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The Dark Pictures Anthology: Little Hope

Vom Teufel und den Hexen

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Kategorie: Games

Wohliger Grusel nach bekannten Schemata und schicksalsträchtige Entscheidungen – das ist die Quintessenz der Spielereihe The Dark Pictures Anthology aus dem Hause Supermassive Games. Mit Little Hope liegt nun bereits der zweite Teil der Reihe vor, die nach dem Erfolg des Spiels Until Dawn (2015) ins Leben gerufen wurde. Little Hope entführt die Spielenden in die titelgebende, verlassene Geisterstadt, die selbst Jahrhunderte später noch von ihrer düsteren Vergangenheit der Hexenprozesse des späten 17. Jahrhunderts heimgesucht wird.

Auf einer Studienreise kommt es zu einem Busunglück: Gemeinsam mit seinen Schützlingen Angela, Taylor, Andrew und Daniel ist Collegeprofessor John plötzlich irgendwo im Nirgendwo gestrandet. Vom Busfahrer fehlt jede Spur, es ist bereits später Abend und Handyempfang gibt es in dieser Einöde nicht. Es ist also an der Gruppe selbst, sich aus der misslichen Lage zu befreien und Kontakt zu Außenwelt aufzunehmen. Schnell stellen die Fünf jedoch fest, dass das kleine Örtchen Little Hope, in dem sie sich befinden, von einem unheimlichen Nebel umgeben ist – und der lässt niemanden aus der Stadt heraus.

Es ist Aufgabe der Spieler*innen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Denn: Jede Entscheidung kann den Verlauf der Handlung beeinflussen und den Kurs des Schicksals der einzelnen Charaktere ändern. Dabei sind die Konsequenzen einer Handlung oftmals nur schwer abzusehen. Es gilt Hinweise zu finden und Informationen zu sammeln, um mit Hilfe dieses Wissens aus der Stadt zu entkommen. Wer wird die Nacht überleben? Und was hat es mit Little Hope auf sich?

Düstere, altbewährte Handlung

Dreh- und Angelpunkt von Little Hope sind die Hexenprozesse im Neuengland des späten 17. Jahrhunderts. Das kleine Örtchen hat eine düstere Vergangenheit; 1692 kam es zu zahlreichen Hinrichtungen. Die grausamen Morde scheinen noch Jahrhunderte später das Schicksal der Stadt zu beeinflussen. Während ihrer Erkundung Little Hopes entdecken die fünf Spielfiguren nicht nur zahlreiche Hinweise auf die Hexenprozesse; immer wieder werden sie von einem Geistermädchen per Berührung in diese Vergangenheit entführt, um Zeug*innen des grausamen Geschehens zu werden. Doch es finden sich auch viele Gegenstände, die auf ein düsteres Geheimnis hinweisen, dass erst fünfzig Jahre zurückliegt, nämlich als Little Hope zur Geisterstadt wurde. Im Spielverlauf werden diese drei Zeitebenen (1692, 1972 und die Jetztzeit) immer enger miteinander verwoben. Es sind immer wieder bekannte Gesichter, die während der langen Geschichte Little Hopes auftauchen. Bald schon treffen die Charaktere gar ihre eigenen Doppelgänger aus der Vergangenheit.

Wie dieser kurze Überblick bereits vermuten lässt, setzt Little Hope auf altbekannte und altbewährte Elemente des Schauerromans. Hexen und Hexenverfolgung; eine Geisterstadt (in jeder Bedeutung des Wortes); Doppelgänger; düstere Geheimnisse der Vergangenheit. Das macht das Spiel nicht unbedingt zu einem Horrorkracher, sondern sorgt vielmehr für einen wohligen, heimeligen Grusel, der an einigen Stellen mittels Jumpscares und solidem Monsterdesign eben doch in Richtung Horror wandert. Die Erinnerung an klassische Schauerromane wird durch die Figur des Kurators verstärkt. Immer wieder wird die gespielte Handlung "pausiert" und die Spielenden finden sich in der Bibliothek des mysteriösen Kurators wieder. Dieser präsentiert ihnen Little Hope als ein noch nicht vollendetes Buch, dessen Handlung letzten Endes von den Entscheidungen der Spieler*innen abhängt. In mehreren Zwischensequenzen kommentiert der Kurator das Geschehen und gibt geheimnisvolle Hinweise.

Simples, solides Gameplay

Wer Little Hope spielt, bewegt sich stets auf einem schmalen Grat. Im Sinne des Schmetterlingseffekt können vermeintlich kleine Entscheidungen große Folgen haben. Die "richtige" Entscheidung – was auch immer das dann letzten Endes sein mag – zu treffen, ist schwieriger, je weniger über Little Hope und die Vergangenheit der einzelnen Charaktere bekannt ist. Für das Horrorgenre passt dieses Spielprinzip exzellent: Wissen ist Macht in Little Hope – somit sind die Spieler*innen über große Strecken völlig machtlos und können nur auf das Beste hoffen.

Im Grunde genommen bewegt Little Hope sich irgendwo zwischen Walking Simulator und interaktivem Film. Heißt: Den Großteil des Games verbringen die Spielenden damit, durch die Geisterstadt zu wandern und verschiedene Orte, wie beispielsweise einen Friedhof, eine Kirche oder auch ein Museum, zu erkunden. Dabei können sie Gegenstände finden und ausgiebig betrachten. Hin und wieder beleben Quick Time Events das ansonsten recht ruhige Gameplay. Zum richtigen Zeitpunkt muss die richtige Taste gedrückt oder auf Gegner gezielt werden.

Von den Handlungsmöglichkeiten ist das Spiel also absolut minimalistisch: Es gibt kein Inventar, in dem nach Belieben Gegenstände abgelegt werden können. Nur wenige Objekte lassen sich überhaupt mit auf die Erkundung nehmen – und wann diese zum Einsatz kommen, liegt außerhalb der Kontrolle der Spielenden. Das ergibt insofern Sinn, als das der Schwerpunkt des Games eindeutig auf Information und Story liegt. Im Menü können Spieler*innen ein komplexes, stets wachsendes Netzwerk an Geheimnissen betrachten, dass wie ein Puzzle die verschiedenen gefundenen Hinweise zusammenfügt und so mit der Zeit offenbart, was es mit der Geisterstadt auf sich hat.

Wer sorgfältig schaut, findet zudem Postkarten, die eine kurze Vision der Zukunft auslösen und somit ein wichtiges Werkzeug sind, um richtige Entscheidungen in scheinbar unvorhersehbaren Situationen zu treffen. Was das Spiel dabei nicht sonderlich deutlich kommuniziert: Diese Zukunftsvisionen kommen in verschiedenen Arten daher. Visionen mit weißem Rahmen zeigen Situationen, in denen schlechte Entscheidungen getroffen werden. Visionen mit schwarzem Rahmen zeigen Situationen, in denen Charaktere zu Tode kommen (können).

Little Hope hat einen hohen Wiederspielwert. Zwar dauert ein kompletter Durchgang des Games lediglich 5-6 Stunden – dafür kann jeder neue Durchgang einen völlig anderen Verlauf nehmen. In Anbetracht dieses Schmetterlingseffekts ist es sogar erfreulich, dass das Spiel kurz gehalten ist.

Das Gesamtpaket: Spielmodi und Bonusmaterial

Ähnlich wie der Vorgänger, Man of Medan, kommt Little Hope mit drei verschiedenen Spielmodi daher. Es kann entweder allein oder gemeinsam mit Freunden gespielt werden. Für letzteres gibt es sowohl einen Couch-Koop-Modus, bei dem der Controller herumgereicht wird, als auch einen Online-Modus. Im Couch-Koop – hier "Filmabend" genannt – erleben alle Mitspielenden das Gesamtgeschehen, wenn auch nur immer eine Person das momentane Geschehen vorantreibt. Im Online-Modus können dagegen mehrere Personen gleichzeitig spielen und somit auch bestimmte Szenen aus verschiedenen Perspektiven erleben – ohne zu wissen, was die anderen Mitspielenden derzeit tun. Diese drei Spielmodi steigern den ohnehin schon hohen Wiederspielwert von Little Hope, da jeder Spielverlauf von den jeweiligen Mitstreiter*innen abhängt.

Wer selbst nach mehreren Durchgängen noch nicht genug von der unheimlichen Welt Little Hopes hat, für den steht eine Reihe an Bonusmaterial zur Verfügung, das freigespielt werden kann. Verfügbar sind unter anderem Interviews, Concept Art, exklusive und interaktive Comics, sowie Behind-The-Scenes-Videos.

Der direkte Vergleich zum Vorgänger

Supermassive Games hat sich das Feedback zum Vorgängertitel Man of Medan zu Herzen genommen und so einiges geändert. Im Vergleich zwischen beiden Games fällt zunächst einmal auf, dass die Grafik deutlich besser geworden ist. Little Hope sieht schlicht schick aus. Auch das Gameplay ist glatter und sauberer geworden. Die Steuerung läuft weniger hakelig; es ist einfacher, mit Gegenständen zu interagieren.

Größte Änderung dürfte sein, dass Quick Time Events (QTE) nun angekündigt werden. Vor jedem QTE erhalten die Spieler*innen eine kurze Warnung, um sie auf die folgende Action vorzubereiten. Diese Neuerung dürfte daher kommen, dass die QTEs in Man of Medan oftmals so plötzlich kamen, dass sie schier unmöglich waren und schnell für Frust gesorgt haben. Die Idee der Vorwarnung in Little Hope ist begrüßenswert; allerdings ist das Schwierigkeitsniveau damit nun zu einfach. Hier bleibt zu hoffen, dass es für den dritten Teil der Dark Pictures Anthology einen gesunden Mittelweg geben wird.

Äußerst begrüßenswert ist die Mühe, die in Little Hope in die Charaktere geflossen ist. Zwar sind die fünf Spielfiguren auch hier wieder zunächst eindimensional. Das müssen sie aber auch sein, denn es sind die Entscheidungen der Spielenden, die diese Charaktere und ihre Beziehungen zueinander formen. In jedem Fall sind jedoch die Verhaltensweisen dieser Charaktere deutlich glaubwürdiger und nachvollziehbarer als in Man of Medan.

Zuletzt sei noch erwähnt, dass auch die Visionen, die im Spiel gefunden werden können, verständlicher und somit nützlicher sind. Während in Man of Medan die entdeckten Porträts meist kryptische Visionen freischalteten, die oftmals nur im Nachhinein Sinn ergaben, sind die Postkarten in Little Hope endlich eine nützliche Entscheidungshilfe.

Hinweis

Das Spiel lag zum Testzeitpunkt in Version 1.03 für die PlayStation 4 vor. Das Spiel lief fehlerfrei.

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