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Corvus Corax

Kenner des echten Spielmannslebens

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Kategorie: Musik

Seit mehr als 25 Jahren sind sie mit ihrem unverwechselbaren Dudelsack-Sound eine feste Größe in der deutschen Mittelalterszene: Corvus Corax, auch als Könige der Spielleute bekannt. Für die Zauberwelten befragte Laura Richter Castus Rabensang, einen der beiden Gründer der Band, zu seiner Sicht auf die Mittelalterszene, das Spielmannsleben und ihr aktuelles Projekt, das Fantastical Der Fluch des Drachen.

Zauberwelten: Die Mittelaltermusikszene lebt, wächst und gedeiht prächtig – ihr seid als eine der dienstältesten Bands nicht ganz unschuldig daran. Was empfindet ihr dabei?

Castus Rabensang: Es ist schon verrückt, wie sich die Mittelaltermusikszene entwickelt hat. Als Wim (Anmerkung der Redaktion: zweites Gründungsmitglied von Corvus Corax und bis 2015 Teil der Band) und ich 1989 nach Westdeutschland flohen, sagten uns die Leute, dass mittelalterliche Musik so nicht funktioniert. Es standen Musiker mit Strumpfhosen auf der Bühne und spielten ganz zarte Melodien. Das hat sich schnell verändert und der Stil von Corvus Corax ist nunmehr auf der ganzen Welt zu hören. Das macht uns natürlich stolz und wir werden in vielen Ländern als die Götter des Mittelalters betrachtet. In Deutschland ist das inzwischen etwas anders. Hier denken viele, dass diese Musik seit dem Mittelalter so gespielt wird.

ZW: Im Laufe der Zeit hat sich die Szene stark verändert, die Beschäftigung mit dem Mittelalter und die Begeisterung für mittelalterliche Musik sind heute in breiteren Gesellschaftsschichten akzeptiert. Dabei ist vielleicht etwas von dem Anarchischen, Improvisierten verflogen, das damals für manche den Zauber ausgemacht hat. Wie nehmt ihr die Unterschiede wahr? Blickt ihr manchmal wehmütig zurück, vermisst ihr etwas oder seid ihr rundum zufrieden mit der Entwicklung?

Castus: Wehmut? Nein! Aber als wir mit einem Esel und einem Handwagen wochenlang durch die Lande zogen, haben wir das echte Spielmannsleben wirklich hautnah erlebt und studieren dürfen. Wir haben durch Straßenmusik überlebt und wenn die Polizei uns kontrollierte, beleidigte und wir Strafe zahlen mussten, hatten wir für die Ordnungshüter nur ein überhebliches Lächeln übrig. Abzüglich der Strafe war immer noch genug Geld im Säckel. Das sollten einige Spielleute heute mal machen. Durch diese Erfahrung würde es mehr schräge bunte Vögel in der Mittelalterszene geben.

ZW: Mittlerweile kann man Schalmeien im Internet kaufen. In euren Anfangszeiten war
das Mittelalter dagegen ein Hobby für Exoten. Wie seid ihr damals an euer Equipment gekommen?

Castus: Wir haben am Anfang die meisten Instrumente selber gebaut. Für Wim ist daraus ein Beruf entstanden: er ist jetzt einer der besten Dudelsackbauer Deutschlands. Wir haben viele Instrumente auf unseren Reisen durch die ganze Welt gefunden, die letzten waren zwei Maultrommeln, handgeschmiedete Meisterinstrumente aus Sibirien. Ich besitze inzwischen über 500 Instrumente aus aller Welt. 

ZW: Ihr gehört seit knapp 30 Jahren zum festen Bestandteil der deutschen Mittelaltermusikszene. Wie gelingt es euch, nach einer so langen Zeit weiterhin Neues zu schaffen, ohne Gefahr zu laufen, euch selbst zu kopieren? 

Castus: Für uns ist es wichtig nachzudenken und immer nach vorne zu schauen. Aber ich glaube, unsere anderen Projekte geben uns Abwechslung und Energie. So kann es schon mal passieren, dass BerlinskiBeat, Cantus Buranus und Corvus Corax nacheinander auf einem Festival in Mexiko spielen – zum Glück nicht an einem Tag. Diese Abwechslung macht uns so schnell keiner nach. Aber für eine neue Corvus Corax-Produktion haben wir unsere Aufzeichnungen und Studien aus den Bibliotheken Europas. Es existiert Material für die nächsten hundert Jahre. Schwer ist nur die Entscheidung, welches Thema man sich vornehmen soll. 

ZW: Habt ihr eigentlich auch Bezug zur Larp- oder Rollenspiel-Szene?

Castus: Wir haben 1984 bei einem Rollenspielfilm mitgespielt, und unser Dudelsackspieler Jordon ist seit Jahren in der Larp- oder Rollenspiel-Szene. Viele unserer Fans sind aktive Larper. Einige Fans sind über unsere Musik in die Larp- oder Rollenspiel-Szene geraten. Selbst Autor Markus Heitz erzählte uns, dass er Corvus Corax gehört hat, als er Die Zwerge geschrieben hat.

ZW: Apropos Markus Heitz – in Zusammenarbeit mit ihm und anderen habt ihr am Projekt
Die Zwerge live mitgewirkt, bei dem Musik und Literatur auf der Bühne miteinander verwoben werden. Was hat dieses Projekt für euch bedeutet?

Castus: Es war ein Anfang für einen ganz anderen Seitenweg, den wir eingeschlagen haben. Jetzt werden wir wohl Die Zwerge live nie wieder spielen. Das ist natürlich traurig, aber wir hatten einen solchen Spaß dabei und haben viel für unsere Zukunft gelernt.

ZW: Die Zwerge live mag zwar vorbei sein, eure Kooperation mit Markus Heitz geht dagegen bei dem Fantastical
Der Fluch des Drachen weiter. Was genau ist ein Fantastical? Worum geht es inhaltlich? 

Castus: Ein Fantastical vereint die Opulenz eines Musicals mit der Wucht und der Dramatik einer fulminanten Fantasy-Geschichte. 

In einer Zeit, als die Dunkelheit noch gefürchtet wurde
, so beginnt die geheimnisvolle Story um Ehre und Schurkerei, Treue und Verrat, Glauben und Macht. Es geht um Krone und Reich, um Kampf und Gefahr – am guten Ende wird die ehrliche, tapfere Schar natürlich die bösen Heerscharen besiegen. Konkret wird die Geschichte des fleißigen Schmieds Adamas erzählt, der weder Böses will noch ahnt und trotzdem plötzlich sieben Aufgaben, die es in sich haben, lösen muss, um ein Königreich zu erringen. Doch der amtierende König, der seinen Thron nicht abgeben will, hat tückische Fallen gestellt. Seine willfährigen Helfer sind ein gefährlicher Krieger und weitere ziemlich gruselige Geschöpfe. Aber wer ein robuster Schmied ist, kann einiges vertragen und auch austeilen. Am Ende geht es nicht nur um die Krone, sondern auch um die Hand der dazu gehörigen Königstochter. Hier beginnt das größte Abenteuer, das Menschen regelmäßig aufgegeben wird, an dessen Ende vollkommenes Glück oder trostlose Trauer in Einsamkeit stehen können: das Abenteuer der Liebe.

ZW: Was ist euer Beitrag zu dieser Produktion?

Castus: Corvus Corax hat für Der Fluch des Drachen zusammen mit dem Co-Produzenten Marcus Gorstein die Musik komponiert. Aber natürlich haben wir nicht nur komponiert, sondern den für Corvus Corax typischen Sound mit unseren zahlreichen Naturinstrumenten eingespielt. Mit großer Sorgfalt wurde bei der Besetzungswahl agiert, bekannte Namen konnten verpflichtet werden: Alea der Bescheidene ist sonst Sänger der weithin bekannten Mittelalter-Band Saltatio Mortis, Holly Loose kennt man als Frontmann der Crossover-Geigen-Fraktion Letzte Instanz, Ji-In Cho ist die bezaubernde koreanische Röhre der Aachener Symphonic-Metaller Krypteria und der Modern-Rockband And then she came, Birgit Ines Muggenthaler-Schmack bereichert mit ihrem Flötenspiel Schandmaul und die Potsdamer Musical-Sängerin Maxi Kerber ist bekannt von Die Betties. Nicht zuletzt sind die überaus erfolgreiche Pagan-Folk-Band Faun komplett sowie ihre ehemalige Sängerin Katja Moslehner dabei.

ZW: Wie genau funktioniert die Zusammenarbeit zwischen euch und Markus Heitz? Läuft immer alles harmonisch ab?

Castus: Die Zusammenarbeit war mehr als entspannend. Wenn jemand einen Vorschlag hatte, wurde gemeinsam darüber nachgedacht. Markus Heitz schickte uns einen Text und wir haben dazu die Musik komponiert. Wenn dann mal der Text nicht auf die Musik passte, haben wir die Texte umgeschrieben und an Markus Heitz zurückgeschickt. So ist Stück für Stück dieses einmalige Fantastical entstanden. Jetzt da es fertig ist, sind wir alle froh, entspannt, aber auch stolz auf unser neues Werk.

ZW: Gibt es eigentlich irgendetwas, das ihr als Band unbedingt erreichen wollt?

Castus: Es gibt nur eins: Solange wir Musik machen wollen, wollen wir davon leben können. Das klingt einfach, ist aber in den Zeiten von Raubkopien und Freedownloads wirklich schwerer geworden.

Der Fluch des Drachen

Musical trifft Fantasy-Geschichte – für Der Fluch des Drachen haben sich bekannte Akteure verschiedener fantastischer Sparten zusammengetan, um gleich ein ganz neues Genre zu erschaffen. Bei diesem Fantastical trifft die Schreibkunst von Bestsellerautor Markus Heitz auf das Erzähltalent des Sprechers Johannes Steck und die musikalische Genialität von Corvus Corax. Die Symbiose aus spannender Handlung, mitreißender Musik und fantasievoller Ausstattung wurde im Juli 2017 als Album veröffentlicht. Die Live-Tournee startet im Winter 2017/2018.

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