Faye lebt mit ihrem Vater in Woodville. Ihre Mutter ist gestorben, als sie noch ganz klein war. Als Faye aber ein altes Buch von ihr findet, muss sie eine neue Ansicht auf die Welt zulassen, die sie so noch nicht kannte. Denn Faye sieht seltsame Dinge. Dinge, die es so eigentlich nicht geben kann. Doch mit wem auch immer sie versucht darüber zu sprechen, sie stößt auf massive Abwehr. Als ein paar Vogelscheuchen das Dorf bedrohen, muss sie die Initiative ergreifen.
Die Hexen von Woodville ist der erste Band einer Trilogie um das Leben im gleichnamigen Örtchen. Dort leben bodenständige Farmer, die sich ihrem Tagwerk verschrieben haben. Mitten im Krieg und der Bedrohung durch die Nazis, müssen sie dennoch für eine reiche Ernte sorgen und ihren Beitrag leisten. Und natürlich kennen sie sich alle untereinander, wie das in einem kleinen Ort nunmal so ist.
Faye, deren Vater den Pub bewirtschaftet, hat ein Buch gefunden, das ihre Mutter ihr hinterlassen hat. Es ist voller Rituale und magischer Handlungsweisen. Sehr zum Leidwesen ihres Vaters wird Faye neugierig und möchte mehr über die Vergangenheit ihrer Mutter erfahren. Aber ihr Vater Terrence und auch die anderen Dorfbewohner weichen ihren Fragen aus und beteuern immer wieder, dass Fayes Mutter eine freundliche und zuvorkommende Frau gewesen ist. Das reicht der jungen Frau aber nicht, sie will hinter die Geheimnisse um das Buch kommen, in der zudem eine seltsame Abfolge zum Läuten der Glocken enthalten ist.
Die Geschichte nimmt an Fahrt auf, als Woodville von lebendigen Vogelscheuchen bedroht wird. Keiner weiß, wo diese herkommen und eigentlich möchte auch keiner daran glauben, dass es lebendige Vogelscheuchen gibt. Bis auf Faye, die hartnäckig versucht, die anderen davon zu überzeugen, dass hier Magie im Spiel sein muss. Bis zu einem Punkt, wo ihr bester Freund beginnt, Angst vor ihr zu bekommen. Aber als sie versucht, zu einem normalen Leben zurückzukehren, spitzen sich die Ereignisse zu und sie MUSS den Gedanken zulassen, dass sie anders ist als die anderen. Aber einen Trost gibt es: aus unerwarteter Richtung erhält Faye Unterstützung.
Das Buch greift ein komplexes Thema auf, das aber alle Jugendlichen (vielleicht auch Erwachsenen) umtreibt. Nämlich die Frage, wer man eigentlich ist und welche Wurzeln einen prägen. Kombiniert wird die Thematik mit der Angst davor, anders zu sein als andere und nicht so richtig in die Welt hineinzupassen, in der man sich befindet. Es fällt leicht, sich mit Faye zu identifizieren und so ihre eigene Identifikationsreise mitzuerleben. Dadurch, dass Faye so hartnäckig ist, macht sie uns Mut, sich bei dieser Herausforderung ebenfalls nicht einschüchtern zu lassen.
In Rabenzauber wird der Krieg zwar als Rahmenwerk der Welt immer wieder erwähnt, doch trägt er zur Geschichte nicht maßgeblich bei. Allerdings fehlt dadurch auch nichts, eventuell wird die Thematik im nächsten Band wieder aufgegriffen und/oder vertieft.
Das leicht zu lesende Jugendbuch ist nicht nur ein unterhaltsames Werk, das in eine Welt voller Magie und Mysterien einlädt. Es zeigt auch die Schwierigkeiten der Selbstfindung aus verschiedenen Perspektiven auf. Wer sich darauf nicht einlassen möchte, der kann allerdings auch einfach der spannenden Handlung folgen und sich der Bedrohung der lebendigen Vogelscheuchen stellen.