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Cruella, die Teufelin

Die Geschichte hinter der Disney-Villain

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Kategorie: Literatur

Cruella De Vil ist die Schreckensgestalt aus 101 Dalmatiner, doch was hat sie zu dem Menschen werden lassen, der so viel Hass und Bosheit in sich vereint? Dieser Band der Disney-Villain-Reihe widmet sich dem Lebensweg der pelzbessenen Frau und zeichnet eine fesselnde und tragische Geschichte.

Vorneweg: Das Buch Cruella, die Teufelin ist zwar (wie auch der 2021 erschienene Film Cruella) aus der Disney-Schmiede, doch die Story unterscheidet sich beträchtlich. Man könnte sagen, sie teilen sich lediglich den Namen und leiten beide zu der Person hin, die man aus 101 Dalmatinern kennt – auf ganz unterschiedlichen Wegen. 

Wir lernen Cruella als kleines Mädchen kennen, die zusammen mit ihren Eltern in einem stattlichen Haus mit Bediensteten mitten im London des beginnenden 20. Jahrhunderts lebt. Nur, dass “zusammen leben” nicht das meint, was man vermutet. Cruella sieht ihre Mutter nur kurz jeden Nachmittag nach dem Unterricht, Lady De Vil ist als modische Frau von Welt schließlich vielbeschäftigt und stets zu Gesellschaften eingeladen. Auch Cruellas Vater ist sehr oft geschäftlich unterwegs, sodass sie die allermeiste Zeit mit ihrer Gouvernante Miss Pricket oder ihrer besten Freundin Anita verbringt.  

Dennoch vergöttert Cruella ihre Eltern, besonders die Mutter, die sie über alle Maßen für ihre Garderobe und Aussehen bewundert und der sie nachzueifern sucht. Daran wäre im Prinzip nichts verwerfliches zu finden, doch liegt hierin der Stein des Anstoßes, der Cruellas Wesen und ihr späteres Leben stark prägt. Zwischen inniger Freundschaft, schwieriger Selbstfindung und der krankhaften Suche nach Anerkennung der Mutter bildet sich Cruellas Lebensweg. Der hat sie zu der Frau werden lassen, die man im Disney-Klassiker als Disney-Villain zu Gesicht bekommt. 

Spannender als gedacht 

Zugegeben, sonderlich spannend klingt die oben beschriebene Geschichte wahrscheinlich für die wenigsten – irgendwie hat sie so auch etwas von einer disneyliken und verkürzten Abwandlung von Thomas Manns Buddenbrooks. Aber dieser Ausschnitt ist die noch spoilerfreie Möglichkeit, in den Roman einzuleiten, ohne die wirklich spannenden Passagen vorwegzunehmen (sofern man Disney-Villains mag 😉) Auch der Klappentext zum Buch greift nur den inneren Konflikt von Cruella als treibendes Element auf.  

Cruella ist eine liebenswürdige, emotional vernachlässigte und bisweilen sehr naive junge Frau aus einer reichen Familie, die in Anita eine Freundin – eine Seelenverwandte – gefunden hat, die weit unter dem Niveau der Familie De Vil ist. Doch das stört Cruella kein bisschen, sie setzt sich über gesellschaftliche Standesdünkel hinweg und verteidigt die Freundin auf allen Ebenen und mit allen Mitteln. Andererseits ist Cruella sehr von ihrer Mutter indoktriniert, und sieht beispielsweise die Bediensteten des Hauses so auch als “Unmenschen” an, die nicht von Wert sind. Anita ist in den Augen von Cruellas Mutter ebenso ein “Unmensch” und ein schlechter Einfluss. Um endlich die Liebe der Mutter zu verdienen, gleicht sich Cruella immer weiter dem Idealbild ihrer Mutter an: So ist Cruellas Leben bestimmt von diesen zwei großen Ankerpunkten, die gegensätzlicher nicht sein könnten.  

Man ist beim Lesen hin- und hergerissen, was die Einschätzung von Cruella als Person betrifft. Das arme Kind, das mit einer narzisstischen Mutter gestraft ist und nur nach Liebe und Anerkennung sucht, das im nächsten Atemzug aber Menschen ihren Wert abspricht und sie als Unmenschen verunglimpft. Es ist schwierig mit Cruella. Auf der einen Seite ist die Liebe und die Menschlichkeit zu und von Anita, auf der anderen Seite sind es zerstörerische, manipulierende Elemente der Mutter, die stetig an Cruella reißen. Der Roman verpackt diese fesselnde Geschichte sehr anschaulich, wie ein Konflikt zweier Gegenpole Cruella auffrisst und schließlich zugrunde richtet. Denn wie Cruella “endet”, wissen wir schließlich aus 101 Dalmatiner.  

Fazit 

Mich hat Cruella, die Teufelin sehr positiv überrascht. Ich hatte ein so komplexes Buch nicht hinter einer Disney-Jugendbuch-Reihe erwartet. Cruella ist zwar Band 7 der Disney-Villain-Reihe, aber als Standalone-Buch lesbar, da es sich ausschließlich auf Cruella bezieht. Andere Bücher der Villains-Reihe, die ich im Anschluss gelesen habe, kamen an diesen Roman bei weitem nicht heran.  

Die vielen Innensichten von Cruella zeichnen das Bild einer Frau, die viel Leid und Unrecht in ihrem Leben erfahren musste, und schließlich daran zerbrechen wird. Vieles davon ist durch äußere Umstände getrieben worden, die Cruella immer mehr verinnerlicht hat. Ein vielschichtiger Eindruck legt sich über die Person, die man aus dem Disney-Klassiker 101 Dalmatiner als durchgeknallte Irre kennengelernt hat, die unschuldige Tiere zu Pelzmänteln verarbeiten will. Letztlich ändert das nichts an ihren Taten, doch die Disney-Reihe zeigt so auf, dass Menschen nicht “einfach so” zum Bösewicht werden, sie werden dazu gemacht. 

Die immer neuen Episoden in Cruellas Leben, die die Abwärtsspirale immer enger werden lassen, tragen viel zum Gesamterlebnis der Story bei, weswegen ich hier auch kaum etwas darüber geschrieben habe – sie zeichnen das Leseerlebnis maßgeblich aus. Und ich kann jeder interessierten Person Cruella, die Teufelin daher nur wärmstens empfehlen, es ist ein wirklich eindringliches Buch einer tragischen Geschichte einer Person, die man aus 101 Dalmatinern zu kennen glaubte.  

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