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Bride

Die unnatürliche Übernatürlichkeit der Liebe

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Kategorie: Literatur

Eine arrangierte Ehe zwischen der schlechtesten Vampirin der Welt und dem skrupellosen Alpha des größten Werwolfrudels Nordamerikas – in welcher Dimension kann das eine gute Idee sein? Ich bin im Romance Bereich zu Hause. Und auf Tiktok, Instagram und den einschlägigen Plattformen, um Bücher zu bewerten. Natürlich habe ich Ali Hazelwoods Bücher schon oft gesehen, doch Bride – Hazelwoods Debüt im phantastischen Bereich – war tatsächlich das erste Buch, das ich von ihr gelesen habe. Was ich erwartet habe? Eine Lovestory mit Vampiren und Werwölfen. Was ich bekommen habe?

"Du musst etwas finden, was dir wichtig ist, Misery."

Misery Lark hat vom Rat der Vampire ihren leidvollen Namen erhalten, weil sie ihre Mutter bei der Geburt umgebracht hat, so die einschlägige Meinung unter den Vampiren, die ihr eigentlich wegen ihres Opfers für die Gesellschaft dankbar sein sollten. Denn sie musste ihre Kindheit und Jugend als Absicherung, quasi als Garantie für den Frieden zwischen Menschen und Vampiren, unter Menschen verbringen. Die Gemeinschaft der Vampire, ihre Eigenheiten und Bräuche, kennt sie kaum. Als ihre Amtszeit als Absicherung mit 18 Jahren vorbei ist, entscheidet sie sich dennoch mit ihrer menschlichen besten (und einzigen) Freundin Serena in der Menschenwelt zu bleiben.

Einige Zeit geht das gut, doch dann passiert alles gleichzeitig: Serena verschwindet spurlos, Misery setzt alles daran, sie zu finden und der heikle Frieden zwischen Menschen, Vampiren und dem benachbarten Werwolfrudel steht auf der Kippe. Miserys Vater, der Ratsvorsitzende der Vampire, kommt auf die glorreiche Idee einer Hochzeit, um einen offenen Krieg zu verhindern. Und wer würde sich da besser als Braut der Vampire eignen, als die aufopferungsvolle Misery?

Der Bräutigam steht bereits fest: Kein geringeres Mitglied als der Alpha des Rudels, Lowe Moreland ist der Glückliche. Von außerhalb wird der als erbarmungslos und unberechenbar charakterisiert, doch Misery ist sich sicher, dass sie das hinkriegt. Schließlich hat sie Selbstverteidigung gelernt – was soll schon schiefgehen?

 

"Was wir jetzt brauchen, ist Humor."

Es gibt Bücher, da ist der Schreibstil einfach angenehm, ohne Höhen und Tiefen, einfach … unauffällig. Das trifft hier definitiv nicht zu. Dass Ali Hazelwoods Roman derart witzig ist, hätte ich nicht erwartet. Von Anfang war der Humor ganz offensichtlich. Sarkastisch, trocken, selbstironisch – und ich liebe es.

Zusätzlich zu der Story, die schon direkt bei der Hochzeitszeremonie beginnt, die beinahe in einen Krieg ausartet, und nicht lange fackelt, ist es der humorvolle Schreibstil, der mich dazu gebracht hat, dieses Buch kurzerhand zu verschlingen.

Obwohl ich es bevorzuge, Romane aus der Sichtweise beider Hauptcharaktere zu lesen, sind hier die kurzen Einschübe aus Lowes Sicht vor jedem Kapitel so gut gewählt, dass ich immer das Gefühl hatte, zu wissen, was in ihm vorgeht. Besonders gefreut habe ich mich deswegen auch über den Epilog aus seiner Sicht.

 

Charaktere zwischen Aufopferung und Selbstwirksamkeit

Misery ist Penetrationstesterin – also Hackerin, die auftragsbezogen die IT-Sicherheit ihrer Kunden testet. Darin ist sie so gut, dass ihre Kollegen (absichtlich nicht gegendert ;) ) sie hassen, weil sie die Schwachstellen ihrer Arbeit aufzeigt. In ihrem Privatleben jedoch sieht sie großzügig über die Schwächen hinweg, mit denen sie durch die Aufopferung für ihre Art leben muss. Sie hat quasi kein Sozialleben, niemanden, den sie datet, nichts, keine Freizeitaktivitäten. Und dann verschwindet auch noch ihre einzige Freundin und lässt sie mit einer Katze, die sie hasst (wer hier wen mehr verachtet ist schwer festzustellen) und einem einzigen Hinweis in Geheimsprache zurück. Als ihr Vater ihr mitteilt, wen sie heiraten soll, zögert sie keine Sekunde: Denn der Nachname des Werwolf-Alphas entspricht Miserys einsamen Anhaltspunkt, um ihre Freundin zu finden.

Lowe Moreland stimmt zähneknirschend dieser Verbindung zu. Er muss wenig dafür opfern, denn nachdem er in seine Heimat zurückgekehrt ist, um den vorigen Anführer der Werwölfe herauszufordern, hat er bereits so gut wie alles aufgegeben. Als Architekt hat er in seinem Territorium kaum etwas zu tun, dafür muss er sich mit rebellischen Loyalisten rumschlagen und sein Rudel vor Menschen und vor allem den blutsaugenden Erzfeinden schützen. Er hat kaum noch ein Privatleben, und nur noch seine kleine Schwester als Blutsverwandte. Da wird es kaum eine Rolle spielen, wenn er jetzt auch noch für ein Jahr den Ehemann einer Vampirin spielt.

 

"Wir sind die Konsequenzen."

Die Dynamik er beiden ist einfach fabelhaft. Dabei könnte ich es belassen, aber ich verrate gern mehr. Misery ist risikofreudig, impulsiv und überspielt Unsicherheiten bravourös. Immerhin konnte sie nie viel ausrichten, sie war immer eine Gefangene ihres Status, eine Einzelkämpferin. Lowe hingegen geht viel überlegter vor, wägt Vor- und Nachteile, Chancen und Risiken, sorgfältig gegeneinander ab – ganz gegensätzlich zu seinem Image, das er bei den Vampiren hinterlassen hat. Der Rudelführer muss immer auf das Gemeinwohl achten. Offensichtlich ergänzen die beiden sich hervorragend – in jeder Hinsicht. Und trotzdem (oder genau deswegen) bringen sie sich damit immer wieder in Schwierigkeiten.

Aber auch die Nebencharaktere sind einzigartig und dynamisch entworfen: Ein kleines Mädchen, das sich nicht sicher ist, ob es sechs oder sieben ist, besser klettern kann als die meisten Erwachsenen und Haustiere adoptiert wie andere Kinder Kuscheltiere. Die Werwölfe in Lowes Rudel, die alle als einzigartige Charaktere gezeichnet sind. Serena, die schon fantastisch ist, wenn Misery nur von ihr erzählt und auch Owen, Miserys Zwillingsbruder, der eine erstaunliche Verwandlung vom arroganten Arsch zu einem überlegenen Anführer durchmacht.

 

Romantasy Trope Bingo

Enemies to Lovers, Forbidden Love, Fated Mates, He falls first, He falls Harder, One Bed – Man könnte meinen, dass es kitschig und klischeemäßig in Bride zugeht. Aber nein. Erfrischenderweise nicht. Ali Hazelwod verwebt die Tropes auf so elegante Weise im Plot, dass ich davor nur den Hut ziehen kann. Werwölfe und Vampire sind natürliche Feinde. Klar. Aber was, wenn hier rassenübergreifend das Schicksal einschreitet? Und wenn es denn schon Todfeinde trifft, müssen die sich dann auch persönlich bekriegen, oder ist beiden klar, dass sie nur ein Opfer der Umstände sind – und dennoch heimlich Erdnussbutter zusammen essen können?

 

"Wie gewohnt schafft es Ali Hazelwood …"

Ich wünschte, ich könnte einen Satz so beginnen. Denn nachdem ich Bride gelesen haben, wünschte ich, dass ich ihre anderen Romane nicht auf meine Liste der Bücher gesetzt hätte, die ich irgendwann mal lesen möchte, sie sollten längst in meinem Regal stehen.

Für diejenigen aus Team Jacob, diejenigen, die sich gewünscht hätten, dass Twilight nicht so zwanghaft ernst geschrieben wurde und auch diejenigen, die auf die Fanfiction dazu gewartet haben, ist Bride genau richtig. Ehrlich gesagt aber auch für alle, diejenigen, die keinen Schimmer haben, was ich damit meine. Der Roman ist kurzweilig, witzig, unterhaltsam, stellenweise tiefgründig, spicy und eine verdiente Chance, Vampir-Romane endlich wieder zurück ins Spotlight zu rücken.

Ich habe sehr viel mehr bekommen, als eine austauschbare Lovestory, die mit den anderen Geschichten verschwimmt. Genau das liebe ich am Lesen: Solche Schätze zu entdecken und im Kopf zu behalten!

Und ich hoffe sehr auf Serenas und Koens Geschichte, die schon angeteasert wird, denn ich wünsche mich schon in die Story zurück, seitdem ich die letzte Seite gelesen habe.

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