Cathy und Hindley Earnshaw haben ein behütetes Leben. Bis ihr Vater auf einmal einen Rumstreicher aus Liverpool mit nach Hause bringt und verkündet, dass er diesen adoptiert hat, denn dann ändert sich alles – nur leider nicht zum Guten. Während zwischen Hindley und Heathcliff eine tiefe Rivalität entsteht, schließt Cathy mit dem wilden Jungen Freundschaft.
Aus der anfänglichen Freundschaft wird mehr – das Wesen des unbändigen Adoptivbruders passt gut zu Cathys eigenem Freiheitsdrang. Und so sind die beiden unzertrennlich. Das Schicksal meint es aber nicht gut mit den beiden. Der neidische und rachsüchtige Hindley wird Herr über Wuthering Heights und verbannt seinen Rivalen in den Stall und zum Leben eines Dieners. Cathy fühlt sich außerstande, einen Diener zu heiraten und knüpft aus Vernunft Bande in die angesehene Familie Linton, statt sich ihren Gefühlen zu Heathcliff hinzugeben. Statt einer Lösung scheint Cathy damit aber endgültig ihres und das Leid der beiden Familien besiegelt zu haben – ein Drama aus Intrigen, Rache und Gewalt zieht sich durch den gesamten Roman.
Die Graphic Novel von Yann und Edith greift die düstere und stetig angespannte Atmosphäre des Romans von Emily Brontë gekonnt auf. Die Illustrationen sind von kalten, düsteren Farben gekennzeichnet, in denen die wenigen Lichtblicke im Leben der Charaktere durch rar platzierte Farbkleckse hervorgehoben werden. Auch die Darstellung der Personen zielt nicht auf Ästhetik, sondern unterstreicht durch grobe Strichzüge und asymmetrisch gesetzte Mimiken die Bedrohung und Negativität der Handlungen. Lediglich das Cover zeigt die zarten Gefühle, die hinter den Mauern aus Ablehnung und bösartigen Taten der Agierenden steht und weist auf die unerfüllten Sehnsüchte hin, die Ursache für alles Kommende sein soll. Der Kontrast zwischen der ursprünglichen Liebe, die sich durch Hoffnungslosigkeit und Pflicht in Gewalt und Bösartigkeit verkehrt, ist ein ständiger Begleiter der Lesenden.
Mit knapp 95 Seiten ist die Graphic Novel eigentlich schon sehr üppig gefasst, dennoch bekommen die Lesenden nur eine grobe Übersicht der Abläufe aus dem Original-Roman. Die Unmittelbarkeit, die durch die Erzählsicht der Figuren selbst erreicht wird, wird in der Graphic Novel aufgebrochen. Hier ist nicht der Pächter oder die Haushälterin Erzählende*r, sondern wir schauen von einem distanzierten Punkt auf die Ereignisse. Auch muss – aufgrund der Umsetzung als Comics – natürlich auf einige vertiefende Erläuterungen, die wir im Roman erhalten, verzichtet werden, wodurch wir die Tragweite der Ereignisse und Verwirrungen nicht in ihrer vollen Gänze erleben können. Stimmung und Wirkung werden aber durchaus erreicht, sodass auch eingefleischte Roman-Fans die Kernelemente von Sturmhöhe vermittelt bekommen; jedoch auf eine ganz andere, nämlich szenen- und bildzentrierte Weise.
Das großformatige Hardcover-Buch fühlt sich nicht nur von außen hochwertig an. Besonders dicke Seiten sorgen dafür, dass die Illustrationen nicht durchschimmern und sich gegenseitig stören, weswegen wir uns Panel für Panel ganz auf den illustrativen Eindruck einlassen können. Die einzelnen Bilder und Stripes sind leichtgängig angeordnet, sodass der Lesefluss gewährleistet ist und Bild wie Wort vermitteln die dem Roman eigene Atmosphäre. An Qualität der Aufmachung und des Drucks wurden hier nicht gespart, was grade bei künstlerischen Werken besonders wichtig ist. Aus Inhalt und Umsetzung wird ein hochwertiges Werk, das nicht nur im Bücherregal einen tollen Eindruck macht.