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Amadeus Firgau

Die Sorla-Reihe

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Kategorie: Literatur

Der ehemalige Lehrer Amadeus Firgau, Jahrgang 1943, hat bereits lange vor dem durch die Verfilmung Der Herr der Ringe-Trilogie ausge­lös­ten Fantasy-Boom seinen ersten Roman in diesem Genre veröffentlicht. Seine Sorla-Reihe begeistert dabei auch Leser, die sonst keine Fantasy mögen. Für Zauberwelten sprach Laura Richter mit ihm über seine Bücher, das Autorendasein und seine Begeisterung für Rollenspiele.

Zauberwelten: Wie kommt man dazu, Autor zu werden?

Amadeus Firgau: Ich habe schon als Kind Geschichten geschrieben. Mit fünfzehn, sechzehn Jahren vor allem traurige Liebesgedichte und tiefsinnige Texte. Später ging ich viel ins Amerikahaus in Köln und lieh mir moderne Romane aus. Also waren es zuerst die Liebe zu den Frauen, dann der Versuch, die Welt zu verstehen, dann die Liebe zur Literatur, die mich zum Autor machten.

ZW:Sie waren Lehrer. Der Typ, mit dem man gerne auf Klassenfahrten fuhr, oder der, den man lieber zu den Endgegnern Ihres Romanes schicken wollte?

Firgau: Gute Frage. Beides. Ich habe viele Klassenlager gemacht, auch Skilager und Oberstufenreisen. Das hat immer Spaß gemacht. Allerdings fanden viele die Oberstufenreisen zu dicht geplant, mit zu wenig Freizeit zum Shoppen. Hinterher bekam ich dann aber das positive Feedback, sie hätten sehr viel gelernt, danke. Im Unterricht war es ähnlich. Der lustige Kumpel war ich nicht, das konnten andere Kollegen besser. Aber man hat viel gelernt, und ich konnte auch viele Schüler langfristig für Literatur begeistern. Manche fanden, ich sei ein Pauker, andere aber kamen mit ihren eigenen Gedichten und Kurzgeschichten zu mir, ich sollte ihnen Tipps geben. Ich bekomme noch jetzt viele Rückmeldungen, Dankesbriefe über Facebook und so. Meine Schüler sind ja alle inzwischen erwachsen und haben eigene Kinder.

ZW: Was lesen Sie selber gerne?

Firgau: Zurzeit komme ich wenig zum Lesen. Mein Verlag hält mich auf Trab. Manchmal Biografien oder historische Romane wie Die Kathedrale des Meeres, dieser Roman spielt in Barcelona im Mittelalter.

ZW: Haben Sie heimlich Trash wie Heftchenroman vom Bahnhof gelesen? Sind Ihnen John Sinclair oder Perry Rhodan ein Begriff? Oder gar Arztromane?

Firgau: Jede Menge! Die kaufte ich immer morgens an einem Kiosk, bevor die Straßenbahn zur Schule kam. Pete-Heftchen vor allem. Aber auch Perry Rhodan und Mickey Maus. Im Buchverleih holte ich mir die Tarzan-Romane. Aber Arztromane? Nein danke!

ZW: Wie ist Sorla konkret entstanden?

Firgau: Das weiß ich gar nicht mehr genau. Ich hatte die Idee zu einem Jungen, der allerhand Gefahren ausgesetzt ist und der viel Glück braucht, um sie zu überleben. Das hing vielleicht damit zusammen, dass zu der Zeit mein erster Sohn, der eine schwere Geburt hinter sich hatte, im Sandkastenalter war und ich mich viel mit ihm beschäftigte. Obwohl ein Sandkasten im Allgemeinen nicht so gefährlich ist ...

Später wurde Sorla größer, und mit ihm wuchsen auch die Probleme: Pubertät, Suche nach den Eltern, Suche nach dem eigenen Platz in der Welt.

ZW: Was ist alles in die Handlung eingeflossen?

Firgau: Ich hatte Die Weiße Göttin von Sir Robert von Ranke-Graves gelesen, ein tolles Buch! Es behandelt die keltischen Mythen, die Mondgöttin, den Druidenkalender, das Opfer des Jahresgottes, alles im Zusammenhang mit Mythen weltweit. Sogar das Schicksal von Jesus wird erklärt. Und natürlich Tolkien, Der Kleine Hobbit, Der Herr der Ringe, Das Silmarillion. Wichtig war auch das Kinderbuch Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen. Daran gefiel mir, wie alles aus der Sicht eines Kindes geschildert wird.

ZW: Wie strukturieren Sie das Schreiben?

Firgau: Ich hatte einen ungefähren Plan, aber die einzelnen Episoden kamen spontan. Vor allem entwickelten sich die Personen, allen voran Sorla, nach ihren eigenen Bedingungen, ihrem Charakter. Das hat mich immer wieder überrascht, sodass mir beim Schreiben plötzlich klar wurde: Sorla muss jetzt so handeln und nicht, wie ich es zunächst geplant hatte. Die Figuren fingen an zu leben.

ZW: Gab es auch Durchhänger oder Schreibblockaden?

Firgau: Einmal ja. Nach dem zweiten Band erlebten wir eine schlimme Familientragödie. Da konnte ich ein, zwei Jahre gar nicht mehr schreiben.

ZW: Wie fühlt man sich, wenn man „verlegt“ wird?

Firgau: Mein erster Verleger war Roland Kübler, ein kluger und engagierter Mensch. Aber er zwang mich, eine schöne Episode zu entfernen, mit der Begründung, sie sei für den Fortgang der Handlung nicht wichtig, und weniger sei oft mehr. Wahrscheinlich hatte er recht, aber es tut mir heute noch leid.

Ansonsten fühlte ich mich bestätigt und ermutigt. Ähnlich ist es mit meinem neuen Verlag Shaker Media. Da ist man sehr hilfsbereit und bemüht, meine Bücher zu veröffentlichen.

ZW: Sie spielen selbst Rollenspiele?

Firgau: Angefangen habe ich mit dem roten Basis-Set von Dungeons & Dragons (D&D), das waren zunächst reine Verlies-Abenteuer, wo man in dunklen Höhlen herumkroch und die aberwitzigsten Monster abschlachtete, die völlig unmotiviert auftauchten. Später schrieb ich eigene Szenarien, die mehr Hand und Fuß hatten. Dann fingen wir an, die Spielleiter-Rolle reihum zu vergeben, damit jeder selbst zum Spielen kam. Auf die Art lernte ich vor allem Midgard und Call of Cthulhu kennen. Paranoia war auch sehr lustig.

Letztes Jahr lernte ich auf der Spiele-Messe in Essen Arcane Codex kennen, das hat uns begeistert, und wir spielen es jetzt an fast jedem Wochenende, es sei denn, zu viele aus der Gruppe haben etwas anderes vor.

Ich denke, wer seine Rolle gut und einfallsreich spielen kann, ist ein intelligenter und kreativer Mensch, der auch im normalen Leben gute Einfälle hat, gewandt und flexibel reagieren kann. Ich glaube sogar, dass Leute, die eher einschienig denken, sich krampfhaft an der oberflächlichen Realität festhalten und sich ansons­ten nichts vorstellen können, durch Rollenspiel lockerer und selbstsicherer werden können. Allerdings habe ich auch Spieler kennen gelernt, die im Rollenspiel nur die Sau rauslassen wollten, die schon vorher in ihrer Fantasie spukte. Das war dann nicht so hilfreich.

ZW: Was macht für Sie ein gutes Rollenspiel aus?

Firgau: Das Szenario muss unterhaltsam sein und einem Gelegenheit geben, sich in seiner Rolle zu entfalten. Die Erfahrungspunkte sind mir persönlich nicht so wichtig; es gibt ja viele, die möglichst schnell zu omnipotenter Gottähnlichkeit aufsteigen wollen. Was kann man denen dann noch bieten? Bei Midgard ist das schon schwieriger, und bei Call of Cthulhu wird die mögliche Steigerung der Fertigkeiten durch den zunehmenden Wahnsinn schnell ausbalanciert.

Interessant finde ich die Gut kontra Böse-Thematik. Bei D&D ist klar festgelegt: Monster sind böse, und wer sie abschlachtet, wird belohnt. Bei Advanced Dungeons & Dragons wurde das etwas differenzierter, aber auch da hatten wir viele Diskussionen: Wieso ist ein Kobold, der sein eigenes Heim verteidigt, böse?

ZW: Haben Sie Erfahrungen mit Larp?

Firgau: Leider nicht. Aber einige meiner Mitspieler gehen regelmäßig auf Larp-Treffs und haben sich entsprechend mit Gewandungen und Waffen eingedeckt. Ich war gelegentlich auf Mittelaltermärkten in passender Gewandung und auf dem Kaltenberger Ritterfest.

ZW: Zu guter Letzt – haben Sie Tipps für angehende Autoren?

Firgau: Nehmt die Sprache ernst! Ich lese oft Manuskripte, die sprachlich manchmal haarsträubend sind. Von Rechtschreibung und Zeichensetzung will ich gar nicht reden – als ehemaliger Deutschlehrer bin ich da sowieso empfindlich. Was man sprachlich nicht richtig ausdrücken kann, hat man gedanklich noch nicht verarbeitet. So wird das aber nichts.

Nicht alles, was euch persönlich wichtig ist, interessiert auch den Leser! Letztens bekam ich ein Manuskript, in dem die Autorin ausführlich ein unwichtiges Geplänkel mit ihrer Freundin beschrieb, ohne damit die Handlung voranzubringen, gerade das ist aber wichtig. Auch sollten die Ereignisse nicht allzu deutlich nur persönliche Erfahrungen als Tagebuch-Ersatz verarbeiten. Eine andere Autorin beispielsweise ließ sich absatzweise darüber aus, wie gemein der Ex ihrer Hauptperson war. Ich verstehe, dass so etwas ein legitimes Motiv für das Schreiben sein kann, aber man muss Abstand zu sich selbst gewinnen.

Über die Sorla-Reihe

Die fünfbändige Sorla-Reihe erzählt die Geschichte von Sorle-a-glach, dem Molch ohne Vater, einem Menschenjungen, der bei einem Flusstrollweib aufwächst. Neben skurrilen, berührenden und phantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes. Doch die Glücksgöttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unlösbare Aufgaben, sondern gewährt ihm durch überraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg. Alle fünf Bände sind im Verlag Shaker-Media erschienen.

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