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Hellboy Kompendium 3

Auf König Arturs Spuren

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Kategorie: Literatur

„Denn wir wissen, aus freier Entscheidung folgt große Verantwortung."
- Glen David Gold (Vorwort zu „Der Sturm")

Hellboy findet gerne klare Worte um seine mitunter verzweifelte Situation zu beschreiben. Kurz und knapp kommt ihm oft nur ein bissiger aber wohlplatzierter Fluch über die Lippen, bevor er seine monströse Faust schlagkräftige einzusetzen weiß. Aber das ist nur die eine Seite der Geschichte. Hellboy überzeugt auch im dritten Band durch eine tiefe Charakterentwicklung und eine düstere bis verstörende Handlung. Bis auf seine mitunter simple Art Probleme zu kösen, verbindet Hellboy wenig mit den altbekannten Actionsuperhelden und auch stilistisch hebt er sich wohltuend vom Comic-Einerlei ab.

Hellboy gehört sicher zu den bleibenden Schöpfungen von Comic-Genie Mike Mignola. Das okkult-düstere Universum in Kombination mit dem kurz angebundenen (Anti-)Helden ist ebenso unverkennbar wie Mignolas kontraststarker Zeichenstil.
Im vorliegenden dritten Kompendium wurde die Federführung jedoch an Duncan Fegredo weitergegeben. Während Mignola konzeptionell beratend und kontrollierend im Hintergrund steht, hat Duncan Hellboy seinen eigenen Pinselstrich verleihen dürfen.

Stilwende?

Die Weiterführung der Reihe durch den Künstler Fegredo gelingt äußerst gut. Durch enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Schaffern bleibt der grundlegende Stil auch gewahrt, ohne zu einer Kopie zu verkommen. Mignola sorgt durch Konzeptzeichnungen, Panellayouts und natürlich das dahinterstehende Skript für den Erhalt des typischen Flairs, ohne dass sich Fegredos Hellboy nach einer Dopplung anfühlt. Immer wieder betonen die Beiden, dass es beim Zeichnerwechsel nicht auf eine Imitation, sondern Interpretation hinauslaufen sollte. Das ist auch gut so, da Mignolas einzigartiger Stil kaum kopiert werden kann. Was bleibt sind die starken Farbflächen, eine markante Linienführung und eine anspruchsvolle, bildgewaltige Erzählweise. Farbwechsel um Zeitebenen zu trennen, kunstvolle Schnitte und eine ausgeprägte Symbolsprache machen Hellboy zu einem Meisterwerk der Comickunst. Fegredos Umsetzung bewahrt all diese Elemente, fühlt sich aber etwas leichter und detailreicher als Mignolas Stil an. Auch wenn Comicexperten fraglos Stunden über die Stiländerungen diskutieren könnten, ist der Stil auf den ersten Blick konsistent und wirkt auf den fast 600 Seiten nie verfehlt. Kompendium 3 kann also bruchlos neben den beiden Vorgängerbänden bestehen.

An Arturs Tafel

Auch inhaltlich fügt sich der dritte Band nahtlos an. Hellboy gelang es schon immer, durch Querverweise ein geschlossenes Universum und eine fortlaufende Geschichte zu generieren.

Diesmal hängen die drei enthaltenen Bände (Der Ruf der Finsternis, Die Wilde Jagd und Der Sturm) aber noch einmal enger zusammen. Eingestreute Kurzgeschichten bleiben aus, stattdessen haben wir es mit Erzählungseinheiten von je sechs bis acht längeren Kapiteln zu tun. Das allein lässt Zeit zur Charakter- und Geschichtsentfaltung, diesmal bilden die drei Teilbände aber noch einmal einen übergreifenden Bogen. Dass dieser noch dazu auf vorhergehende Geschichten verweist und bekannte Charaktere aufgreift, sorgt für einen noch tieferen Gesamteindruck.

Die Handlung selber soll nicht groß vorweggenommen werden. Grundsätzlich sind es zwei Motive, die das Leseerlebnis auszeichnen. Zum ersten eine okkulte Erweckungsgeschichte apokalyptischen Ausmaßes. Dämonische, unbeschreibliche Kräfte werden reaktiviert und beherrschen die Welt wie ihre Theaterbühne. Einzelschicksale verblassen hinter einer Geheamp-img layout="responsive" height="1" width="1"eschichte und gigantischen Charakteren mit denen Hellboy nur schwer mitzuhalten weiß.

Bedient wird sich dabei – wie für Mignola typisch – an allen Facetten des Okkultismus, wobei diesmal eine düstere Version der Artur-Legende prägend wird. Das Schwert Excalibur und die Ritter der Tafelrunde finden eine dunkle Neuinterpretation in der auch die Baba Jaga einen Platz findet.

Auf der anderen Seite steht Hellboys Charakterentwicklung. Seine Aufgabe und persönliche Geschichte wird immer wieder zum Thema und konfrontiert den Hauptcharakter mit seinen finstersten Ängsten. So sehen wir in einer Rückblende, wie der junge Hellboy traurig vor einer Hütte in Texas grübelt und wie ein ganz normaler Junge seinen Baseballhandschuh vor sich abgeworfen hat. Ebenso traurig ist sein reifer Widerpart, der realisiert, wie wenig er seine Emotionen im Griff hat und welche Verantwortung er trägt. Dabei steht Hellboy fast schon symbolisch für große moralische Fragen und ist in eine allgemeine Mythologie eingebettet. Auf einer persönlichen Ebene sieht sich der Höllenjunge mit dem Sündenfall und der Last der Willensfreiheit konfrontiert.

Das geschieht selbstverständlich unaufdringlich, wird aber unschwer klar, wenn man sich die nötige Zeit nimmt, um die Erzählung auf sich wirken zu lassen. Dem oder der ungeduldigen Leser*in helfen die angefügten drei Vorworte bei der Identifikation solcher Motive. Und auch die angefügten kommentierten Sketchbooks lassen Details aus der Geschichte in neuem Licht erscheinen.

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