X

Cookie Notice

Wir nutzen auf unserer Website Cookies und andere Technologien, um zu analysieren wie Sie unsere Webseite nutzen, Inhalte zu personalisieren und Werbung zu schalten. Durch die weitere Nutzung erklären Sie, dass Sie mit der Nutzung von Cookies einverstanden sind. Beachten Sie bitte, dass dieser Hinweis und die Einstellungen nur für die AMP Version unserer Seite gelten. Auf der regulären Website treffen Sie die Auswahl über den Cookiebot.

Startseite
Brett- und Kartenspiele Cosplay Filme Games Intern Interview Kurzgeschichten LARP Literatur Musik Pen & Paper Rezepte Sonstiges Tabletop Veranstaltungen

Die Chroniken von Alice – Finsternis im Wunderland: Roman (Die Dunklen Chroniken, Band 1)

Eine Geschichte um Kriminalität und Mädchenhandel

Zur klassischen Webseite

Kategorie: Literatur

Adaptionen von Alice im Wunderland gibt es viele. Auch eine Alice aus dem Irrenhaus ist nicht neu – dennoch schafft es Christina Henry, nochmal einen kleinen Plot-Twist einzubauen. Neu bei diesen Adaptionen – zumindest für mich – ist jedoch der Wunsch nach einer Triggerwarnung oder FSK-Anzeige für ein Buch.

Alice lebt im Irrenhaus. Und das schon seit zehn Jahren. Warum und wieso das so ist, kann sie nur aus verzerrten Erinnerungen erahnen. Dabei hat sie viel Zeit, darüber nachzudenken, denn ihr Leben besteht aus einer kleinen Zelle, die sie nie verlässt. Eines Tages entdeckt sie dort ein Mauseloch. Und über dieses lernt sie Hatcher kennen, ihren Zellennachbarn. Gemeinsam schaffen sie es, ein wenig Farbe in den Irrenhaus-Alltag zu bringen, bis der Jabberwock erwacht und Alice' Welt in Flammen taucht.

Triggerwarnung: In Rezension und Buch werden schwer zu verkraftende Thematiken behandelt, nämlich sexuelle Gewalt, körperliche und psychische Brutalität, Bandenkriege, Gewalt gegen Personen und Tiere.

Totally bonkers?

Alice glaubt sich bekloppt. In ihrer Erinnerung taucht ein brutales Kaninchen auf, der Jabberwock setzt das Irrenhaus in Flammen und aus der Wand hört sie plötzlich Stimmen. Ach nein, das ist Hatcher durch das Mauseloch. Dieser entführt sie nach dem Brand in der Anstalt in die Freiheit einer Alten Stadt, die dominiert wird von Gewalt, Bandenkriegen und Menschenhandel. Für ein Mädchen aus der Neuen Stadt – so wie Alice es war – mag das zunächst Abenteuer versprechen, doch die Wahrheit sieht viel schlimmer aus. Fast würde man sich wünschen, sich diese Realität nur einzubilden und zurückkehren zu können in die triste Sicherheit des Irrenhauses.

Von Raupen und Kaninchen

Und das ist es auch, was das Buch maßgeblich bestimmt: Drogen, Vergewaltigung, Mädchenhandel, illegale Kampfringe, Bandenbrutalität … überall Gefahren und Alpträume. Aus der klassischen Geschichte bekannte Figuren werden in ihr Gegenteil verkehrt und geben der Geschichte so einen neuen – aber auch nur schwer zu verkraftenden – Touch. Und auch Alice muss sich neu erfinden: Aus dem kleinen blauäugigen Mädchen wird eine verhärmte, geistig aber kindgebliebene Erwachsene, die mit ihrem Messer Gerechtigkeit verteilt. Selbst an das Kaninchen verkauft und von diesem vergewaltigt, schwimmt sie zwischen der Angst, ihrem Alptraum erneut in die Hände zu fallen und dem Wunsch, diesem ganzen gewalttätigen Treiben endlich ein Ende zu bereiten.

Harte Kost

Während des Lesens hab ich mich ein wenig wie Alice gefühlt. Cover und Rückentext des Buches lassen kaum erahnen, was sich im Inneren abspielt. Blauäugig hab ich also losgelegt und eine "typische" Alice-Adaption voller Wunderwelten erwartet. Ich wurde schnell eines Besseren belehrt und mit harten Themen konfrontiert, die offen angesprochen und sehr direkt behandelt werden. Besonders das Thema Vergewaltigung spielt hier eine große Rolle. Alice ist nahezu auf einem Kreuzzug gegen die Bandenbosse, die in der Alten Stadt Mädchen schänden, Tiere und Personen zu Kämpfen bis zum Tod zwingen und mit Menschen verfahren, als seien es Spielzeuge.

Diesem Kreuzzug bin ich auch – muss ich ehrlich gestehen – etwas zwiespältig gegenübergetreten. Auf der einen Seite wünscht man sich – spätestens seit Game of Thrones – langsame Tode für besonders brutale Machtinhaber (wie Geoffrey und Rhaegar oder ein paar seltsam anmutende Dothraki); auf der anderen Seite habe ich immer ein wenig ein Problem damit, wenn ungerechter Gewalt nichts anderes entgegenzusetzen ist als … Gewalt. In Die Chroniken von Alice – Finsternis im Düsterwald wird aber so inflationär mit Gewalt umgegangen, dass kaum eine andere Möglichkeit offen zu sein scheint, mit Kriminellen abzurechnen.

Fazit

Das Buch ist harte Kost und jeder, der sensibel gegenüber den erwähnten Themen reagiert, sollte sich auf eventuelle Trigger gefasst machen. Das Buch ist brutal und direkt, spricht aber auf genau diese Weise auch Probleme an, die real existieren und für alle Beteiligten genau das sind: brutal und real. Kommt man damit zurecht, erlebt man eine nervenaufreibende Geschichte, die zwar bekannte Namen enthält, aber kaum bekannte Handlungsstränge.

Was genau diese neu interpretierte Geschichte angeht, hätte ich mir allerdings mehr Hintergrundinfos gewünscht. So sind für mich noch zu viele Fragen offen, was die Interpretation bestimmter Gegner angeht, wie sie in Alice' Wirklichkeit passen und wie die Fäden alle zu einem Großen und Ganzen zusammengesponnen werden. Vielleicht findet man die Antworten aber im nächsten Band Die Chroniken von Alice – Die schwarze Königin.

Weitere Artikel: