X

Cookie Notice

Wir nutzen auf unserer Website Cookies und andere Technologien, um zu analysieren wie Sie unsere Webseite nutzen, Inhalte zu personalisieren und Werbung zu schalten. Durch die weitere Nutzung erklären Sie, dass Sie mit der Nutzung von Cookies einverstanden sind. Beachten Sie bitte, dass dieser Hinweis und die Einstellungen nur für die AMP Version unserer Seite gelten. Auf der regulären Website treffen Sie die Auswahl über den Cookiebot.

Startseite
Brett- und Kartenspiele Cosplay Filme Games Intern Interview Kurzgeschichten LARP Literatur Musik Pen & Paper Rezepte Sonstiges Tabletop Veranstaltungen

Autorin Daniela Beck im Interview

„Wenn darüber sonst keiner schreibt, dann versuche ich das jetzt selbst.“

Zur klassischen Webseite

Kategorie: Literatur

Über LARP kann man viele Geschichten erzählen und von LARPern zu hören bekommen. Man bekommt Zeitschriften und Fachbücher zum Hobby, selbst Spielfilme und Dokumentationen – aber Belletristik? Bislang Fehlanzeige. Das musste sich ändern, dachte sich Autorin Daniela Beck und berichtete unserer Redakteurin Laura Richter von ihren eigenen LARP-Erfahrungen und wie daraus die Idee zu ihrem Roman Mörderspiel entstand.

Zauberwelten: Mörderspiel ist Dein Debütroman. Daher dürften Dich viele – als Autorin – nicht kennen. Stelle Dich doch bitte kurz vor.

Daniela Beck: Ich stamme aus Süddeutschland, lebe mit meiner Familie in München und arbeite aktuell als freie Mitarbeiterin bei einem Medienunternehmen.

ZW: In wie weit prägen Bücher Dein Leben?

Daniela: Im Grunde schon immer sehr. Ich habe als Teenager im Bereich Krimis alles von den Drei??? über Agatha Christie bis zu Sherlock Holmes gelesen, dann eine zeitlang viel Fantasy und Anne Rice. Nach meinem Studium der Literaturwissenschaft habe ich bei einem Sachbuchverlag gearbeitet.

ZW: Auf Deinem Buch steht LARP-Krimi. Was erwartet den Leser und versteht man die Story als Nicht-LARPer überhaupt?

Daniela: Es ist eine klassische Kriminalgeschichte mit dunklen Familiengeheimnissen. Die Ermittler sind aber keine Polizisten, sondern normale Menschen in ihrer Freizeit, weil der Roman die Geschehnisse auf einem LARP darstellt. Im Buch erkläre ich das alles für Leser, die mit dem Hobby noch nie in Kontakt gekommen sind.

ZW: Anders als Du?

Daniela: Kann man so sagen, ich larpe seit 17 Jahren.

ZW: Wie war Dein Werdegang im LARP? Wie bei Deiner Protagonistin, die von ihrem Freund auf ein LARP geschleppt wird und nur mitkommt, weil sie ein schönes Wochenende mit ihm verbringen will?

Daniela: Tatsächlich war es bei uns genau umgekehrt – ich habe meinen Freund mitgeschleift – zu einem Vampir-Intrigenspiel-Abend. Zumindest dachte ich das. Denn statt des gesitteten Ränkeschmiedens wie bei den bisherigen Spielen gab es genau an dem Tag eine Vampir-Party à la Blade mit sehr, sehr viel Kunstblut. Ich dachte nur „Oh nein, was hält er jetzt wohl von meinem Hobby?“ Es kam aber wesentlich besser an als gedacht. Inzwischen sind wir verheiratet und beide LARPer. Über das Vampire-Live bin ich an eine Orga geraten, die gerade eine Reihe mit Mystery-Cons startete. Das war genau meins. Ich bin aber ein neugieriger Mensch und möchte alle Genres durchprobieren.

ZW: Was hast Du in der Zeit so erlebt?

Daniela: Viel. So viel, dass ich gar nicht genau weiß, wo ich anfangen soll, bei all den spannenden oder atmosphärischen Szenen. Als wir als Sowjet-Agenten durch ein echtes, stillgelegtes Gefängnis geschlichen sind, zum Beispiel. Oder einfach nur das Gefühl, im Jahr 1865 als Bardame inmitten des Treibens in einem Westernsaloon zu stehen. Dann gibt es noch jede Menge absolut skurrile und lustige Situationen – wie der Moment, als plötzlich ein Haufen Mitspieler als Psychiater in den Raum gestürmt kam, die uns mit unseren realen Namen anredeten und meinten, wir hätten uns die bisherige Handlung des Cons ja eh nur eingebildet – was auf einem Rollenspiel natürlich irgendwie stimmt – … oder ...  wie viele Seiten haben wir für das Interview?

ZW: Das heißt, Du hast das Setting für Deinen Roman im Grunde selbst erlebt – aber das macht einen noch nicht automatisch zur Autorin. Wie kam das?

Daniela: Ich wollte probieren, ob ich ein Buch schreiben kann.

ZW: Wie, einfach so?

Daniela: Nein, ganz so einfach war es dann doch nicht. Es kamen drei Punkte zusammen. Ich komme aus dem Hobby und finde es spannend, also hätte ich gerne selbst etwas darüber gelesen und habe nach Romanen zum Thema gesucht – zu meiner großen Überraschung gab es aber praktisch nichts. Also habe ich mir irgendwann gedacht, wenn darüber sonst keiner schreibt, dann versuche ich das jetzt selbst.

ZW: Wie genau entstand der Roman?

Daniela: Ich habe ihn ganz nüchtern durchgeplant: Zunächst schrieb ich die Chronologie der Geschichte auf, was passiert wann, warum, bei wem, in welchem Jahr? Dann habe ich ein Figuren-Organigramm aufgemalt – wie stehen die Figuren zueinander in Verbindung – und eine Tabelle erstellt, in der ich festgehalten habe, welche Infos in den jeweiligen Kapiteln gestreut werden müssen und welche Figur sie findet. Das hat mir gut geholfen, weil man immer einen Aspekt hat, auf den man hinaus will, und um den herum man die Szene aufbauen kann. Außerdem wusste ich dadurch beim Schreiben schon, dass das Kapitel im Gesamtzusammenhang am Ende auch Sinn macht.

ZW: Da möchte ich einhaken – der Kapitelaufbau Deines Romans unterscheidet sich stark von anderen Büchern!

Daniela: Das ist der Geschichte geschuldet. Protagonistin Lillie erzählt die Geschehnisse aus ihrer Sicht und zwar einmal als sie selber und einmal in ihrer Rolle als Privatdetektivin Victoria. Zusätzlich berichtet sie dem Leser im Laufe der Geschichte noch aus einem Tagebuch – aber was es damit auf sich hat, muss jeder beim Lesen selber herausfinden.

ZW: Der Leser erlebt das LARP also aus Lillis Sicht hautnah mit?

Daniela: Genau. Das wollte ich erreichen. Ich will Menschen, die das Hobby noch nicht kennen, mit meinen Mitteln zeigen, wie cool und spannend das ist und dass die Leute, die es betreiben, nicht ausschließlich weltfremde Spinner sind.

ZW: Hast Du solche Erfahrungen machen müssen?

Daniela: Es ist jetzt nicht so, dass mir jemand gesagt hätte: Dein Hobby ist aber albern. Aber ich habe schon das Gefühl, dass das Wort „Rollenspiel“ oft negativ besetzt ist – von wegen, Rollenspieler kommen mit der Realität nicht klar und so weiter. Ich habe diversen Bekannten erzählt, dass ich auf ein Impro-Theater-Krimiwochenende fahre. Alle waren begeistert oder haben sogar gefragt, wo man mitmachen kann. Angespornt durch das positive Feedback habe ich mich dann getraut zu sagen, dass ich auf ein Live-Rollenspiel-Con fahre – mein Gegenüber schaute mich sofort irritiert an und meinte nur: „Echt? Trifft man da nicht voll merkwürdige Leute?“

ZW: Wie lange hast Du für das Buch gebraucht? Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Mantikore-Verlag?

Daniela: Ich habe etwa ein Jahr zum Schreiben gebraucht und dann noch einmal ein Vielfaches davon für das daran Herumtüfteln und Überarbeiten. Als das Manuskript vorzeigefähig war, suchte ich nach einem Verlag. Mantikore verlegt viele Bücher mit Bezug zum Rollenspiel. Darum dachte ich, dass es passen könnte – und hier sind wir.

ZW: Hast Du noch einen guten Ratschlag für Menschen, die es Dir gleichtun wollen? Oder anders gefragt: wie wird man aus Deiner Sicht gefeierte Starautorin?

Daniela: Wenn ich das wüsste, wäre ich es schon. (lacht) Ich hatte viel Glück und habe die richtigen Menschen getroffen. Leute aus der Buchbranche haben mir aber inzwischen verraten, dass es viele über Verlagsausschreibungen für Kurzgeschichten zu einem Vertrag für Romane schaffen.

Weitere Artikel: