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Beschwerdestelle der Nordpol, Christmas&Krempel GmbH

Das 8. Türchen des Kurzgeschichten-Adventskalenders

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Kategorie: Kurzgeschichten Literatur

Auch der Nordpol hat ein Call-Center, das bei Fragen und Beschwerden zur Verfügung steht. Aber die internationale Besetzung fehlt da leider noch. Im 8. Türchen unseres Kurzgeschichten-Adventskalenders erzählt Ruka vom Alltag von Beschwerde-Wichtelin Wuballa.

„Beschwerdestelle Nordpol, Christmas and Krempel GmbH, Abteilung Service und Zuckerhüte, Wichtelin Wubbala am Apparat, was kann ich für Sie tun?“, flötete Beschwerde-Wichtelin Nummer 36 engagiert in den Hörer. Wubbala war früher mal in der Abteilung für Weihnachtsgesänge gewesen, aber der Große Rote hatte entschieden, dass ihre sympathische und reibungsstarke Stimme viel besser für die Beschwerdeannahme geeignet wäre. Oder für die Holzspielzeug-Schreinerei, aber das hatte er sich gerade noch verkneifen können.

„Gnabba … ? Hakkim nerbula letten de akkubat?“ Eine melodische Klangstimme floss freundlich, aber völlig unverständlich aus dem Hörer.

„Nnnnrrooooch“, entfuhr es Wubbala, bevor sie sich stöhnend in die Zuckerwattekissen ihres Bürostuhls fallen ließ. „Da ist doch schon wieder der Übersetzer ausgefallen!“

„Gnabba?!“, die Stimme aus dem Telefon klang schon etwas unfreundlicher als vorher.

„Ja, Momentchen, ich kann sie nicht verstehen, ich spreche ihre Sprache nicht!“, säuselte die Beschwerde-Wichtelin übertrieben freundlich, während sie sich den Hörer zwischen Kopf und Schulter klemmte und mit den Fingern die Schnur des Fernsprächgerätes entlangfuhr, um den Fehler in der Translationsübertragung zu finden. Und ja, da war auch schon das Problem: Wo eigentlich der Übersetzer sitzen sollte, klaffte gähnende Leere. Nur das Stühlchen stand noch an der Stelle, an der normalerweise der Tausend-Sprachen-Gnom saß und ihr bei den Telefonaten half. Das würde jetzt wieder Abzüge in ihrer Happy-Performance bringen. Den Bonus für gute Leistungen und herausragendes Weihnachtsgeschäft könnte sie sich jetzt an die Backe schmieren, denn unzufriedene Kunden waren dem Großen Roten ein Dorn im Auge. Wenn sie Pech hatte, würde sie vielleicht sogar wieder versetzt werden. Und wenn sie richtig Pech hatte, käme sie in die Abteilung für Sicherheit und müsste unter Wichtel Wilfram arbeiten. Ein Schauder, inklusive pickeliger Gänsehaut, jagte Wubbala den Rücken runter. Niemand wollte unter Wichtel Wilfram arbeiten. Eigentlich wollte nichtmal jemand seine Sicherheitsvorträge besuchen.

„Gnnaaaaabbbbaaaaaaaa!!!!“ Die inzwischen sehr genervt klingende Aufforderung (zumindest konnte man erahnen, dass es sich um eine solche handelte) riss Wubbala aus ihren Gedanken und zurück in die Gegenwart. Wenn sie nicht schnell einen neuen Übersetzer auftrieb, sah es schlecht aus mit der Nicht-Versetzung in die Sicherheitsabteilung.

„Debanorra spre assserbalim … ähäh … prenonzanza?“, versuchte sie es vorsichtig.

„Gressba nassu ebalam, pro terraoni!!“, schimpfte es zurück. Gut, wohl kein südost-orkisch. Hektisch eilte Wubbala zum Regal mit den Spracheinstellungen, zerrte das Telefonkabel dabei an die Leistungsgrenze seiner Dehnbarkeit und wühlte in den Optionen. Aus dem fest an ihr Ohr gepressten Hörer ertönten weiterhin (vermutlich) wüste Beschimpfungen in einer Sprache, von der sie nur wusste, dass es sich nicht um Südost-Orkisch handelte. „Ja, Sir, Ma’am, äh, äh, ich würde ihnen ja wirklich gerne helfen, aber … äh …“, nun fast schon panisch wühlte sich Wubbala durch die Regalinhalte, warf Zylinder um, pfefferte Tonleitern durch den Raum und ließ verlorengeglaubte Entertasten auf den Boden fallen. Endlich ertasteten ihre suchenden Finger das Glas mit der Sprachqualle. Die Technologie war zwar völlig veraltet, aber immer noch besser als ein wütender Kunde, der ihr eine schlechte Bewertung reindrückte und somit für eine Zukunft in der garstigen Sicherheitsabteilung sorgte. Der Rote bewahre, das wäre ein Schicksal, dass sie keinem zumuten wollte. Am allerwenigsten sich selbst.

„Bleiben Sie dran, bitte … ich brauche nur noch einen Moment, dann kann ich sie verstehen. Bitte, bleiben Sie dran!“, verzweifelt bekniete sie ihren Service-Kunden um Nachsicht.

Mit eiligen Bewegungen schraubte Wubbala den Deckel vom Glas und fischte den wabbeligen Inhalt heraus, der davon sichtlich unbegeistert war und versuchte, sich mit seinen feinen Tentakeln am Glasrand abzudrücken und im Wasser zu bleiben.

„Komm! Da! Raus!“, unterstrich die Beschwerde-Wichtelin ihr Anliegen. Und endlich, mit einem leisen Plöpp löste sich das widerspenstige Tier von seiner Behausung. Siegessicher nahm Wubbala den Hörer mit der weiterhin unwirsch schimpfenden Stimme in die Hand und versuchte, die glitschige Qualle darüber zu stülpen. Nach wenigen Handgriffen war es geschafft. Erleichtert seufzend führte sie den quallenbesetzten Hörer wieder ans Ohr, um eeendlich das Problem des Klienten aufzunehmen und ihre eigene berufliche Zukunft zu sichern.

„… ECHT EINE UNVERSCHÄMTE FRECHHEIT!“, konnte sie gerade noch vernehmen, als ein wütendes Klacken das Ende des Gesprächs verkündete.

„Na toll“, resignierte Wuballa und ließ den Hörer mit seinem glibberigen Zusatz auf die Gabel sinken. Ihr E-Mail-Fach verkündete derweil fröhlich den Eingang einer neuen E-Mail mit der Betreffszeile: Versetzung.

 

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