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Hellraiser: Judgment

Evil seeks evil … Moment, was?

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Kategorie: Filme

Die Hellraiser-Filme haben eine recht turbulente Geschichte. Waren die ersten drei bis vier Filme noch relativ beliebt, begab sich die Reihe spätestens mit dem fünften Teil auf den Weg einer Teufelsspirale hinab Richtung Hölle. Dies gipfelte bis heute in der Aussage von Clive Barker, Begründer des Franchises und Autor der Buchvorlage, in der er sich über Revelations äußerte, dem neunten Teil: „I have NOTHING to do with the fuckin' thing. If they claim it's from the mind of Clive Barker, it's a lie. It's not even from my butt-hole." Entsprechend niedrig waren die Erwartungen an den neuesten, zehnten Teil Judgment. Ist diese Skepsis gerechtfertigt?

„Die Hölle ist besser organisiert ... und viel weniger amüsant.“

Dies sagte einst Pinhead, Antagonist und Quasimaskottchen der Hellraiser-Reihe. Und er scheint sich dies in mehr als einer Hinsicht zu Herzen genommen zu haben. Nachdem er den Zauberwürfel, die Lament Configuration, offiziell zum alten Eisen gelegt hat, braucht es etwas neues, um die Sünde und das Leid der Menschen zu mobilisieren. Und was eignet sich besser, um Leid bei Menschen zu erzeugen, als Bürokratie und justizielle Vorgänge?

In einem Haus am Rand der Stadt kommt es daher zu Gerichtsverhandlungen von Sündern, in denen zunächst eine Anhörung durch den Auditor stattfindet. Dieser schreibt die Sünden des Delinquenten auf einer Schreibmaschine nieder und gibt den „Kunden“ anschließend an den Assessor weiter. Nachdem dieser die niedergeschriebenen Sünden buchstäblich gegessen hat – mit Messer und Gabel! –, erfolgt das Urteil und dessen Vollstreckung, die in der Regel nicht gerade angenehm für den Sünder ausgeht.

Ich bin ein eifersüchtiger Gott!

Während also in dem alten Haus munter Recht gesprochen wird, driftet die Geschichte zu einem Polizist*innen-Trio ab. Dieses Trio versucht mit wachsender Verzweifelung, einen Massenmörder dingfest zu machen, der seine Opfer basierend auf den Todsünden drapiert. Zwei Sünden und damit zwei Opfer sind noch übrig. Dabei führt es einen der drei, Sean, auf die Spur eines Verdächtigen und diesen wiederum zu besagtem Haus, in dem ihm, dem Polizisten, schließlich der Prozess gemacht wird. Dem er interessanterweise lebendig entkommt. Wie man sich denken kann, will Sean das nicht einfach so auf sich sitzen lassen und macht sich auf, das Rätsel um das Haus und den Vorgängen darinnen zu lösen.

 

So versessen aufs Spielen und so widerstrebend, es zuzugeben!

Das Problem mit Judgment ist, dass der Film die Grundidee von Hellraiser aus den Augen zu verlieren scheint. Die ursprüngliche Grundlage der Cenobiten, also von Pinhead und seinen Kollegen, war die Kombination von Lust und Schmerz, gleichzeitig aber auch surrealistische Ästhetik gepaart mit schockierenden Bildern. Unnötig zu erwähnen, dass in dem Kontext auch sadomasochistische Tendenzen eine Rolle spielten. Letztere gibt es bei Judgment in gewisser Weise auch noch, zumindest von einer sadistischen non-erotischen Seite. Außerdem scheinen die Macher eher die Saw-Schiene fahren zu wollen: also möglichst eklige Bilder in einer möglichst dreckigen und verkommenen Umgebung.

Seltsamerweise geht es dabei recht unblutig zu. Selbst wenn der in Lack gekleidete Mann mit der Gasmaske seine Klingen durch den Körper des Delinquenten schlägt, hört es sich zwar recht detailfreudig an, trotzdem bleibt die Kamera abgewendet und zeigt wenig bis gar nichts von dem eigentlichen Geschehen. Wenn man dies am ersten Film misst, in dem sich beispielsweise ein Mensch scheinbar aus dem Nichts wieder zusammensetzt – nur durch die sterblichen Überreste anderer Menschen –, und dies bis ins kleinste Detail dargestellt wird, fehlen dem geneigten Zuschauenden bei Judgment durchaus ein paar Schauwerte.

Die Cenobiten sind im Design recht nett, wenn auch nicht wirklich originell. Abgesehen von Pinhead selbst klappert im Hintergrund noch der Chatterer herum, den man jetzt aber auch schon zu Genüge kennt und der nicht wirklich etwas beiträgt. Der Rest des Höllenkaders stellt sich größtenteils aus weitestgehend nackten Frauen mit zum Teil entstellten Gesichtern zusammen, dazu Beamten und dem Surgeon, der mich extrem an Suffering Bob aus Clive Barkers Tortured Souls-Figuren-Reihe erinnert. 

Du leidest wirklich überaus exzellent, aber ich bin nun mal geschäftlich hier

Die Darsteller*innen machen insgesamt einen überzeugenden Job. Man muss aber leider auch sagen, dass der „neue“ Pinhead (Paul T. Taylor, links im Bild) zwar eine deutliche Steigerung zu dessen direktem Vorgänger (Stephan Smith Collins, Mitte) ist, ihm aber die Präsenz des altehrwürdigen Doug Bradley (rechts) fehlt. Trotzdem macht er keinen schlechten Job und ist zumindest ein passabeler Nachfolger für die Horrorikone. 

Der Hauptcharakter Sean wird von Damon Carney verkörpert. Bei ihm bekommt man an mehr als einer Stelle das Gefühl, er wäre lieber Michael Fassbender. Nichtsdestotrotz bringt er die verschiedenen Aspekte seines Charakters gut rüber. Auch den verbalen Schlagabtausch mit dem Auditor spielt er unterhaltsam und man will ihn nicht direkt sterben sehen, was immer ein Plus für einen Hauptcharakter ist.

Das bekannteste Gesicht im Film dürfte allerdings Heather Langencamp gehören. Bekannt durch ihre Rolle als „Nancy“ in drei Nightmare on Elmstreet-Filmen, ist sie im Grunde für sich schon eine Ikone des Horrorgenres. Was sie allerdings in diesem Film zu suchen hat, in dem sie auch nur 27 Sekunden zu sehen ist – im Ernst, ich habe die Zeit gestoppt –, erschließt sich mir nicht ganz. Man kann sich leider des Gefühls nicht erwehren, dass ihr Name nur als Zugpferd für Horrorfans der alten Schule groß und breit in den Vorspann UND die Trailercredits gepackt wurde.

Und ich bin gekommen, die Lautstärke aufzudrehen!

Pinhead und sein Gerichtshof verfolgen ein größeres Ziel. Welches Ziel das jetzt konkret ist, was das alles eigentlich soll, wie ein weiblicher Erzengel in das Ganze rein passt und warum sowohl besagter Erzengel als auch der Auditor von Sean so beeindruckt sind, wird im ganzen Film nicht so recht geklärt.
Das liegt nicht zuletzt am Auditor selbst. Der hat auf Cenobiten-Seite noch den meisten Text und die meiste Interaktion mit anderen Menschen und Nichtmenschen, klingt dabei aber meistens, als hätte er mindestens vier gefrorene Fischstäbchen im Mund. Soll heißen, man versteht vielleicht die Hälfte von dem, was der Auditor sagt. Zugegeben, das mag sich in der deutschen Version, die beim Verfassen dieses Textes noch nicht vorlag, relativieren, in der englischen Fassung ist das aber sehr nervig.

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