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Der Herr der Weihnachtsstadt

Das 16. Türchen des Kurzgeschichten-Adventskalenders

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Kategorie: Kurzgeschichten Literatur

Hinter Türchen Nummer 16 hat unsere Redakteurin eine Geschichte über die Ursprünge von Weihnachten - und woher sie wirklich stammen - verborgen. Wichtel Willibald Bolger war von Anfang an dabei und weiß einiges zu berichten ...

Diese Stadt war einst ein kleines Dorf und von nur wenigen Wichteln und dem Weihnachtspaar bewohnt. Doch als die Jahre ins Land zogen und Weihnachten immer mehr Bedeutung in der Gesellschaft beigemessen wurde, florierte das einstmals kleine Fleckchen Erde zu einer boomenden und geschäftigen Großstadt an den Ausläufern des Nebelgebirges – Weihnachtsstadt, wie wir sie heute kennen.  

Mein Name ist Willibald Bolger und ich bin fast so alt wie die Zeit selbst, könnte man sagen, vielleicht sogar älter als der Weihnachtsmann. Aber er spricht nicht gern über sein Alter – wahrscheinlich, weil er sich auch gar nicht mehr so sonderlich gut erinnert – also übergehe ich diesen Aspekt. Denn ich hatte ein sehr ereignisreiches Leben, aber erst rückblickend wird mir bewusst, wie außerordentlich es doch gewesen ist und wie situationsbedingte Zufallsbegebenheiten das Weihnachten prägten, wie wir es heute kennen und lieben.   

Man kann sagen, dass Weihnachten ein äußerst komplexes Konstrukt ist. Lassen Sie sich entführen in eine Welt, die normalerweise vor den Augen der Menschen verborgen ist, in eine Welt, die nur wenige Auserwählte jemals gesehen haben: Im ersten Teil meiner 24-teiligen Dokumentation erwarten Sie daher aufsehenerregende Geschichten über die Gründung von Weihnachtsstadt, mit viel Liebe zu den unbekannten Details und einer Prise glitzerndem Wichtelhumor garniert. 

Und so beginnt unsere Geschichte auch in den weiten Ebenen eines schneeverwehten weißen Feldes, weit entfernt von den Siedlungen der Menschen, hinter Dünen aus weißen Schneekristallen vor allen Blicken verborgen. Aus der Ferne nähert sich, scheinbar langsam herantastend, ein dunkler Punkt am Horizont, der sich durch das Schneegestöber kämpft. Beim genaueren Hinsehen stechen sehr bald Gestalten heraus, zwei größere Exemplare in Rot gekleidet, die von kleineren, in grün gekleideten Punkten, begleitet werden. Einer dieser kleinen grünen Punkte bin ich – Ihr Erzähler.  

Farbe, so hat es den Eindruck, hatte von Anfang an einen hohen Stellenwert für das Unternehmen “Weihnachten”. Rot symbolisiert die grundlegenden Werte und Wünsche unserer kleinen Gemeinschaft. Als Komplementärfarbe zum Rot ergänzt Grün dies nicht nur wunderbar, auch die zugrundeliegende zugeschriebene Bedeutung hat ihren Beitrag zur Kolorierung von Weihnachten beigetragen. So die offizielle Version, die Jahre später von uns in Umlauf gebracht wurde, als sich alles bereits etabliert hatte. Eigentlich hatten diese beiden Farben den bestechenden Vorteil, dass sie wirklich gut im hellen Schnee auszumachen sind. Sie glauben gar nicht, wie oft wir uns im heftigen Gestöber des Schnees aus den Augen verloren haben. Doch dank der hochgewachsenen “Rudelführenden”, die wie ein Leuchtturm aus dem Schnee ragten, konnte stets ein Verlust der Herde vermieden werden. 

Wäre die Wahl unseres Weihnachtsstützpunktes auf eine Sandwüste gefallen, so wären das Kolorit von unserer Seite aus ein gänzlich anderes gewesen, nämlich Violett- und Blautöne, garniert mit einem kräftigen Sonnengelb. Aber die unwirschen Umstände der vereisten Welt weitab der Zivilisation war nach reiflicher Überlegung der Task-Force “Verortung” ein weitaus geeigneter Stützpunkt – denn zufällig war die Mehrheit der abstimmberechtigten Teilnehmenden etwas phobisch gegenüber kleinen Krabbeltieren eingestellt, die sich auf frostkaltem Boden weniger tummeln als sonst wo auf der Erde.  

Aber zurück zu dem Zeitpunkt, als alles begann. Nach langer Wanderung hallte schließlich ein mächtiges “Ho-ho-ho" über die Köpfe der kleinen Wichtel hinweg. Was bald zum Synonym für die Ankunft des Weihnachtsmannes werden sollte, entstammte jedoch den unglaublich verschnupften und verschleimten Bronchien eben dieses Mannes, der seine Vorliebe zur kalten Witterung und eisigen Temperaturen erst noch finden musste. Selbst die wintererprobten Rentiere, die in einem leuchtend roten Wagen die Grundsteine für die Errichtung von Weihnachtsdorf hinter sich herzogen, waren aufgrund der fortwährenden Wetterverhältnisse gesundheitlich angeschlagen und schnieften aus rot geschwollenen Nasen einen flötenhaften Weihnachtblues, der später als “Schneeflöckchen, Weißröckchen” Berühmtheit erlangen sollte.  

Den Hustenanfall mit weiteren bellenden “Ho-ho-Hos" niederringend, der den kräftigen Koloss sogar wortwörtlich auf die Knie zwang, beschloss der Weihnachtsmann, dass dies der Ort sein würde, an dem unser Zentrum der Macht Weihnachtshauptquartier seinen Anfang nehmen sollte. Einerseits hatten wir alle so langsam wirklich genug von jener Irrfahrt auf der Suche nach einer Herberge, sodass dies schon Grund genug gewesen wäre, genau diesen Ort auszuwählen. Andererseits stand nicht weit entfernt eine einzelne, groß gewachsene Tanne, die – wenn sie erst mit einem glänzenden Stern auf der Spitze, der wie ein allsehendes Auge über allem thront, und vielen Lichtern, die an Ketten befestigt sind, versehen wäre – einen hervorragenden Orientierungspunkt in dieser Schneeeinöde abgeben würde. 

Und so begaben wir uns an die schweißtreibende und langwierige Arbeit, unsere neue Heimat zu errichten. “Fleißig wie die Wichtel” ist ein geflügeltes Wort, das zu jener Zeit seinen Ursprung fand – und uns auch einen neuen Namen bescheren sollte. Bevor wir mit dem bärtigen, hochgewachsenen und magisch begabten Mann in dieses Abenteuer aufgebrochen sind, waren wir als Halblinge bekannt, die das große Volk stets gemieden haben. Letzteres war sicherlich einer der Hauptgründe, warum wir Teil dieses Unterfangens geworden sind, denn ein friedliches Leben abseits der großen Leute war bei dem schon damals vorherrschenden Bevölkerungswachstum ein schwieriges Unternehmen. Was uns besonders am Herzen liegt, ist Frieden und Stille – und davon gab es hier am Nordpol mehr als genug. Zumindest sollte es noch eine ganze Weile so bleiben, bis unser Dorf zu einer der größten Industrie-Städte der Welt avancieren sollte.  

Stück für Stück bauten wir in den folgenden Jahren unser Dorf auf und unser Erfolg wuchs so rasant wie der Ort selbst. Bald wurde Weihnachtsstadt nicht nur der Treffpunkt für weitere Festtagsakteure wie den Osterhasen oder Amor, viele suchten den Rat des weisen Mannes, der auf unerklärliche Weise Einblicke in das Leben der Menschen hatte, um so eine Liste mit “artigen” und “unartigen” Kindern zu erstellen. Die Quelle dieser Gabe ist dabei ein sehr gut gehütetes Geheimnis, denn heutzutage gibt es nicht mehr viele dieser Sehenden Steine ... 

… doch dies ist eine andere Geschichte, die Sie in der nächsten Folge meiner Dokumentation erfahren werden. 

 

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