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Das Gleismeer

Postapokalypse auf Schienen und Gleisen

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Kategorie: Literatur

Es ist eine postapokalyptische Welt, in der Sham zu Hause ist: In der Erde leben gefährliche mutierte Tiere und die einzige sichere Fortbewegung ist auf Schienen möglich. So ist auch die ganze Welt von Gleisen durchzogen – dem Gleismeer, einem schier unendlichen Netz an Schienen, soweit das Auge reicht. Als Shams Vettern ihm einen Job auf einem Maulwurfsjägerschiff besorgen, beginnt das Abenteuer.

Ganz glücklich ist der junge Sham mit der Chance, die ihm geboten wird jedoch nicht, denn als Lehrling des Schiffsarztes sieht er keine Zukunft für sich. Zwar fährt er auf dem unendlichen Gleismeer unter der angesehenen Käpt’n Naphi, deren Philosophie viele Menschen beeindruckt, doch identifizieren kann er sich damit nicht. Einem riesigen weißen Moldywarp sein Leben lang nachzujagen – das reizt Sham nicht. Viel lieber wäre er ein Entdecker, ein Artefakter, der Stücke der alten Welt aufspürt und so längst Vergangenes und Vergessenes wieder zum Leben erweckt.
 
Durch einen Zufall trifft seine Crew bei der Jagd nach Maulwürfen auf ein Zugwrack inmitten des Gleismeers. In der Hoffnung, dort verwertbares Material zu finden, darf Sham es mit einigen anderen näher untersuchen. Eine SD-Karte, die er dort aufstöbert, wird nicht nur sein Leben verändern, sondern auch das vieler anderer: Das Artefakt enthält ein Bild, auf dem lediglich ein einzelnes Gleis zu sehen ist, eine Unmöglichkeit, denn das Gleismeer ist endlos miteinander verwoben! Erst langsam wird Sham bewusst, dass dieser Fund der Beginn eines Abenteuers ist, das er sich nicht einmal in seinen Träumen ausmalen konnte …

Schienen-Kulturen im Ödland

Durch die Limitierung der Menschen auf wenige sichere Städte auf der nackten Erde ist jede Art von Zug- und Schienenverkehr die letzte verbliebene Möglichkeit, das Land zu überqueren. Setzt man erst einen Fuß abseits eines Gleises, so lockt dieses Vorhaben lebensbedrohende Wesen wie einen Säbelzahnmull, einen großen Moldywarp oder eine Kanincheneule an. 

So wird von China Miéville eine neuartige Romanwelt erschaffen, die nicht nur durch eine leicht steampunkig angehauchte Atmosphäre beim Lesen besticht, auch der Schreibstil ist Teil der Story: So findet sich im ganzen Buch kein einziges Mal das Wort „und“, dafür aber das Kaufmanns-Und „&“. Zwar hat diese Form des Schreibens seine Wurzeln in der Gleismeerwelt, doch lesefreundlich ist diese Variante weniger. 

Unterbrochen wird die Geschichte um Sham immer wieder durch kleinere Intermezzi vom allwissenden Autor, der so unbekannte und neue Fragmente einstreut. Vielleicht auch gerade deswegen dauert es ein paar Seiten mehr, bis die Story an Schwung gewinnt und der rote Faden der Leithandlung straff anzieht.

Fazit

Mit Das Gleismeer hat Miéville ein ganz anderes Thema innerhalb der postapokalyptischen Fantasy aufgegriffen und schafft es trotz gerade einmal 400, Seiten eine runde, abgeschlossene Geschichte mit vielfältigen Charakteren zu kreieren. Der zuerst naive Protagonist entwickelt sich stetig weiter, doch auch rückläufige Entwicklungen tragen ihren Teil zum Geschehen bei – nicht zuletzt durch die sich zum Teil überschlagenden Ereignisse zum Ende des Buchs hin. 

Aber auch gerade der Endpart der Geschichte, der die Fragen der Gleismeerwelt auflöst, verdient großes Lob, da er unvorhersehbar und äußerst kreativ umgesetzt wurde. Man kommt kaum umher, deshalb das Buch mit einem breiten Schmunzeln zu beenden. Zwar ist das Einfinden in Das Gleismeer und seine exzessive Verwendung vom &-Zeichen beschwerlich, doch ist es auf jeden Fall einen Gang in die Buchhandlung wert.

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