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Der Herr der Ringe: Gollum

„Elben sehen bei uns nicht so nett und fluffig aus wie in vielen Fantasywelten“

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Kategorie: Filme Games

Mit Der Herr der Ringe: Gollum veröffentlichen die Hamburger Spieleentwickler von Daedalic Entertainment ein neues Action-Adventure-Computerspiel, das auf J. R. R. Tolkiens Fantasy-Roman Der Herr der Ringe basiert. Wie der Titel schon andeutet, schlüpft man in die Rolle der Romanfigur Gollum und muss sich einen Weg durch verschiedene berühmte Schauplätze Mittelerdes suchen – eine Geschichte, die in der berühmten Buchvorlage nur grob angedeutet wird.

Damit sich die Handlung dennoch möglichst so anfühlt, als wäre sie Teil von Tolkiens Werk, kommt Damiri Knapheide ins Spiel. Der 48-jährige Designer und Tolkien-Experte arbeitet seit August 2019 mit an diesem Projekt bei Daedelic und ist als Lore Keeper (Wissensbewahrer) für alle Fragen rund um Gestaltung und Hintergrund von Tolkiens Welt zuständig. Für die Zauberwelten haben wir ihn zu seiner Arbeit befragt. Das Interview führte Karsten Dombrowski.

 

 

Zauberwelten: Ist das für Dich einfach nur irgendeine Spieleproduktion oder verbindet Dich mehr mit Tolkien und seinem Werk?

Damiri Knapheide: Das ist eine sehr besondere und herausfordernde Aufgabe, nicht irgendeine Spieleproduktion. Ich bin mit Tolkiens Werk seit vielen Jahren eng verbunden und habe sowohl beruflich als Literaturwissenschaftler als auch als leidenschaftlicher Fan und langjähriger Rollenspieler privat mit Mittelerde und Tolkiens Schriften zu tun.

ZW: Grob zusammengefasst: Worum dreht sich die Handlung des Spiels? Was sind die Kernelemente der Handlung?

Damiri: Gollum ist aus den Nebelbergen entkommen und entdeckt die Welt wieder neu für sich. Auf seiner Suche nach dem Ring gerät er in die Fänge Saurons und muss seinen Weg in einer bedrohlichen und gefährlichen Umgebung finden. In Barad-dûr brauchen wir alle unsere Fähigkeiten, um zu überleben, furchtbare Sklavenarbeit und gefährliche Minen mit einbegriffen, und uns mit den richtigen Personen higher up zu verbünden. Kaum sind wir so auf unsere eigene Art und Weise dem Dunklen Herrscher entkommen, fängt uns Aragorn und bringt uns zu den Waldelben. In deren Reich begegnen wir einer besonderen Elbin und decken ihr Geheimnis auf.

Der Herr der Ringe: Gollum ist ein Adventure Game mit vielen Stealth-Elementen. Wichtig sind Interaktionen mit den richtigen Personen, damit wir Verbündete bekommen. Dabei hilft uns die nettere Sméagol-Seite unseres Charakters. Manchmal müssen wir aber auch harte, egoistische Entscheidungen treffen. Dann brauchen wir Gollum. Eine wichtige Mechanik ist der innere Dialog und der Konflikt zwischen Sméagol und Gollum, also den beiden Teilen seiner gespaltenen Persönlichkeit. Es gibt sogenannte Konfliktdialoge. Hier müssen wir unsere Entscheidung im Inneren ausfechten und die jeweils andere Seite Gollums überzeugen. Je nachdem, wie man sich entscheidet, kann das Leben oder Tod befreundeter Personen bedeuten. Es gibt ein Level, das völlig anders ist, je nachdem wie man sich entschieden hat. Aber dazu muss man das Spiel sorgfältig bis zum Ende durchspielen. Man kann das nicht so genießen, wie im Übrigen auch andere Aspekte der Lore, wenn man nur in Hochgeschwindigkeit durch die Level rennt.

 

 

ZW: Wieso habt Ihr Euch ausgerechnet für Gollum als Protagonisten entschieden? Was macht ihn so besonders?

Damiri: Gollum ist eigentlich eine sehr wichtige Figur in Herr der Ringe. Ohne ihn wäre Frodos Reise komplett gescheitert. Er ist zwar tückisch und gemein, hat aber auch eine gute Seite. Tolkien hat sich sehr viele Gedanken über Gollum gemacht, und während wir in der Konzeptphase waren, stellten wir fest, dass er viele Vorteile hatte: Er kommt überall hin! Wie die Hobbits kann er Mittelerde durchreisen und entdecken, ohne dass er groß auffällt. Er begegnet dem Dunklen Herrscher und entkommt, er sieht den Düsterwald, Thranduil, erlebt Schatten und Licht – es wurde immer interessanter. Außerdem fällt unsere Geschichte in eine Zeit zwischen Der Hobbit und Der Herr der Ringe, von der wir nur ungenaue Angaben und Vermutungen Gandalfs haben, was Gollum betrifft. Das ergab eine gute Ausgangslage, um Orte und Ereignisse darzustellen, die noch nie in aller Genauigkeit dargestellt wurden. Es gab uns gleichzeitig Freiheiten bei der Interpretation und eigenen Gestaltung. Gleichzeitig war da immer die große Nähe zu Hintergrund und Geschichte des Herrn der Ringe.

 

ZW: Welchen Gefahren muss sich Gollum stellen? Und welche Möglichkeiten stehen ihm dabei zur Verfügung?

Damiri: Gollum ist ein Überlebenskünstler. Es gibt Level, in denen wird er gejagt und muss sich verstecken, klettern, schwimmen und so weiter. Er kann auch mal einen schwachen Ork von hinten erwürgen, aber ansonsten ist er natürlich kein großer Kämpfer. Die Interaktionen, Intrigen und Machtspiele, in die Gollum verwickelt wird, ermöglichen es ihm zusätzlich, Verbündete zu finden, um letztendlich seinen eigenen Weg zu gehen.

 

 

ZW: Werden wir neben Gollum auch weitere bekannte Gesichter und Orte des Herr-der-Ringe-Universums sehen? Habt Ihr neue Charaktere eingefügt, die in Tolkiens Werken nicht oder nur grob skizziert vorkommen?

Damiri: Es werden ikonische Charaktere auftauchen, wie zum Beispiel Gandalf und Thranduil. Wer aufmerksam spielt, wird liebevolle Anspielungen auf weitere Charaktere des Herrn der Ringe finden. Allerdings erfahren wir Mittelerde aus der Perspektive Gollums, das bedeutet, es ist eine andere Sichtweise. Wir haben die Buchlizenz und durften auch gar nicht auf den Stil der Filme zurückgreifen. Die Elben empfindet Gollum beispielsweise als grausam, und daher sehen sie bei uns auch nicht so nett und fluffig aus wie in vielen Fantasywelten.

Wir haben natürlich eigene Charaktere für unsere Story entwickelt, immer eng verbunden mit der Lore. Die elbischen Zauberer verstehen sich beispielsweise selbst eher als Künstler und arbeiten in der Tradition der Elben aus Doriath, wo sie ihr Wissen noch von Melian selbst gelernt haben. Es gibt ja nicht mehr so viele Sindarelben im Düsterwald und sie verlieren langsam ihr Wissen, aber Tolkien schreibt darüber sehr genau, und das haben wir zur Gestaltung unserer Figuren benutzt.

Auch in Barad-dûr muss es natürlich viel Personal geben, das die Befehle des Dunklen Herrschers umsetzt. Da haben wir zum Beispiel mit dem Candle Man, einer Art Spymaster, eine Figur, die die zahlreichen Informationen sammelt und bündelt und auch in Gollum großes Potenzial sieht. Dieser Mann hat eine Tochter, die Sauron fanatisch anbetet und ihren eigenen Vater aus dem Weg räumen will. Na ja, solche Figuren braucht die Geschichte, und Gollum ist da mittendrin.

 

ZW: Durch Peter Jacksons Verfilmungen gibt es in vielen Köpfen vermutlich – unterbewusst – eine ganz bestimmte Vorstellung, wie Mittelerde und die darin agierenden Figuren aussehen. War das für Eure Produktion eher Fluch oder Segen?

Damiri: Wir haben versucht, dieses Spiel für die Fans des Herrn der Ringe zu machen. Also war es wichtig, die schönen und prägenden Bilder aus den Filmen miteinzubinden. Da wir aber die Buchlizenz haben, mussten wir einen ganz eigenen Artstyle entwickeln. Gollum mussten wir zudem etwas niedlicher machen, weil wir ihn ja die ganze Zeit begleiten. Es gibt atemberaubend schöne Ausblicke, die unser Art Department erstellt hat. Dazu muss man es aber in den Düsterwald und in Thranduils Hallen schaffen. Insgesamt gesehen war das für uns eher ein Ansporn als ein Fluch. Wir haben als Fans die Interpretation von Peter Jackson und seinem Team immer vor Augen gehabt.

 

 

ZW: Wenn das Spiel erst einmal produziert ist, könntest Du Dir vorstellen, noch einmal mit einem neuen Projekt nach Mittelerde zurückzukehren? Welche Geschichten, Figuren oder Orte würden Dich noch reizen?

Damiri: Ja, definitiv. Die Produktion lag in der Zeit der Corona-Pandemie, und das war echt hart. Aber in Tolkiens Welt schlummern noch sehr viele wunderschöne Geschichten, die erzählt werden wollen. Über Folgeprojekte darf ich hier aber leider nichts verraten …

 

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