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Anouk: Ein toter Djinn kommt selten allein

Damönische Rechtschaffenheit auf Mission

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Kategorie: Literatur

Anouk ist eine Sukkubus. Gleichzeitig ist sie Agentin des Kuratoriums, das für Recht und Ordnung zwischen den Völkern sorgt. Doch als ein Djinn hingerichtet wird, hängt der Frieden an Anouk. Die gibt ihr Bestes, um den Mord aufzuklären und das Geheimnis der übernatürlichen Wesen zu wahren. Das ist aber gar nicht so einfach, denn der Fall bringt alte Bekannte auf den Plan, die Anouk lieber vergessen hätte.

Inmitten der Menschen leben übernatürliche Wesen in geheimer Identität. Es ist ihnen nicht erlaubt, sich oder ihre Kräfte zu offenbaren. Das stellt auch das Kuratorium sicher. Trotzdem kommt es natürlich immer wieder zu Ausrutschern, z. B. wenn ein liebestoller Vampir eine Menschenfrau vor ihrem brutalen Ehemann beschützen möchte und dabei ein klitzekleines bisschen von seinen hypnotischen Fähigkeiten benutzt. Anouks Aufgabe ist es, diese kleinen Rebellen zu fangen und für ihre Vergehen zu bestrafen. Mal mehr oder mal weniger energisch.

Dämon – Rechtschaffen chaotisch

Als höherem Dämon fällt ihr das auch relativ leicht, obwohl ihr die selbstauferlegte Rechtschaffenheit schon manchmal zu schaffen macht. Nicht zuletzt, weil sie als Agentin des Kuratoriums und ihre dadurch verbundenen Aufgaben nicht wirklich überall gerne gesehen ist. Selbst dann nicht, wenn ein Djinn in der Methode des blutigen Adlers zwischen zwei Gebäuden aufgespannt ist und allein dadurch schon für Ärger sorgt. Nützt aber nix, da muss Anouk eben ran.

Zwischen den vielen übernatürlichen Wesen, die wir im Laufe der facettenreichen Handlung kennenlernen, könnte man fast meinen, dass Anouk gar nicht auffallen sollte. Doch durch ihre sehr coole Ader, die trotzdem nicht ins machomäßige abdriftet, erzeugt sie ihren ganz eigenen Charme bei den Leser*innen. Dass sie – trotz ihrer dämonischen Übermacht – ein wenig tollpatschig ist und irgendwie von einem chaotischen Zustand in den nächsten fällt, macht sie umso sympathischer.

Vourteilsfreie Schäferstündchen

Als Sukkubus ernährt sich Anouk natürlich von sexueller Energie. Dabei ist es völlig gleich, mit welchem Geschlecht oder welcher Art von Wesen sie in die Kiste steigt, Hauptsache, es macht Freude. Je mehr erotisches Prickeln, desto gesättigter auch der Dämon. Eingebettet in dieses Setting wird auch die aktuelle Thematik der Geschlechteridentität und der selbstbestimmten Sexualität aufgegriffen und lädt in theoretisch-sicherem Rahmen dazu ein, darüber nachzudenken, ob das traditionelle Schema Mann-schläft-immer-mit-Frau nicht langsam wirklich mal ausgedient hat und zum Einstauben auf den Dachboden gehört.

Auch Rassismus wird behandelt, nicht ganz so subtil wie das Thema der Geschlechterneutralität, sondern ganz offen und ehrlich. Anouk selbst sieht sich mit dem Rassismus-Vorwurf konfrontiert, verfällt in die klassische Abwehrschiene (Ich doch nicht!) und wird dann ganz sanft dazu gebracht, sich darüber nochmal Gedanken zu machen, um sich versteckte rassistische Vorurteile doch nochmal genauer anzuschauen.

Integriert in eine wirklich authentische Welt, die sich aus Dropbox, Netflix und jugendsprachlicher Anglizismen zusammensetzt, werden diese Themen in ihrer Bedeutung nochmal unterstrichen, ohne diese ethische Last mitzubringen, der wir uns manchmal unterworfen fühlen, wenn wir mit den Themen konfrontiert werden und die verhindern, dass wir uns einmal frei von Abwehrmechanismen kritisch selbst betrachten. In der geschaffenen Leichtigkeit wird dadurch Raum geschaffen, sich diesen offen zu stellen und die eigenen Ideale auf den Prüfstand zu stellen.

Anouk lohnt sich!

Aber auch losgelöst davon, macht Anouk einfach Spaß. Die Handlung ist flüssig, nicht wirklich vorhersehbar und hält die ein oder andere Überraschung bereit. Manchmal hätte ich sie mir einen Hauch vorhersehbarer gewünscht, da mir das Miträtseln so eher unmöglich schien, aber es spricht auch nichts dagegen, sich von einem Buch einfach mal entertainen zu lassen. Und Entertainment bietet das Werk wirklich genug. Neben den Ermittlungen lernen wir Anouk und ihre Wahl-Welt näher kennen und das auch eine sehr humorvolle, leichte Art, die das Lesen zu einem kurzweiligen Vergnügen macht. Einzig, warum der Ex plötzlich eine Gastrolle bekam, ist mir nicht ganz klar. Aber da auch die Hintergründe um Anouks Anwesenheit noch gar nicht wirklich geklärt sind und viele Fragen offen bleiben, ist der frisch erschienene zweite Band Anouk: Sterben bringt Glück nahezu als Pflichtprogramm anzusehen. Ich freu mich jedenfalls drauf.

Übrigens: Wer sich Bücher lieber gleich vorlesen lassen möchte, Anouk: Ein toter Djinn kommt selten allein gibts auch als Hörbuch, von der Autorin selbst eingelesen!

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