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Cixin Liu: Yuanyuans Blasen

Wenn Spaß die Welt rettet

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Kategorie: Literatur

Der Raubbau an der Erde und der daraus resultierende Klimawandel haben zu einer dramatischen Dürre geführt. Insbesondere die noch recht junge Stadt Silk Road City ist von der Trockenheit bedroht und soll daher im Laufe der nächsten Jahrzehnte evakuiert werden. Inmitten dieser sich zuspitzenden Krise wächst Yuanyuan auf. Doch während ihre Eltern mit allen Mitteln der Wissenschaft gegen die Dürre kämpfen, interessiert sich das Mädchen nur für eins: Seifenblasen. Es ist in erster Linie diese Leidenschaft, die Yuanyuan dazu antreibt, eine begnadete Wissenschaftlerin zu werden. Statt ihre Erkenntnisse in den Kampf gegen den Klimawandel zu investieren, entwickelt die Frau in erster Linie Mittel, um immer größere Seifenblasen erschaffen zu können. Ihre Mitmenschen haben wenig Verständnis dafür, wie die Wissenschaftlerin ihr einzigartiges Potenzial für reinen Spaß verschwenden kann. Aber könnte eben diese "Wissenschaft zum Spaß" letzten Endes der Schlüssel zur Rettung von Silk Road City sein?

Cixin Liu ist ein chinesischer Science-Fiction-Autor, der spätestens seit seiner Trisolaris-Trilogie in aller Munde ist. Die meisten seiner Geschichten gehören zur Hard Science-Fiction, legen also viel Wert auf wissenschaftliche Genauigkeit. Dabei legt Liu jedoch immer auch einen Schwerpunkt auf die philosophischen und sozialen Fragestellungen, die die Naturwissenschaften aufwerfen. So auch in der Kurzgeschichte "Yuanyuans Blasen", die nun als gleichnamige Graphic Novel aus der Feder von Valérie Mangin und Steven Dupré bei Splitter vorliegt. Der Schwerpunkt des Comics liegt auf den Fragen, welche Verantwortung die (Natur-)Wissenchaften tragen, ob Forschung immer moralisch und zielgerichtet sein muss und ob Wissenschaft zum Spaß grundsätzlich keinen Mehrwert bietet.

Wissenschaft zum Spaß, Wissenschaft zum Zweck?

Die Graphic Novel Cixin Liu: Yuanyuans Blasen erzählt die Lebensgeschichte Yuanyuans. Die Erzählung beginnt mit ihr als Kleinkind und verfolgt die jeweiligen Abschnitte ihres Lebens: der Tod ihrer Mutter; ihr Besuch einer berühmten naturwissenschaftlichen Universität; ihr Leben als intelligente und erfolgreiche Unternehmerin. Der Schwerpunkt der Graphic Novel liegt somit nicht auf der Krise der Silk Road City, sondern stets auf der Entwicklung Yuanyuans. Die Frau ist völlig unbeeindruckt davon, dass die Stadt, in der sie aufwuchs, vor dem Abgrund steht; sie interessiert sich ausschließlich für ihre Seifenblasen und die Forschung, die nötig ist, um immer größere und langlebigere Blasen zu ermöglichen. Durch diese Charakterzüge und die Erzählweise wirkt Yuanyuan egozentrisch – doch genau das ist der Punkt der Erzählung. Muss Forschung stets einen moralischen, gesamtgesellschaftlichen Zweck verfolgen oder kann sie auch, wie in Yuanyuans Fall, dem Spaß und der Ablenkung dienen? Cixin Liu: Yuanyuans Blasen findet eine klare Antwort auf diese Frage.

Die Prämisse der Erzählung ist verträumt und weit hergeholt. Aber genau das braucht es, um sich den oben genannten Fragen zu widmen. Weniges scheint zweckfreier und nutzloser als Seifenblasen – und doch spielen sie eine große Rolle in Yuanyuans Leben und der Zukunft von Silk Road City. Somit nutzt die Graphic Novel gezielt einen überspitzten, abgedrehten Ausgangspunkt, um Probleme zu thematisieren und greifbar zu machen, die uns durchaus in der realen Welt beschäftigen.

Zwischen Dystopie und Verträumtheit

Duprés Zeichenstil spiegelt die verträumte Prämisse der Graphic Novel perfekt wider. Die Welt, in der Yuanyuan aufwächst, ist hypermodern, zugleich aber staubig, trocken und sichtbar kurz vor dem Klimatod. Gelbe, braune und graue Farben dominieren die Panels; Grün gibt es kaum. In dieser endzeitartigen Welt sind Yuanyuans Blasen pink-lilane, kitschige Highlights, die immer größer werden und schließlich buchstäblich die vertrocknete Welt um sie herum einnehmen. Diese kontinuierliche Steigerung geht schließlich so weit, dass der Flug Yuanyuans gigantischer Seifenblasen auf einer aufklappbaren, vierseitigen Illustration dargestellt ist. Auf visueller Ebene ist diese Graphic Novel also nicht nur wunderschön anzusehen; der Stil passt auch ideal zum Thema der Erzählung.

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