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Barbara, ihre Katzen, kein Rhabarber und der Barbaratag

Das 4. Türchen des Kurzgeschichten-Adventskalenders

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Kategorie: Kurzgeschichten Literatur

Kennt ihr eigentlich schon das Geheimnis der blühenden Zweige zum Barbara-Tag? Wenn nicht, verraten wir es in der vierten Tür des Kurzgeschichten-Adventskalenders, die Nadine für uns verfasst hat.

Rauch stieg aus dem Schornstein eines kleinen Häuschens auf, das abseits von Weihnachtsstadt auf einer leichten Anhöhe wie ein Wächter über die umliegenden Lande thronte. Barbara war gerade dabei, ihren morgendlichen Tee über dem Kaminfeuer aufzubrühen. Sie hatte sich für Jasmin-Tee entschieden, ihre Lieblingsblume – und zum heutigen Barbaratag könnte es für sie kaum eine passendere Tee-Pflanze geben, die dem Brauch ihre Kraft schenken konnte.  

“Mmmrrrowww!”, ertönte es fordernd hinter der Wichtelfrau, die gerade gedankenverloren ihre Nase über den Teekessel geschoben hatte. “Oh, ja, richtig, entschuldigt meine Lieben!” So von Vorfreude auf den Tag berauscht, hätte sie doch beinahe vergessen, dass auch ihre vielen Schützlinge ebenso sehr wie sie auf ein stärkendes Frühstück aus waren. Aber die allermeisten ihrer zwanzig Katzen befanden sich noch im Land der Träume. Nur Hermine, die Rudelführerin der Rasselbande, und Hugo, ihr Sohn, waren pflichtbewusst über zwei Stunden früher als üblich mit ihr aufgestanden und ihr in die Küche gefolgt. 

Barbara streichelte gerade der zufrieden schmatzenden Katze über ihren flauschigen Rücken, der unter ihrer Hand leicht zuckte, als sich ein Großteil ihrer – zugegeben sehr verschlafen dahertapsenden, sich streckenden und gähnenden – Katzen und Kater einen Weg zu den Frühstücksnäpfen bahnten. Sie lächelte. Heute war der wichtigste Tag des Jahres. Nicht Nikolaus, nicht Weihnachten – nein, für Barbara war der wichtigste Tag der Barbara-Tag. Ob ihre Eltern das damals schon gewusst hatten, als sie sich für ihren Namen entschieden hatten? Barbara stellte sich diese Frage gern, denn dieser Umstand – oder Zufall? – zauberte ihr immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Manchmal hatte man einfach Glück im Leben. 

Da sich Barbara 365 Tage im Jahr um Bäume, Pflanzen und Tiere kümmerte, war eigentlich jeder Tag ein wichtiger Tag für sie. Die richtige Pflege und vor allem Liebe waren essentiell, damit der Barbaratag für alle Feiernden ein wundervolles Brauchtum blieb. Rund um ihre kleine Hütte verstreut lag daher auch direkt der Arbeitsplatz der Wichtelfrau. Trat sie vor ihre Türe, so blickte sie auf ihr Werk. Heute war dies allerdings nicht der Fall, denn die Glasdächer der vielen Wintergärten waren von dem in der Nacht gefallenen Neuschnee bedeckt und verwehrten ihr einen direkten Blick auf ihre geliebten Obstbäume. “Pfft, pffft”, hörte sie einige ihrer Katzen niesen, die ihr nach draußen gefolgt waren und nicht so sehr viel für das flockige Weiß übrig hatten. Liebevoll zupfte sie der am nächsten stehenden Katze am Öhrchen, als sie sanft knirschende Schritte und eine verunsicherte Stimme im Schnee vernahm. “Guten … ehm, Morgen?” 

“Ah, Camilla, nicht wahr? Wie schön dich zu sehen, und pünktlich auf die Minute, wunderbar!”, freute sich Barbara über ihren morgendlichen Wichtelbesuch. Denn heute sollten Barbara und ihr Katzenrudel nicht allein den Barbaratag vorbereiten – Camilla aus der Mittelstufe der Wichtelschule hatte sich ihnen im Rahmen des Sternschnupperpraktikumstags angeschlossen. Doch die Wichtelteenagerin wirkte sichtlich irritiert ob dem Anblick, der sich ihr zu dieser frühen Morgenstunde bot. Und wieder musste Barbara lächeln. Sie war sich vollkommen darüber bewusst, wie die Leute auf sie und ihre 20 Fell-Schätzchen reagierten. Mehr als nur einmal war sie als verrückte Katzenwichtelin abgestempelt und als exzentrisch betitelt worden. Selbst weniger freundliche Bemerkungen, wie “Die hat nicht mehr alle Schleifen am Geschenk” oder “Bei ihr seien die Weihnachtsglöckchen locker”, war sie bereits gewohnt. Auch darüber konnte sie nur lächeln, denn die anderen Wichtel wussten schließlich nicht, worüber sie redeten. Camilla jedoch sollte bald ihr Geheimnis erfahren.  

“ … und daher ist es Brauch, am Barbaratag – der immer am 4. Dezember ist – einen Zweig von einem Apfel- oder Kirschbaum abzuschneiden und ihn in eine Vase zu stellen, sodass dieser am Weihnachtstag erblühen und die Winterzeit erhellen möge”, schloss Barbara ihren Vortrag zur kurzen und eher legendenhaften Geschichte des Feiertags, während sie, Camilla und alle 20 Katzen wie auch Kater zum ersten von 20 Gewächshäusern gewandert waren.  

“Diese Gewächshäuser, in denen wir uns nun befinden, simulieren das für unterschiedliche geographische Lagen typische Klima. Das Nordpol-Wetter wäre zu harsch, daher haben wir uns vor langer Zeit für diese Lösung entschlossen. Ob Norden, Süden, Osten oder Westen – hier wird jeder Baum so behandelt, wie es andernorts auch der Fall wäre.” Mit Stolz erklärt Barbara weiter: “Außerdem versorgen meine Apfelbäume unsere lokale Produktion von kandierten Äpfeln und die Kirschen von mir findest du oft in Schwarzwälder Kirschtorte oder Donauwellen. Wir denken und handeln ökologisch.” Mit einem Zwinkern fügte Barbara noch “Und Naschkatzen sind wir auch” hinzu, was von einigen der mittrippelnden Tiere mit einem bejahenden Maunzen bestätigt wurde.  

“Sind deshalb so viele Katzen hier? Weil es Naschkatzen sind?“, fragte Camilla mehr im Spaß. Barbara lächelte. “Nun, Naschkatzen sind sie, so viel steht fest. Aber sie haben die wichtigste Aufgabe, noch viel wichtiger als die meine”, dehnte Barbara den Spannungsbogen langsam aus. “Sieh nur.”  

Während des Spazierens durch die Wintergartenplantagen waren die Katzen und Kater langsam ausgeschwärmt, auf der Suche nach ganz bestimmten Bäumen. Kaum war ein Tier auf den Baum geklettert, verschwand dieser fast lautlos, wäre da nicht das Geräusch der auf den Pfoten landenden Katzen gewesen. “Meine Lieblinge haben eine ganz besondere Verbindung zum Menschen und der Natur. Sie suchen hier nach ganz bestimmten Bäumen, die zu genau den Menschen passen, die heute nach Barbara-Zweigen suchend nach draußen gehen. Der erwählte Baum wird ganz in der Nähe dieser Person erscheinen und von ihr später um einen oder zwei Zweige erleichtert werden. Danach kehrt der Baum zu mir zurück.” Camilla schaute fasziniert dem Treiben der Katzen zu und wie sich der Wintergarten zunehmend leerte, bis alle 20 Katzen sich wieder um Barbara versammelt haben.  

“Die besondere Baumpflege, die Beziehung zwischen Tier und Baum und der magische Transport hin zu den Menschen sorgen dafür, dass die Zweige auf jeden Fall pünktlich zum Weihnachtsfest aufblühen werden”, erklärt Barbara stolz. “Ein ausgeklügeltes und fragiles System, dem ein ganz besonderer Zauber innewohnt.” 

“Das ist die Magie der Winterzeit”, schloss Barbara ihre Erläuterung, während sie lächelnd eine Katze krault.

 

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