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Das Fragment des Schicksals

Verwirrendes Leben zweier Brüder

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Kategorie: Literatur

Amian und Osian sind Brüder, die sich scheinbar so ähnlich sind, dass Osian schonmal in die Rolle Amians schlüpft, wenn der Geschäfte zu erledigen hat. Das Doppelte-Lottchen-Spiel geht nun bereits über ein Jahr. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil – es scheint immer mehr, als müsse sich Osian nun entscheiden, welches Leben er weiterführen möchte.

Denn Amian ist bereits seit einem Jahr spurlos verschwunden, ohne ein Lebenszeichen von sich zu geben. Das ist zwar schonmal vorgekommen, aber dennoch fängt Osian an, sich Sorgen zu machen. Zu viele Fragen sind unbeantwortet und zu viele Aufträge noch zu erledigen. Und der Einzige, der Antworten und Lösung hat, ist Amian. Doch der schweigt beharrlich.

Doppeltes Lottchen ohne das doppelte Lottchen

Direkt zu Beginn des Buches steigen wir in das Verwirrspiel um die beiden Brüder ein. Osian erzählt aus seiner Sicht den Fortgang der Geschehnisse und lässt dabei viele Fragen offen. Wir werden als Lesende in die unbekannte Welt hineingeworfen und müssen uns nun Schritt für Schritt die Zusammenhänge und Gegebenheiten Tiaras – der Stadt, in der die Brüder leben – erschließen. Das ist alles andere als einfach, denn die Stadt birgt viele Mysterien, die entweder wahr oder nicht wahr sind. Das erfahren wir auch im Fortlauf der Geschichte nicht so richtig. Die Gesellschaft ist unterteilt in die Vergessenen, die Aristokratie und die normalen Bürger*innen. Angelehnt an das Kastensystem gelten für Vergessene keine schützenden Gesetze, während die Aristokratie quasi den Freifahrtschein hat, alles zu tun, was ihr beliebt. Die Normalen sind irgendwo dazwischen angesiedelt. Propheten verkünden, dass Besitz Blasphemie ist und zum Untergang der Welt führt, dabei gibt es schon eine Welt, die vergangen ist und nach der sich alle sehnen. Das letzte, was aus dieser vergangenen Welt noch existiert, sind Fragmente. Aber ob die echt sind – darüber streiten sich die Geister. Die nur Osian sehen kann … oder auch nicht?

Verwirrung pur

Obwohl die eigentliche Handlung recht übersichtlich zusammengefasst werden kann, ist es mir bis zum Schluss nicht gelungen, sie zu durchdringen. Das Verwirrspiel um Osian, der sich für Amian ausgibt, der scheinbar verschwunden ist, wird noch durch viele Textstellen vertieft, die eher mehr Rätsel aufwerfen, als alte auflösen. Der Umstand, dass Osian als Erzähler immer wieder das „Du“ aufgreift und somit die Lesenden in die Rolle Amians versetzt, macht das Ganze nicht besser. Immerhin wird dadurch das Gefühl erzeugt, wir seien Amian, aber dann müssten wir viel mehr wissen, als wir eigentlich tun. Leider bekommen wir auch nicht die Chance, unser internes Wissen zu vertiefen, da weder die Welt noch die Handlung wirklich aufgeklärt werden. Zu Beginn des Buches schafft es gerade diese Verwirrung des Buches aber auch, uns direkt in die Rolle Osians hineinzuversetzen, der eigentlich auch dachte, alles notwendige Wissen zu haben, um seine Rolle als Amian zu erfüllen, dann aber im Laufe der Geschichte feststellt, dass er eigentlich überhaupt nichts über seinen Bruder weiß und diesen zunächst ganz neu kennenlernt.

Fehlende Balance

Eigentlich macht die Welt um die Stadt Tiara viel Neugierde auf mehr. Die mysteriösen Andeutungen um die vergangene Welt und die Fragmente, die jeder aus Tiara sucht, weil sie verborgene Mächte haben sollen, erzeugen Spannung und fesseln uns an den Wunsch, mehr darüber zu erfahren. Das Problem ist nur, dass diese Neugierde nicht befriedigt wird. Die Autorin macht immer wieder neue Rätsel und Leerstellen auf, die dann aber nur andeutungsweise bearbeitet werden und das Gefühl zurücklassen, man hätte etwas nicht mitbekommen, nicht richtig aufgepasst oder eine Seite überblättert. Dadurch wird auch das intensive Eintauchen in die Welt verhindert. Zu Beginn des Buches mag das noch als Stilmittel Lust auf mehr machen, doch je länger wir uns durch das Leben der Brüder hindurchlesen und keine Antworten bekommen, desto unzufriedener lässt uns das am Ende zurück.

Gerade die Schlüsselobjekte - die Fragmente - kommen in der Handlung zu kurz. Zwar werden sie immer wieder erwähnt, jeder will sie auch besitzen und sogar die Aristokratie geht für den Erwerb solcher über Leichen, doch bleiben die Hintergründe, die dazu bewegen, zu offen. Auch über das titelgebende Fragment des Schicksals lernen wir kaum etwas. Hier hätte man sicher noch mehr Konzentration aufs Wesentliche legen sollen, statt sich in weiterer Mysteriösität zu verlieren.

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