum sollten die Spiele nicht gar zu lange dauern. Ein Dreijähriger spielt ganz anders als ein Vierjähriger, ein Dreißigjähriger spielt nicht so anders wie ein Vierzigjähriger. Bei den Kindern jedoch sind die Unterschiede einfach enorm. Da muss man genau gucken, wie es für die ausgewiesene Altersklasse funktioniert. Aber ansonsten haben die Kinder ein riesen Qualitätsbewusstsein. Man kennt das ja selber, dass man als Kind bei den Eltern zum Beispiel Peanuts-Comics fand. Man hat nicht jede Pointe darin verstanden, aber man wusste einfach, dass es etwas ist, was gut ist, was einen Wert hat. Und so funktioniert das bei Spielen auch. Kinder kommen vielleicht nicht immer klar, sind vielleicht frustriert, weil sie auch nicht gewinnen können, merken aber irgendwie, das taugt etwas.

Zombie Kidz Evolution: Mal was anderes

 

Ann A. (ZWO): Qualität und Originalität setzen sich da einfach durch. Auch schon bei den Kindern.

Stefan (KSJ): Ja.

Ann A. (ZWO): Das "Kinderspiel des Jahres" gibt es bereits seit 2001, und vorher gab es jährlich den Sonderpreis "Kinderspiel." Du bist nun seit 2010/11 dabei. Wie ist denn so die Entwicklung der Spiele? Du hast gerade gesagt, man geht weg von diesem Putzigen, man geht auch mal zu krasseren Themen, wie Zombies u.ä. Gibt’s denn aktuell einen Trend, der dir in den letzten zehn Jahren aufgefallen ist?

Stefan (KSJ): Es wird immer mehr. Es wird auch durchaus origineller, man kommt nicht mehr so leicht durch mit manchen Tricks, zu denen früher Kinderspielautoren ganz gerne griffen: Früher war das Rezept für ein gutes Kinderspiel, ich nehme irgendein originelles taktiles Moment, was irgendwie neu ist, und verbinde es mit Memory. Memory ist immer super, weil bei Memory Kinder Erwachsenen immer überlegen sind. Aber das war dann auch irgendwann durch. Solche Spiele gibt’s heute kaum mehr. Wir haben mit dem genannten Zombies Kidz Evolution das erste Legacy-Spiel für Kinder. Wir haben inzwischen ein relativ breites Angebot von Kartenspielen. Es gibt taktische Spiele, es gibt strategische Spiele. Es bildet im Kleinen die Breite ab, die wir eben zunehmend bei der Entwicklung der Spiele generell haben.

Ann A. (ZWO): Also ist es richtig facettenreich geworden.

Stefan (KSJ): Ja, das ist so der Haupttrend, könnte man tatsächlich sagen.

Ann A. (ZWO): Wir konzentrieren uns bei unserem Gespräch hauptsächlich auf die Kinderspiele, aber ich habe dann doch mal eine Frage zum Thema "Spiel des Jahres" im Allgemeinen. Du bist damit aufgewachsen, für dich hat das auch wirklich eine ganz persönliche Bedeutung. Aber dieses "Spiel des Jahres" hat ja generell eine sehr große Bedeutung. Ich habe gelesen, dass diese Auszeichnung, dieser Kritikerpreis, auch als "Oscar der Spiele" bezeichnet wird.

Stefan (KSJ): Ja, es ist der weltweit wichtigste Preis, und der wird auch weltweit so wahrgenommen. Das merken wir allein daran, dass es immer mehr Anfragen von Verlagen aus dem Ausland gibt, die dieses Logo auch verwenden wollen für die ausgezeichneten Spiele. Wir sind ein Verein, ein Verein, der kein Geld verdienen, aber durchaus Geld heranholen darf, das wir zum Beispiel für Messeauftritte und unser Förderprogramm nutzen. Und die Verlage zahlen für die Nutzung des Logos, d.h. wenn eine Anfrage aus dem Ausland kommt, dass sie eben dieses Logo auf ihre lokalisierte Ausgabe drucken dürfen, bedeutet das, dass es einen Wert für sie hat. Umgekehrt haben auch wir geguckt, dass wir ein bisschen internationaler werden. Seit einigen Jahren sind wir immer im Mai bei derBGG.Spring-Con in Dallas dabei. Und dort merken wir die ungeheure Wertschätzung für diesen Preis. Es gibt weltweit auch keinen anderen Preis, der diesen Ruf hat. Das liegt zum einen daran, dass es der erste relevante Branchenpreis ist und er eben unabhängig ist. Bei vielen internationalen Preisen sitzen Industrievertreter mit drin. Bei uns muss eine absolute Unabhängigkeit gewährleistet sein. Sobald man auch nur jemanden in der Verwandtschaft hat, der Spiele entwickelt und irgendwie mit einem Verlag zu tun hat, war‘s das eigentlich, denn dann ist halt nicht gewährleistet, dass man wirklich unabhängig urteilt.

Ann A. (ZWO): Und woher kommt diese Strahlkraft? Die Verlage reißen sich alle förmlich darum, euren Pöppel aufdrucken zu dürfen. Wie kommt das?

Stefan (KSJ): Die einfachste Antwort ist schlicht: Geldwert. Er ist inzwischen Markenzeichen geworden, was bedeutet, dass sich die Verkaufszahlen potenzieren. Das kann man nie genau bemessen, weil niemand sagen kann, wie sich das und das Spiel verkauft haben würde, wenn es den Pöppel nicht draufgedruckt hätte. Aber die wirtschaftlichen Auswirkungen für die Verlage sind enorm. Das kommt aber nicht von ungefähr. Diese Strahlkraft kann der Preis auch nur haben, weil sich die Leute darauf verlassen können, dass das Spiel, das ausgezeichnet wird, wirklich ein gutes Spiel ist. Die Kollegen sind da manchmal unterschiedlicher Meinung, wie man das kommuniziert: Wir werden oft gefragt, ob das "Spiel des Jahres" das beste Spiel ist. Man kann eigentlich nur mit einem entschiedenen "Ja, aber ..." antworten, denn das beste Spiel für mich muss nicht das beste Spiel für dich sein. Das muss es erst recht nicht für einen Vielspieler sein, das ist es garantiert nicht für jemanden, der einmal alle zehn Jahre ein Spiel kauft. Aber es sollte das Spiel des Jahrgangs sein, von dem wir glauben, dass es einen Großteil der Menschen, die das einfach blind kaufen, begeistern kann. Und da das offenbar funktioniert, hat dieser Preis immer noch seinen Ruf, und weil er immer noch seinen Ruf hat, freuen sich die Verlage, wenn sie ihn bekommen.

Ann A. (ZWO): Und offensichtlich wächst der Ruf auch, denn ihr habt internationale Anfragen. Ihr geht mehr raus, aber die Verlage wollen das auch.

Stefan (KSJ): Ja, es bedingt einander. Und da hilft natürlich auch die Globalisierung durch das Internet. Die globale Spielegemeinschaft hat sich einfach unglaublich dicht miteinander vernetzt, und damit wachsen dann auch nationale Güter, wie es das "Spiel des Jahres" inzwischen einfach ist, über die Grenzen hinaus.

Ann A. (ZWO): Der Preis "Kinderspiel des Jahres" wurde am 15. Juni verliehen.

Stefan (KSJ): Wir haben Speedy Roll gewählt, ja, wir haben ein "Kinderspiel des Jahres" 2020.

Speedy Roll: "Kinderspiel des Jahres" 2020 

Ann A. (ZWO): Wie läuft so eine Verleihung ab? Wir reden hier immerhin von einem Oscar, gibt’s da ja auch einen roten Teppich?

Stefan (KSJ): Nein, einen roten Teppich gibt es nicht. Und in diesem Jahr gab es auch keine analoge Preisverleihung, wie wir sie sonst immer haben. Was sehr schade war. Man kann sie sich im Internet angucken. Es war, wie ich fand, eine relativ gelungene digitale Verleihung. Aber im Normalfall gibt’s dann auch schon einen richtigen Ort, an dem der Preis verliehen wird. Die Verlagsvertreter, die Autoren, die Grafiker sind eingeladen, die Fachjournalisten sind in großer Mannschaftsstärke da. Das Fernsehen auch. Wir haben die Kinderspielpreisverleihung jahrelang im Hotel Atlantik in Hamburg gemacht, was natürlich eine ganz besondere Atmosphäre hat. Vergangenes Jahr waren wir dann schon in einem anderen Hotel in der Speicherstadt und in einer sehr coolen Location. In diesem Jahr halt nicht, macht aber nichts. In Berlin haben wir für das "Spiel des Jahres" und das "Kennerspiel des Jahres" auch immer einen schönen Tagungsort. Vergangenes Jahr, zum 40jährigen, war dann auch Monika Grütters da, die Kulturstaatsministerin, und hielt eine Ansprache zur Bedeutung des Kulturguts Spiel. Was tatsächlich eine sehr schöne Rede war, ich empfehle tatsächlich, die nachzulesen. Sie selbst – oder wer auch immer diese Rede formuliert hat – hat das mit sehr großer Sachkenntnis getan (lacht). Es ist schon feierlich, und es ist immer eine Mischung aus einer Preisverleihung und aus einer Pressekonferenz.

Ann A. (ZWO): Es ist eine große Show?

Stefan (KSJ): Ja, es ist schon eine richtig große Show. Natürlich wird die inzwischen auch gestreamt, in diesem Jahr zwangsläufig. In Berlin gab es am 20. Juli unter etwas angepassten Bedingungen auch noch eine analoge Preisverleihung. Nicht mit dem ganz großen Besteck, aus Sicherheitsgründen. Aber ja, es ist schon eine Show.

Ann A. (ZWO): Wir beide treffen uns coronabedingt zu diesem Interview draußen, und Corona ging wahrscheinlich auch an euch nicht spurlos vorbei, siehe die Verleihung, die ins Internet verlegt wurde. Wie hat sich Corona auf deine Arbeit die letzten Monate ausgewirkt?

Stefan (KSJ): Massiv. Ich fange mal von hinten an. Wir haben uns letztlich dazu entschieden, Spiele, die ab März erschienen sind, in den nächsten Jahrgang zu schieben. Man kann Kinderspiele nur seriös testen, wenn man sie mit möglichst vielen und verschiedenen Kindern testet. Es war einfach nicht denkbar, dass Kindergärten auf Notbetreuung heruntergefahren sind, und dann kommt der lustige Spieleonkel mit einer Tasche voller Spiele. Insofern waren es dann in diesem Jahr auch nur 160 Spiele, die wir genau unter die Lupe genommen haben. Und das, was normalerweise im Nachklapp von der Nürnberger Spielwarenmesse kommt, ist zum großen Teil in den nächsten Jahrgang gerutscht, weil die entsprechenden Spiele erst im März und April oder noch später in den Handel gelangt sind. Das hat es natürlich extrem eingegrenzt. Es scheint jetzt so zu sein, dass es wieder losgeht.

Ann A. (ZWO): Du gehst also in Kindergärten, um diese Spiele zu testen, du spielst aber mit deinen eigenen Kindern auch. Du hast mehrere Gruppen?

Stefan (KSJ): Ja, wobei selbst meine Kleine allmählich aus dem klassischen Kinderspielalter heraus rutscht. Meine Kinder sind super dafür geeignet, um einfach schon mal vorzusondieren. Die sind Kummer gewöhnt, die müssen wirklich alles spielen. Eben auch die Spiele, wo man beim ersten Spielen merkt, dass die nix taugen. Ich bin sehr froh, dass meine Kinder nach wie vor spielebegeistert sind und das mitmachen. Aber vernünftig funktioniert‘s nur, indem ich gucke, dass ich mir eben auch Kinder in dem entsprechenden Alter schnappe. Das kann ich nicht so intensiv machen wie unsere Beiräte, die berufsmäßig nonstop von Kindern umgeben sind. Darum haben wir diese Beiräte ja auch. Aber ich sehe zu, dass ich selber hingehe oder mir Familien mit Kindern suche, die im entsprechenden Alter sind, und mir deren Erfahrungen schildern lasse.

Ann A. (ZWO): Du bist nicht jedes Mal direkt dabei?

Stefan (KSJ): Kann ich gar nicht. Da gibt man einer Familie zwei Wochen lang drei Spiele, und die müssen sich dann auch erstmal reinfuchsen. Es ergibt auch keinen Sinn, wenn ich dahingehe und sage, das Spiel funktioniert so und so nicht, und das ist jetzt falsch, das müsst ihr so machen. Es ist ja gerade hinterher interessant zu sehen, wenn die sagen, wir haben die Regeln einfach nicht verstanden, oder wenn die mir sagen: "Sas Spiel ist ja total doof, weil das und das ..." Dann sage ich: "Nee, das spielt man eigentlich anders, aber gut, dass ihr das so gespielt habt, denn das ist dann vielleicht eine Lücke im Regelheft."

Ann A. (ZWO): Zu guter Letzt: Hast du noch einen speziellen Geheimtipp? Irgendwas wo du sagst, das ist ein roher Diamant. Da gibt’s wahrscheinlich eine ganze Schatztruhe voll …

Stefan (KSJ): Ja, es gibt so viele Lieblingsspiele. Da könnte ich jetzt einfach nur persönliche Empfehlungen loswerden, die aber zum Teil entsprechend nerdig sind, wo ich als Privatperson und nicht als Jurymitglied sprechen würde, und dann wollen wir es einfach mal dabei belassen. Ich würde aber tatsächlich empfehlen, sich die Preisträger mit offenen Augen anzuschauen. Denn auch wenn manche denken, dass sie beispielsweise mit dem "Spiel des Jahres" unterfordert sind, weil sie eigentlich Vielspieler sind, kann man damit verdammt viel Spaß haben. Das ist übrigens ein Riesenunterschied, wenn man in den USA spielt. Ich war selber einige Male dabei bei dieser BGG.Spring-Con. Und die Amerikaner unterscheiden nicht zwischen Kinderspiel, normalem Spiel, Kennerspiel, die spielen einfach alles. Wir haben da unsere Tische und unsere jeweils drei Nominierten aus drei Kategorien dabei und stellen die vor. Und die Amerikaner gehen von Tisch zu Tisch zu Tisch und lassen sich jedes einzelne Spiel erklären. Da ist niemand dabei, der sagt, Kinderspiele ist nix. Die gucken sich einfach erstmal alles an, ganz offen. Das ist ein Drei-Tage-Event, manche schlafen kaum und spielen die ganzen Nächte durch. Und dann hat man da morgens um vier eine Runde sehr, sehr fröhlicher Amerikaner, die einen Heidenspaß mit den Kinderspielen haben.

Ann A. (ZWO): Es ist also länderunterschiedlich, wie Brettspiele wahrgenommen werden?

Stefan (KSJ): Ja. Die Deutschen haben einen gewissen Dünkel, den kann man ruhig mal beiseite lassen. Und noch ein kleiner Tipp: Ein gutes Kinderspiel lässt sich in den meisten Fällen auch wunderbar als Trinkspiel zweckentfremden (lacht).

Ann A. (ZWO): Ein sehr gutes Schlusswort, in diesem Sinne: Herzlichen Dank für das Gespräch.

Stefan (KSJ): Gerne.

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