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Call of Cthulhu (Vorschau)

Atmosphärischer Horror mit erzählerischer Tiefe

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Kategorie: Games

Die barmherzigste Sache der Welt ist das Unvermögen des menschlichen Verstandes, alle Dinge miteinander in Verbindung zu setzen.

Mit diesem Zitat begann dieses Jahr auf der Gamesmesse Electronic Entertainment Expo in Los Angeles der Trailer des Spiels Call of Cthulhu. Fans des Cthulhu-Mythos von Howard Philips Lovecraft wissen, dass die Bibliographie des amerikanischen Schriftstellers ein gigantisches Puzzle ist, das – einmal zusammengefügt – ein schreckliches Geheimnis offenbart, dessen wahres Ausmaß vom menschlichen Verstand nicht verarbeitet werden kann. Das Lebenswerk des bekannten Schriftstellers aus Providence, Rhode Island (USA), wird etliche Jahrzehnte nach seinem Tod noch immer von Fans erweitert und mit Spielen, Pen & Papers und Filmen umgesetzt. Als Pionier der Horrorliteratur entfernte sich Lovecraft von der etablierten Idee der alles dominierenden Menschheit und setzte sie an das Ende der Nahrungskette. Plötzlich waren wir nur noch primitive Säuger, ahnungslos, dass zwischen den Alten Rassen seit Milliarden Jahren ein interstellarer Krieg tobt.

Das Meer ist selbst mit modernster Technik schwerer zu erkunden als das Weltall und dadurch immer noch weitgehend unerforscht. Wer weiß also, was dort unten in der Tiefe lauert und schläft? Was würde passieren, wenn wir es erführen? Dass nahezu alle Kurzgeschichten Lovecrafts von fiktiven Erzählern notiert wurden, die entweder verrückt wurden oder sich sogar selbst umbrachten, trägt zum mysteriösen Unterton bei. Was ist wirklich mit ihnen geschehen? Warum sind all diese Menschen dem Wahnsinn verfallen?

Bei Call of Cthulhu konzentrieren sich die französischen Cyanide Studios auf ein erzählerisch dichtes Erlebnis. Ihr schlüpft im Jahr 1924 in die Haut von Privatdetektiv Edward Pierce, der von seinen Erlebnissen im Ersten Weltkrieg traumatisiert ist und seine Ängste im Alkohol ertränkt. Als Edward den Auftrag erhält, den mysteriösen Feuertod der Familie Hawkins aufzuklären, ahnt er bereits, dass die Dinge nicht so sind, wie sie scheinen.

Konflikte sollen höchstens fünf Prozent des Spiels ausmachen. Die restliche Zeit geht man den Aufgaben eines Privatdetektivs nach, was der Erzählung große Bedeutung gibt und eine leichte Identifikation mit dem Helden zulässt.

Da das Spiel auf dem Regelwerk des Call of Cthulhu-Pen-&-Paper-Rollenspiels basiert, kann Edward mit Hilfe verdienter Erfahrungspunkte in den Bereichen Stärke, Eloquenz, Ermittlung, dem Auffinden versteckter Elemente oder Psychologie aufleveln. Für die Bereiche Medizin und Okkultismus müssen erst Bücher und Dokumente studiert werden. Hier kommt ein weiteres Element des Tischrollenspiels zum Tragen: der Wahnsinn. Okkultes Wissen über Cthulhu, die Rasse der Großen Alten und ihre Mysterien nagen mit zunehmender Intensität am gesunden Menschenverstand des Detektivs. Da diese gefährlichen Kenntnisse wichtig für die Aufklärung des Falles werden, gilt es, diesen Wahnsinn in Kauf zu nehmen. Ihr solltet aber aufpassen, dass dieses Wissen Edward nicht völlig vereinnahmt.

Der Horror beginnt im Kopf

Zu Beginn ist Wahnsinn eher noch die geringste Sorge. Angekommen im schäbigen Hafenstädchen Darkwater, hört ihr euch in der örtlichen Hafenkneipe nach dem Anwesen der Hawkins’ um. Die ansässigen Hafenarbeiter scheinen allerdings ziemlich misstrauisch. Je nach Talentverteilung und Ermittlungsfortschritt erhaltet ihr im Gespräch mit ihnen unterschiedliche Dialogmöglichkeiten. Auch euer Auftreten spielt eine große Rolle. Abhängig von ihrer Gesinnung euch gegenüber, geben euch die Spielfiguren entweder interessante Hinweise und Informationen oder machen deutlich, dass ihr verschwinden sollt. Zum Glück gibt es immer mehrere Wege, ans Ziel zu kommen. Eine Sackgasse gibt es nicht, einen idealen Weg aber auch nicht. Um Informationen zu bekommen, müsst ihr auch die Umgebung genauestens untersuchen. Nur dann ergeben sich zusätzliche Dialogoptionen, die sonst verschlossen bleiben.

Das Spiel hat lineare Abschnitte, öffnet sich aber zeitweise zur offenen Spielwelt, um eurer Spielweise genügend Freiraum zu bieten. So kann man etwa in Darkwater durch die Gassen schleichen und mit einem Dietrich sogar in Häuser einbrechen – natürlich nur zum Lösen des Falls.

Beim Anwesen der Familie Hawkins angelangt, erfährt man, dass das Anwesen verschlossen wurde. Nicht um das Haus, sondern um potenzielle Eindringlinge zu schützen. Innerhalb des Anwesens müsst ihr die letzten Minuten der Familie Hawkins rekonstruieren. Auf dem Boden, auf Tischen und Möbeln finden sich etliche Hinweise zum Hergang der Katastrophe. Einige der Hinweise sind mit Symbolen versehen. Diese kann nur entschlüsseln, wer die entsprechenden Talente weit genug gelevelt hat. Findet ihr zum Beispiel ein Medikament, kann eine ausreichende Kenntnis im Bereich Medizin helfen, die Wirkung zu erkennen und so Hinweise auf gesundheitliche Umstände oder den Missbrauch von Drogen ermöglichen. Ein geschicktes Verteilen der Erfahrungspunkte ist also in jedem Fall ratsam. Habt ihr genügend Hinweise zusammen, spielt sich der Hergang des Dramas vor euren Augen ab. So funktioniert professionelle Detektivarbeit. Im weiteren Verlauf des Spiels wird Edward Pierce weitere Rätsel lüften und zahlreiche Geheimnisse aufdecken. Doch Vorsicht: Zu viel Wissen kann zum Verhängnis werden!

Eine Hommage an den Meister des Horrors

Da die Cyanide Studios vor allem durch ihre knackig schweren Schleichabenteuer um den meuchelnden Goblin Styx bekannt sind, ist es wenig überraschend, dass es im fertigen Spiel auch die eine oder andere Schleicheinlage gibt. Leider gab es davon in den Demos auf der Gamescom noch nicht allzu viel zu sehen.

Das neue Call of Cthulhu ist insbesondere von der Kurzgeschichte Call of Cthulhu und dem Kurzroman Shadow over Innsmouth inspiriert, nutzt allerdings andere Namen und Schauplätze, um für die interaktive Erzählung möglichst viel Freiraum zu haben.

Grafisch macht Call of Cthulhu einen sehr atmosphärischen Eindruck. Die Hafenstadt Darkwater, die man zu Beginn bei Vollmond betritt, ist in dichten Nebel gehüllt. Um den Hafen herum erstrecken sich spitze Kliffe, die wie bedrohliche Speere in die See hinausragen. Die Bäume auf dem Anwesen sind kahl und tot. Das Haus wirkt so ausladend und dunkel wie das Geheimnis, das es birgt. Selbst wenn man die Handlung außer Acht lässt, kann allein schon die Umgebung hervorragend erzählen, dass es ungemütlich werden wird.

Call of Cthulhu wird ein schaurig schönes Horror-Detektivspiel, das den Geist der Vorlage hervorragend einfängt und für Fans des Autors und des Pen-&-Paper-Rollenspiels jede Menge vertrauter Elemente bietet. Ein neuer Schauplatz und ein neuer Charakter sorgen dafür, dass auch Kenner der literarischen Vorlage nicht bereits im Vorfeld alles wissen, sondern eine frische Perspektive erleben. Der starke Fokus auf das Ermitteln und das konsequente Streichen anhaltender Kampfabschnitte tun der Erzählung gut und werden den tragischen Figuren der Vorlagen gerecht. Durch das auf dem Pen-&-Paper-Regelwerk basierende Talentsystem kann man das Spiel auf unterschiedliche Weise spielen. Passenderweise wird das Spiel letztlich vier verschiedene Enden haben, die nicht plump in Gut oder Böse zu unterscheiden sind. Aus diesem Grund lohnt sich ein erneutes Durchspielen mit anderen Wahlmöglichkeiten. Der Wahnsinn begann am 30. Oktober für Playstation 4, Xbox One und Windows und ist ein perfektes Spiel für verregnete Herbstnächte.

Bilder: Cyanide SA

Dieser Artikel erschien erstmals in der Zauberwelten Herbst 2018

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