Wer schon immer das Bedürfnis hatte, gegen die Machenschaften der Inquisition vorzugehen, bekommt jetzt seine Chance. Im Adventure Heaven’s Hope aus dem Mosaic Mask Studio schlüpft der Spieler in die Rolle des Engels Talorel, der wegen einer im jugendlichen Übermut abgeschlossenen Wette auf der Erde landet und dort Heiligenschein und Flügel einbüßt. Um das Drama zu vollenden, landet Talorel ausgerechnet in der Stadt Heaven’s Hope, in der gerade eine finstere Inquisitorin die politische Macht an sich reißen will.
Zurück in den Himmel, heißt die Devise. Möglichst ohne vorher Probleme auf der Erde zu bekommen ... Klingt einfach, stellt aber Figur und Spieler vor angenehm ausufernde Probleme. Die Optik und Musik des Spiels überzeugen vom ersten Moment an – liebevoll gezeichnete Hintergründe, klassisches 2.5 D und ein Held, der an Guybrush Threepwood aus der Monkey Island-Reihe erinnert. Die Musik bildet einen stimmungsvollen Rahmen, der mit dem Spielerlebnis verschmilzt.
Wie in jedem klassischen Adventure besteht das Spielziel im planvollen Interagieren mit den Orten, Gegenständen und Personen. Informationen erhält der Spieler durch das Ausfragen der Personen und das Sammeln von Gegenständen. Diese müssen im Spiel kombiniert und eingesetzt werden. Leider funktioniert dieses klassische Handlungselement eines Point’n’Click-Adventures in einigen wenigen Fällen nicht so gut und logisch wie gehofft, da sich manche Objekte nur schwer anwählen lassen. Hier hilft nur hartnäckiges Ausprobieren.
Die Rahmenhandlung umfasst etwa 12 Stunden Spielzeit, die von einigen Mini-Spielen unterbrochen wird. Diese lassen sich nach einiger Zeit glücklicherweise abbrechen, sodass auch Spieler, denen solche Einschübe keinen Spaß machen, dadurch keinen ungewollten Spielstopp erleben. Insgesamt machen diese Mini-Spiele sowieso nur einen winzigen Teil des Spielerlebnisses aus.
Die Szenarien stecken voller irrer Einfälle und strotzen nur so vor überquellender Kreativität. Die Plotschreiber bedienen sich bei der Popkultur, zitieren Monty Python und Douglas Adams. Es lohnt sich daher wirklich, sich die Zeit zu nehmen, jeden neu spielbaren Raum gründlich zu untersuchen, um nicht nur den Plot zu verfolgen, sondern die vielen Details zu entdecken.
Große Freude bereiten auch die Sidekicks in Form der Engelfreunde Talores Myriel und Azael und einige spielbare Nebencharaktere. Myriel und Azael kommentieren das Spiel mit mal mehr, mal weniger hilfreichen Tipps. Die Sprachaufnahmen sind gelungen, man hört den Spaß bei der Arbeit – die Charaktere ächzen, schreien, stöhnen und lachen angenehm, sodass man sich die Dialoge gerne mehrfach anhört.
Leider kommt das Spiel trotz all dieser Vorzüge zu Beginn nicht so richtig in Gang. Sobald aber die ersten zehn Prozent des Adventures geschafft sind (etwa 60 Spielminuten – ohne Konsultation der Komplettlösung), tobt der Wahnsinn in der Handlung und das Spiel beginnt erst richtig.
Durchhalten unbedingt empfohlen – es lohnt sich! Insgesamt präsentiert sich Heaven’s Hope als solides, sehr unterhaltsames Spiel, das himmlisch schrägen Spielspaß verspricht.
Heaven’s Hope
(Mosaic Mask Studio, 2016)
Plattformen: PC, Mac
Webseite: Heaven's Hope