Als vor dreihundert Jahren die mörderischen Greifen über Requiem herfielen, wurden abgesehen von sieben Überlebenden alle Bewohner getötet. Nun herrschen Frieden und Eintracht, das Königreich floriert und die Menschen Requiems können sich ungestört in Drachen verwandeln und durch die Lüfte segeln. Bis zu dem Tag, an dem Mori den Phönix am schneebedeckten Horizont aufsteigen sieht – einen Feuervogel, der aus reinem Sonnenlicht zu bestehen scheint.
Es sind die Folgen einer unglücklichen Liebesbeziehung, die mit aller Macht über Requiem hereinbrechen: Einst haben Elethor und Solina sich heimlich geliebt, aber als ihre Zuneigung entdeckt wurde, war dies zugleich das Aus ihrer Romanze. Immerhin war sie eigentlich nur eine Geisel und er der Zweite in der Thronfolge. Von Drachenfeuer entstellt ist Solina geflohen, nachdem sie versucht hat, König Olasar zu töten.
Elethor liebt sie immer noch und auch Solina verzehrt sich nach ihm – dennoch oder gerade deswegen kehrt sie nach Nova Vita, die Hauptstadt Requiems, zurück. Um Elethor zurückzugewinnen und/oder alle anderen Vir Requis, die Drachengeborenen, in Flammen aufgehen zu lassen. Dazu hat sie sich mächtige Verstärkung geholt: Mehrere tausend Verbündete, die sich wie sie dank Magie in Phönixe verwandeln können – denen das Feuer der Drachen nichts anhaben kann.
Während Solina in Nova Vita wütet und die Drachengeborenen reihenweise in den Flammen oder durch kalten Stahl umkommen, begeben sich die verbleibenden Töchter und Söhne des Königshauses auf eine verzweifelte Suche nach sagenumwobenen Artefakten, die Requiem schon einmal gerettet haben sollen. Ob es diese wirklich gibt, weiß niemand. Sie tauchen lediglich in alten Schriftrollen auf, die Mori im Archiv aus der Zeit um den ersten Untergang Requiems gefunden hat. Mit dem Mut der Verzweiflung fliegt Mori in den unbekannten Norden und Elethor stürzt sich in den Untergrund Requiems, durch das Portal zur Unterwelt.
Nicht nur die Suche nach den Artefakten wird von Ungewissheit überschattet. Schließlich kann keiner von ihnen wissen, ob es noch ein Requiem geben wird, das gerettet werden kann, sollten sie erfolgreich zurückkehren ...
Daniel Arenson geht in diesem Auftakt-Band zu Drachenlied-Reihe alles andere als zimperlich mit seinen Charakteren um. Ein bisschen fühlt man sich an Game of Thrones erinnert, was Leid, Schmerz und Tod anbelangt. Gerade das verleiht dem Buch aber die zusätzliche Stärke des Unvorhersehbaren: Es ist einfach schwer zu antizipieren, wer überlebt – und in welchem Zustand. Dadurch gewinnen die Charaktere in diesem doch eher action-geladenen Szenario an Tiefe – was die Handlung gefühlt vorantreibt und Lust auf mehr macht. Das ist auch wichtig, immerhin erstreckt sich die Reihe über drei Bände.
Der Atem des Feuers (Drachenlied 1)
Daniel Arenson (Übers. Jörn Pinnow)
(blanvalet, 2015)
448 Seiten, Paperback
ISBN: 978-3-7341-6002-8
Website: Der Atem des Feuers