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Die Geheimnisse von Monkey Island: Auf Kapertour mit Pixel-Piraten!

Wie passend, Du kämpfst wie eine Kuh!

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Kategorie: Games Literatur

Die Geheimnisse von Monkey Island: Auf Kapertour mit Pixel-Piraten ist ein Sachbuch über dreiköpfige Affen, Gummihühner, Beleidigungen und Wattestäbchen. Ein Sachbuch, das tief in die Karibik entführt und von der Entstehung eines der berühmtesten Computerspiele erzählt: The Secret of Monkey Island. Liebevoll und mit gründlicher Recherche spürt der Franzose Nicolas Deneschau den Anfängen der Piratenreihe nach, berichtet über das Wachstum und den Zerfall der verschiedenen Entwicklungsstudios hinter den einzelnen Titeln und legt so die Evolution des beliebten Videospielheldens Guybrush Threepwood bis ins Jahr 2022 dar.

Realistischer Look, Raytracing, atemberaubende Framerates – schaut man sich einmal an, welchen Weg Videospiele seit ihren vorsichtigen Anfängen vor mehr als einem halben Jahrhundert zurückgelegt haben, kann man nur Staunen. Doch je weiter die Entwicklung voranschreitet, desto wärmer werden auch die Gefühle für „die guten alten Zeiten“: pixelige Games mit hakeliger Steuerung und MIDI-Sound (wenn denn eine Soundkarte vorhanden war). Das Point-and-Click-Adventure ist aus dieser Zeit nicht wegzudenken. In den 80er- und 90er-Jahren prägte es die Gamesbranche wie kaum ein anderes und galt über ein Jahrzehnt als der Goldstandard der Videospielentwicklung, bevor das Interesse an diesen Rätselspielen gegen Ende des Jahrtausends schwand.

Die Monkey Island-Reihe ist möglicherweise das berühmteste Beispiel dieser Point-and-Click-Adventures. Durchdachte Rätsel, viel Humor, ein knackiger Soundtrack und innovative Ansätze an die Computerspielentwicklung sind die Dinge, die Monkey Island zu dem Hit machen, den die Spiele bis heute sind. Als 1990 mit The Secret of Monkey Island der erste Teil erscheint, kann noch niemand ahnen, wie prägend das Adventure werden sollte. Die Handlung ist simpel und schnell erklärt: Der junge Guybrush Threepwood hat einen Traum: Er möchte Pirat werden! Doch kaum hat er erfolgreich seine (fragwürdigen) Piraten-Prüfungen abgelegt, wird seine Angebetete, Elaine Marley, vom Geisterpiraten LeChuck entführt. Guybrush macht sich mit einem (gebraucht gekauften) Schiff und einer (streikenden) Mannschaft auf den Weg zu der sagenumwobenen Affeninsel, um Elaine zu retten. Der Auftakt einer Saga, die inzwischen sechs Einträge und eine sehr bewegte Historie verzeichnet.

Mit Lucasfilm Games in die KaribikTM

In Die Geheimnisse von Monkey Island hat es sich Nicolas Deneschau zum Ziel gemacht, ausnahmsweise nicht nur die glorreichen Anfänge der Spielreihe zu betrachten, sondern einen umfassenden Blick auf die vollständige Saga zu bieten. Das ist insofern ungewöhnlich, als oftmals ein Großteil der Aufmerksamkeit den ersten beiden Pixelabenteuern The Secret of Monkey Island und Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge (1991) geschenkt wird, während die nachfolgenden Teile deutlich seltener im Rampenlicht stehen. Doch dieses Buch zeichnet die Entwicklung aller sechs Spiele nach und gibt damit auch einen Einblick in die Vorgänge hinter den Kulissen von Lucasfilm Games (später LucasArts) und Telltale Games. Somit erzählt das Buch auch über eine äußerst bewegte Zeit in der Games-Industrie und den zahlreichen Überschneidungen von und Verbindungen zwischen bekannten Marken wie Lucasfilm, Disney und Pixar. Auch die Meilensteine in der technologischen Entwicklung dieser Computerspiele – bspw. in puncto Games-Engine, Sound-Engine, etc. – werden tiefergehend betrachtet. Um diese Fülle an Material und Informationen lebhaft zu vermitteln, füttert Deneschau seine Kapitel mit spannenden Zitaten und Quellenverweisen. Das Ergebnis ist eine wahrlich erstaunliche Recherche- und Schreibleistung – die zudem mit jede Menge Humor und augenzwinkernden Anspielungen aufwartet. Kleinere Abstriche gibt es lediglich dafür, dass das zugrundeliegende Argument der jeweiligen Kapitel recht chaotisch und unstrukturiert präsentiert wird. Der Text springt häufig hin und her zwischen Lob und Kritik, wirft noch schnell ein paar historische Fakten ein, um dann wieder auf eine Besonderheit des Gameplays einzugehen und so weiter.

Verbesserungswürdige Präsentation

Deutliche Minuspunkte gibt es bei diesem Buch leider in puncto Aufmachung. Zwar ist das Buch auf wertigem Papier gedruckt und präsentiert sich mit einem schick gestalteten, wertigen Hardcover. Doch sofort fällt auf, dass ein essenzielles Element fehlt: Bilder. Bei einem Text, der (völlig zurecht) von der visuellen Kunst der vorgestellten Videospiele schwärmt, ist das ein No-Go – erst recht bei einem Verlag, der laut Website als „Publisher für exklusive Kunstbücher zur Videospielkultur“ auftritt.

Auch hätte das Sachbuch von einem letzten, gründlichen Lektorat bzw. Korrektorat deutlich profitiert. Man merkt dem Text deutlich an, dass er vom Französischen ins Deutsche übersetzt wurde. Gelegentlich geht das ohnehin schon streckenweise intransparente Argument über den etwas klobigen Satzbau weiter verloren. Häufig sind zudem Satzbaufehler, überflüssige oder fehlende Wörter vorhanden. Besonders skurril ist, dass an einer Stelle auf Agatha Christies Roman Und dann gabs keines mehr verwiesen wird – und dabei der (problematische) Titel des Roman genutzt wird, der im Englischen seit fast 40 Jahren und im Deutschen seit 20 Jahren nicht mehr verwendet wird (bzw. im Amerikanischen ist der Roman nie unter dem ursprünglichen Titel erschienen). Seit 2020 werden Neuauflagen des Romans selbst in Frankreich nicht länger unter dem alten Titel veröffentlicht – nachdem der Onlinehändler Amazon die französischen Übersetzungen aufgrund ihres rassistischen Titels aus den digitalen Regalen verbannt hatte. Zugegeben, die französische Originalausgabe von Die Geheimnisse von Monkey Island erschien ursprünglich 2019. Aber wie es der Titel dann in die deutsche Übersetzung geschafft hat, ist erstaunlich.

Auch sind einige erhebliche Fehler beim Buchsatz unterlaufen. So werden Spieletitel mal in kursiv abgedruckt, mal nicht; teilweise wechselt innerhalb eines Namens die Schriftart von recte nach kursiv. Orthografische Feinheiten werden im Buch eher ignoriert – so wird beispielsweise der Apostroph (’) fast gänzlich durch das obere einfache Anführungszeichen (‘) ersetzt.

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