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Bienen oder die verlorene Zukunft: Eine Space-Opera-Anthologie

Schicke Kurzgeschichtensammlung mit wenigen Highlights

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Kategorie: Literatur

Es ist kein Geheimnis, dass unsere Natur, und damit auch der Mensch selbst, von den Bienen abhängig ist. Ohne Bienen würde es beispielsweise einen Großteil unserer Obst- und Gemüsesorten nicht mehr geben. Dennoch steht es um den Artenschutz der kleinen, pelzigen Insekten eher schlecht. In einigen Ländern muss bereits jetzt von Hand bestäubt werden; andernorts werden Bienenvölker "vermietet", um eine Ernte zu gewährleisten. Derweil arbeitet die Forschung und Entwicklung fleißig daran, Bienenroboter zu entwerfen, welche die Aufgaben der Insekten übernehmen könnten. Diese teils futuristisch, teils dystopisch anmutende Ausgangssituation, die zugleich leider allzu real ist, nimmt die Anthologie Bienen oder die verlorene Zukunft: Eine Space-Opera-Anthologie als Grundlage für zehn äußerst unterschiedliche Kurzgeschichten. Zwar können Thematik und ästhetische Aufmachung des Buches überzeugen; die Beiträge an sich sind jedoch oft zu blass und mittelmäßig, um die Lesenden auch nach der Lektüre noch zu beschäftigen.

Die Bedrohung der Bienen ist ein spannendes Thema, das zwar in den Medien immer wieder diskutiert wird, aber dennoch irgendwie gerne unter den Tisch gekehrt wird. Wie könnte unsere Zukunft ohne Bienen aussehen? Wie weit wollen wir gehen, um die Biene zu retten? Wie wahrscheinlich ist es, dass wir das Insekt tatsächlich durch Roboter ersetzen können? Es sind äußerst unterschiedliche Zukunftsvisionen, die in der Kurzgeschichtensammlung bedient werden.

Die Inhalte

Entgegen des Untertitels der Anthologie ist Space Opera in der Sammlung kaum vertreten. Dafür dürfen die Lesenden sich jedoch auf eine gehörige Portion Fantasy und Dystopie freuen. Teils sind die Beiträge recht skurril und abgedreht – das ist aber nicht unbedingt eine schlechte Sache. Die Ansätze und Szenarien der Beiträge sind recht vielseitig, auch wenn die Prämisse sich fast immer ähnelt: Die Bienen sind bereits ausgestorben und wir erleben die Welt nach dieser Krise.

Leider sind viele der Beiträge eher blass und schnell wieder vergessen. Ein richtiges Highlight, das auch lange nach der Lektüre noch zum Grübeln einlädt, fehlt der Sammlung gänzlich. Die Geschichten haben weder zwingend Tiefgang, noch gibt es wirklich überraschende Plottwists. Tendenziell weiß die zweite Hälfte von Bienen oder die verlorene Zukunft besser zu gefallen als die erste. Hier ein kurzer Vorgeschmack auf die Top 3 der enthaltenen Beiträge:

Silke Pahl, „Wespennest“

Die Biene ist bereits lange ausgestorben; wer Landwirtschaft betreibt, ist auf die Dienste der obskuren Firma "Fertile Farming" angewiesen. Für horrende Summen vermietet diese Firma sogenannte „Pollinatoren“ – künstliche Bienen, die von Blüte zu Blüte fliegen und so deren Pollen verteilen. Als die Landwirtin Sophia einigen Ungereimtheiten mit Fertile Farming auf den Grund gehen möchte, sticht sie im wahrsten Sinne des Wortes in ein Wespennest …

Pahls Geschichte vermischt dystopische Zukunftsszenarien mit dem bekannten Motiv der unheimlichen, finsteren Megacorporation. Dabei verdeutlicht der Beitrag, wie das große Bienensterben für einige Wenige auch durchaus ein lukratives Geschäftsmodell sein könnte. Ob dieser spannenden, düsteren Thematik sowie der charmanten Protagonistin wünscht man sich, die Geschichte wäre etwas länger und detaillierter ausgearbeitet gewesen.

Anne Danck, „Drei Bienen für Aschenputtel“

Um die Welt vor dem ökologischen Zusammenbruch zu bewahren, wurden sämtliche Währungen der Welt durch eine einzelne, globale Währung ersetzt: BaEUmE, kurz für „Beitrag zum allgemeinen Erhalt des Umwelt-Equilibriums“. Der Wert des Menschen wird nicht mehr anhand des angesammelten finanziellen Reichtums berechnet, sondern mittels des Beitrags zum Ökosystem. Was sich nach einem interessanten Schritt in Richtung Umweltschutz anhört, entpuppt sich beim Lesen schon schnell als ein im Grunde genommen nach wie vor kapitalistisches Prinzip. Denn: Wer mehr BaEUmE verdient (also den ökologischen Fußabdruck verringert), darf auch gerne mehr davon ausgeben und mit diesem Reichtum protzen. Im Ökowahn wird der Mensch gläsern, denn jede Handlung – von der Nutzung des Aufzugs über die Mitnahme eines Papierausdrucks – wird im persönlichen Konto vermerkt. Die Folgen davon sind weitreichend: Ob Forschung, Wissenschaft, oder Kultur – diese und andere Grundpfeiler unserer Gesellschaft haben grundsätzlich eine schlechte Ökobilanz und sind daher in der Welt von „Drei Bienen für Aschenputtel“ streng reguliert oder gar gänzlich verboten. Die Folge ist eine dystopische Gesellschaft, die zur Stagnation verdammt ist.

Dancks Grundgedanke ist äußerst spannend und lässt sich beliebig weiterspinnen. Damit ist diese Geschichte der mit Abstand vielschichtigste Beitrag der gesamten Sammlung. Leider leidet die Kurzgeschichte etwas unter ihren klischeehaften Charakteren.

Miriam Hutterer, „Der Honigschmuggel“

Zwerg*innen in Space! Diese Geschichte ist ein wilder, aber amüsanter Mix von Fantasy, Space Opera und allerhand weiterer Subgenres. Während die Menschheit die Erde nach deren Ausbeutung verlassen musste und nun die Venus besiedelt, konnten die robusteren, magisch begabten Zwerg*innen auf dem blauen Planeten zurückbleiben. Die Zwergin Nuru verdient ihr Geld mit dem Schmuggel von Honig, den sie über den wohl letzten lebenden Imker auf der Venus bezieht. Das Geschäft ist äußerst lukrativ, stellt sich jedoch schon bald als sehr gefährlich heraus …

„Der Honigschmuggel“ zählt zu den wenigen Geschichten, in denen es noch lebende Bienen gibt – wenn auch nur recht wenige. Auch ist Hutterers Beitrag einer von bestenfalls zwei der Anthologie, die sich dem versprochenen Genre der Space Opera nähern.

Die Aufmachung

Grit Richter ist nicht nur die Verlegerin und Herausgeberin dieser Kurzgeschichtensammlung, sondern ist auch für die Gestaltung der Publikation verantwortlich. Als professionelle Grafik-Designerin zieht sie hier alle Register. Das Ergebnis ist ein echter Hingucker. Bereits das Cover des Buchs sticht mit seinen kräftigen Farben, dem futuristischen Font und dem wabenförmigen Muster ins Auge. Doch da hört es noch lange nicht auf: Auch die Seiten der Anthologie weisen die zur Thematik passende Wabenstruktur auf. Entgegen der sonst üblichen Vorgehensweise, die Seiten eines Buchs möglichst „unsichtbar“ – und damit auch äußerst langweilig – zu gestalten, wird in Bienen oder die verlorene Zukunft die Gestaltung der Seiten Teil des Leseerlebnisses.

Diese Vorgehensweise ist ein Markenzeichen des Art Skript Phantastik Verlags. Für jede Publikation erarbeitet Verlegerin Richter ein Gesamtkonzept, das eben nicht nur das Cover, sondern auch den Buchsatz beachtet.

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