X

Cookie Notice

Wir nutzen auf unserer Website Cookies und andere Technologien, um zu analysieren wie Sie unsere Webseite nutzen, Inhalte zu personalisieren und Werbung zu schalten. Durch die weitere Nutzung erklären Sie, dass Sie mit der Nutzung von Cookies einverstanden sind. Beachten Sie bitte, dass dieser Hinweis und die Einstellungen nur für die AMP Version unserer Seite gelten. Auf der regulären Website treffen Sie die Auswahl über den Cookiebot.

Startseite
Brett- und Kartenspiele Cosplay Filme Games Intern Interview Kurzgeschichten LARP Literatur Musik Pen & Paper Rezepte Sonstiges Tabletop Veranstaltungen

Far Cry 6

Idyllischer Bürgerkrieg

Zur klassischen Webseite

Kategorie: Games

Gut Ding will Weile haben. Eigentlich sollte Far Cry 6 bereits im Frühjahr 2021 erscheinen, doch welch Ungemach ein verfrühter Release für ein hocherwartetes Spiel bedeuten kann, hatte Cyberpunk 2077 im November 2020 demonstriert, und gerade in gigantischen, offenen Welten der bekannten Ubisoft-Titel versteckt sich gerne der Fehlerteufel im Detail. Far Cry 6 ist aber nun endlich erschienen.

Bis auf den ersten Teil (damals noch von Crytech entwickelt und von EA vertrieben) haben die Far-Cry-Titel stets einige markante Konstanten. Als Außenstehender geraten wir zwischen die Fronten eines von der Außenwelt isolierten Bürgerkriegs. Wir unterstützen die hiesigen Rebellenarmeen und verhelfen ihnen zum Sturz des regierenden Regimes. Die Welt ist dabei nicht schwarzweiß. Wir hören manchmal gute Argumente aus dem Mund des verrückten Gegenspielers und zweifeln an den Zielen unserer Verbündeten. Die Welt ist eine Grauzone, und wir sind mittendrin. Nur an wenigen Stellen können wir dabei Entscheidungen treffen. Oftmals bleibt ein mulmiger Nachgeschmack, ob wir vielleicht doch den falschen Leuten zur Macht verholfen haben.

Es herrscht Bürgerkrieg

Far Cry 6 soll die Formel nicht grundlegend ändern. Unser charismatischer Gegenspieler ist Antón Castillo (gespielt von Giancarlo Esposito), der seinen an Kuba erinnernden Inselstaat Yara mit eiserner Faust regiert. Als Antón 13 Jahre war, wurde sein Vater als damals amtierender Präsident von Rebellen hingerichtet. Antón wurde für 15 Jahre zur Strafarbeit auf den Tabakplantagen verurteilt. Das neue Regime richtete die Wirtschaft Yaras zugrunde. Mit dem Versprechen, dem Land zu seinem ursprünglichen Glanz zurück zu helfen, wurde Antón Castillo zum Präsidenten ernannt. Er weiß, dass er das Land im Zaum halten muss, um nicht wie sein Vater zu enden. Doch der Zweck heiligt die Mittel. Mit der Strenge eines Vaters versucht Antón seinen eigenen Sohn Diego auf seine zukünftige Rolle als Nachfolger vorzubereiten. Eine Aufgabe, die Diegos Gewissen auf eine harte Probe stellt. Far Cry 6 offenbart uns auch im neuesten Ableger wieder einen charismatischen Antagonisten, dessen Taten einem hehren Ziel dienen sollen, dessen grausame Wege, dies zu erreichen, jedoch jeder Menschlichkeit spotten. Der Widerstand wächst, und wir betreten die Bühne als wahlweise männlicher oder weiblicher Protagonist Dani Rojas.

Bei der Flucht von Yara geraten wir unfreiwillig zwischen die Fronten und schließen uns dem Widerstand an.

Ist doch nur Spaß

Doch hier zieht Ubisoft eine Linie. Die Unterdrückung Yaras zeigt sich in den zahlreichen Konfrontationen mit Antón und seinen bewusst schockierenden Taten. Der Widerstand ist hingegen kein verzweifelter Haufen traumatisierter Kriegsopfer, sondern ein bunter Mix junger Menschen mit guter Laune und manischer Zerstörungswut. Flotte Sprüche und Musik verwandeln die Welt von Far Cry 6 in einen Spielplatz der Zerstörung. Für Veteranen der Serie ist dies übrigens nichts Neues und tatsächlich ist diese Atmosphäre ansteckend, denn Far Cry ist kein Antikriegs-Spiel, sondern eher eine spielbare Version der Expendables und macht damit mächtig viel Spaß. Dass es Ubisoft nicht bierernst meint, erkennt man zudem an unseren Gefährten, die nicht nur aus menschlichen Begleitern, sondern auch aus verrückten Tieren wie einem Alligator mit T-Shirt, einem Kampfgockel oder einem winzigen Hund auf Rädern bestehen können. Letzterer lenkt mit seinen unschuldigen Kulleraugen die Gegner ab, während wir uns von hinten anschleichen. Dieser Kontrast zwischen charismatischem Bösewicht und durchgeknallter Verbündeter sorgt allerdings dafür, dass Letztere keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der wichtigste Protagonist ist aber weder Mensch noch Tier, sondern die Insel selbst.

Keine Langeweile

Wie wir uns auf Yara bewegen, bleibt uns überlassen. Der Inselstaat ist eine gigantische Sandbox und um ein Vielfaches größer als die Schauplätze der Vorgänger. Neben dem Dschungel, kleineren Dörfern und Festungen gibt es eine Hauptstadt auf Yara. Da wäre es übertrieben, wenn man wie in den Vorgängern gleich von jedem Soldaten angegriffen würde, der uns aus der Ferne sieht. Außerhalb von Sperrgebieten können wir uns frei bewegen, solange wir unsere Waffe holstern und keine Unruhe stiften.

Das können wir auf verschiedene Arten tun. Neben der Hauptstory gibt es wieder jede Menge Nebenbeschäftigungen. Wir können jagen, angeln, Schätze suchen und diverse Nebenaufträge erledigen. Natürlich decken wir durch Erkundungen ubisofttypisch wieder jede Menge Aktivitäten auf der Karte auf, die wir abarbeiten können, um die Macht Castillos zu schwächen oder unsere Ausrüstung zu verbessern. Ganz so generisch und unbewohnt wie die Inseln der Just Cause-Reihe ist Far Cry 6 dann aber doch nicht. In den ruhigen Momenten kann man die Schönheit Yaras bewundern und in die Atmosphäre eintauchen, ohne gleich zwei Meter weiter wieder von streunenden Patrouillen angegriffen zu werden.

Laut oder leise?

Mit seinen zwei Schwierigkeitsgraden Story und Action entscheiden wir, ob wir Far Cry 6 mit taktischem Anspruch oder als Einpersonen-Armee angehen. Allerdings bedeutet dies nicht, dass ein Frontalangriff auf dem höheren Schwierigkeitsgrad unmöglich ist. Selbst bei Action stecken wir einige Kugeln weg, bevor wir das Zeitliche segnen. Theoretisch können wir jederzeit überall hingehen. Allerdings haben Gegner in bestimmten Gebieten ein höheres Level, was dazu führen kann, dass wir bei Beschuss mehr Schaden nehmen. Zu unverwundbaren Kugelschwämmen wie in The Division werden die Gegner aber nicht.

Strategen wählen den subtilen Weg und markieren mit dem Fernglas sämtliche Gegner und Alarmauslöser, bevor sie aus dem Hinterhalt zuschlagen. Auch wenn es länger dauert, ist es immer wieder sehr befriedigend, eine komplette Basis erobert zu haben, ohne entdeckt worden zu sein.

Anders als in den Vorgängern werden wir in Far Cry 6 aber dazu ermutigt, auch mal den lauten Weg zu wählen. Für solche Zwecke haben wir jetzt ganz besondere Upgrades, wie zum Beispiel einen Raketenwerferrucksack, mit dem wir großen Flächenschaden anrichten können, der allerdings auch einen Cooldown hat.

Wer Lust hat, kann die Eroberung Yaras mit einem Freund im Coop-Modus bestreiten.

Viel zu entdecken

Um uns zu schützen, können wir gefundene Kleidung mit bestimmten Rüstungswerten anlegen. Für einzigartige Waffen lohnt es sich, die Gegend zu erkunden und Rätsel zu lösen. So gelangen wir an Waffen, die wir im Shop nicht kaufen können. Zusätzlich lassen sich die meisten Waffen noch verbessern und auf unsere persönliche Spielweise anpassen. Wer bereits einen Far-Cry-Titel gespielt hat, weiß, dass die Haupstory zwar das Setting und die Natur unserer Gegner bestimmt, es jedoch die Sandbox selbst ist, die den Reiz des Spiels ausmacht. Greifen wir also die nächste Basis an oder retten wir erst einen nützlichen Verbündeten? Dazwischen stolpern wir unerwartet über ein Rätsel. Wir schnappen uns den Wingsuit und gleiten einem Pelikan zu seinem Versteck hinterher.

Anders als in früheren Teilen decken wir nicht jede Aktivität durch Funktürme auf, sondern entdecken sie zufällig beim Erkunden. Damit wir nicht doch etwas übersehen, verraten uns dankbare NPCs unentdeckte Geheimnisse auf der Karte. Doch diese sind immer optional. Alles kann, nichts muss. Wer in einem Far-Cry-Spiel nur strikt der Story folgt und alles Andere stehen und liegen lässt, sollte vielleicht lieber zu einem Schlauchshooter wie Call of Duty greifen.

Eine Frage zum Schluss

Abschließend bleibt noch eine brennende Frage: Hängen die vielen Ableger des Far-Cry-Universums zusammen? Wiederkehrende Auftraggeber wie CIA-Agent Willis Huntley, der in jedem Teil ein paar Missionen für uns hat, nur um uns dann wieder unserem Schicksal zu überlassen, oder Söldner Hurk Drubman sprechen dafür, dass die Far-Cry-Spiele alle in derselben Welt stattfinden. Jedoch ging im fünften Teil die Welt im nuklearen Holokaust unter und bescherte uns die knallbunte postapokalyptische Fortsetzung Far Cry: New Dawn. Vielleicht spitzt sich Antón Castillos Wahnsinn aber auch so dramatisch zu, dass wir das Ende der Zivilisation ein zweites Mal und nun aus der allerersten Reihe betrachten können. Ob die Welt von Far Cry 6 erneut den unausweichlichen Atomkrieg heraufbeschwört oder in einem alternativen Paralleluniversum zu einem friedlicheren Ende kommt, probiert Ihr am besten selbst aus. Ubisofts idyllischer Bürgerkrieg ist Anfang Oktober für alle gängigen Plattformen erschienen.

Dieser Artikel erschien erstmals in der Zauberwelten Herbst 2021. 

Far Cry 6 

(Ubisoft)

Plattform: PC, PS4, PS5,
Xbox One, Xbox Series X/S
und Google Stadia

Webseite: www.ubisoft.com

Weitere Artikel: