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Alraune: Maritime Schrecken

Der Auftakt des fulminanten phantastischen Story-Zines

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Kategorie: Literatur

Die Erstausgabe eines neuen Story-Zines herauszugeben, ist keine leichte Aufgabe. Doch genau davor scheuen Silke Brandt, Nils Gampert und Axel Weiß nicht zurück. Mit "Maritime Schrecken" legen sie nun den Auftakt des phantastischen Kurzgeschichtenhefts Alraune vor. Die sechs enthaltenen Geschichten beziehen sich alle auf das Titelbild der Ausgabe – ein faszinierendes Konzept, das zu gefallen weiß. Allesamt von derselben Grafik inspiriert, könnten die enthaltenen Beiträge unterschiedlicher kaum sein.

Ein tosendes Meer, auf dem ein einsamer Dreimaster unter einem unheilverheißenden Wolkenhimmel segelt. Darunter: Das dunkle Blau der unterseeischen Welt. Zwei phantastische Gestalten lauern in den Tiefen der See, verheißen eine dem Menschen gänzlich unbekannte, andersartige Welt. Dies ist in Worten beschrieben die imposante Illustration, die das Cover der Erstausgabe von Alraune ziert. Geheimnisvoll ist die Grafik von Ernst Wurdack, lässt viel Freiraum zur Interpretation – und genau diesen Freiraum wissen die einzelnen Kurzgeschichten des Story-Zines für sich zu nutzen.

Das Prinzip der Alraune

Zweimal im Jahr soll das Story-Zine mit wechselnden Herausgebenden erscheinen und sich dabei immer einem anderen Thema samt Titelbild widmen. Dieses Prinzip ist klug durchdacht, denn es bietet auf der einen Seite eine thematische Rahmung für die jeweiligen Kurzgeschichten und lässt zugleich Autor*innen und Künstler*innen innerhalb dieses Rahmens freie Hand. Wie unterschiedlich eine Kurzgeschichte zu einer Illustration erdacht werden kann, beweisen die Beiträge des Hefts, die sich zwar allesamt der Maritimen Fantasy widmen, dabei aber mal in die Uchronie eintauchen, sich dann wiederum im Horrorgewand präsentieren, und in jedem Fall die Lesenden in fremde Welten entführen.

Das erste Heft "Maritime Schrecken" wird begleitet von einem Vorwort der drei Herausgebenden, einem kurzen nautischen Glossar, Grafiken von Erik R. Andara, Nalle Elmgren und Tommi Ekholm, sowie natürlich den Kurzbiografien der Beitragenden. Diese Elemente runden das Heft zu einer eigenständigen Kurzgeschichtensammlung ab, wobei der Ausgabe mehr Illustrationen und ein umfangreicheres Glossar durchaus gut getan hätten. An einigen Stellen hätte das Heft außerdem von einem gründlicheren Lektorat profitiert, denn viele der Texte leiden unter gelegentlichen Rechtschreib-, Grammatik- und vor allem Silbentrennungsfehlern. Diese Anmerkungen fallen jedoch eindeutig in die Kategorie "Meckern auf hohem Niveau", denn die einzelnen Kurzgeschichten punkten auf ganzer Linie.

Hier ein kurzer Eindruck der sechs enthaltenen Beiträge:

Dennis Mombauer: "Durch das Auge der Stille"

Bereits die Auftakterzählung entführt in eine magische und zugleich unheimliche Welt. Thekla, Yeshi und Norsen versuchen per Schiff ihrem bisherigen Leben zu entkommen, stranden dabei jedoch in einer Flaute im maritimen "Auge der Stille". Hier begegnet ihnen ein riesiges, scheinbar verlassenes Gefängnisschiff. Je tiefer die drei in den Stahlgiganten vordringen, desto klarer wird ihnen, dass es auf dem Schiff nicht mit rechten Dingen zugeht. Mombauers Kurzgeschichte hat philosophischen Tiefgang und zieht die Lesenden zugleich ab der ersten Zeile mit ihrem Stil und ihrer Prämisse in den Bann.

Jörg Fischer: "Im Meer der Farben"

Diese Erzählung stellt uns eine Historie vor, wie wir sie nie erlebt haben. Es ist das Jahr 1807: Die Spanische Inquisition befindet sich im Krieg mit den nordischen Ländern. Während einer Seeschlacht am Kattegatt gelingt es Pater Johann von Scharfenberg, eine dänische Kapitänin in Gefangenschaft zu nehmen. Das Schicksal der Schlacht scheint somit besiegelt – oder etwa doch nicht? Fischer schildert das Geschehen des Kampfes aus verschiedenen Blickwinkeln und hält so die Spannung seiner Erzählung aufrecht. Das blutige Vorgehen des Inquisition ist expliziter Teil der Kurzgeschichte, was zwar die Erbarmungslosigkeit des Heiligen Römischen Reichs vermittelt, die Handlung jedoch an manchen Stellen aufhält.

Michael Perkampus: "Seelen am Ufer des Acheron"

Dies ist wohl die eigentümlichste Erzählung der Sammlung. Geschrieben als Reminiszenz des Fährmanns einer Totenbarke, baut Perkampus in dieser Erzählung Elemente sowohl aus der griechischen als auch nordischen Mythologie ein. Hier hat nicht nur der Fluss Acheron seinen Auftritt, sondern auch das Totenschiff Naglfar. Gleich eines Bewusstseinsstroms nimmt diese Geschichte die Lesenden mit auf eine surreale Reise durch die Totenwelt.

Silke Brandt: "SOS Barkentine Estonia"

Eine intensive, mysteriöse Atmosphäre und einige Steampunk-Anklänge erwartet die Lesenden in "SOS Barkentine Estonia". In ihrer exzellenten Kurzgeschichte lässt Brandt sich von einer wahren Begebenheit inspirieren: Auf der Zeitachse nahezu 60 Jahre voneinander entfernt sanken zwei namensgleiche Schiffe in derselben Kalenderwoche an fast derselben Stelle, in beiden Fällen aufgrund eines Sturms. In Brandts Erzählung verirrt sich die Estonia aufgrund mysteriöser nautischer Instrumente in eine unbekannte Parallelwelt, wo sie einen unmöglichen Funkspruch empfängt – von der Estonia!

Teemu Korpijärvi: "Das Feuerschiff"

Diese Kurzgeschichte ist so dicht, bedrückend und düster wie das Setting, in dem die Erzählung angesiedelt ist. Im Eismeer von Archangelsk liegt ein Feuerschiff vor Anker, das Schiffen den Weg durch die See leuchten soll. Schon bald muss die junge Protagonistin feststellen, dass der wahre Zweck der Solovetsky ein anderer ist, und dass ein Mörder an Bord ist … "Das Feuerschiff" wurde von Axel Weiß ins Deutsche übersetzt und ist eine Empfehlung für alle Fans der Düsteren Phantastik.

Susanne Wolff: "In den Klauen von Shira’kor"

Den fiebrigen Abschluss der Sammlung bildet "In den Klauen von Shira’kor", eine Kurzgeschichte, in der sich die Natur auf grausame Weise gegen die Menschen wehrt, die sie auszubeuten versuchen. Die Besatzung der Laridae hat den Auftrag, das Ei eines Wyrms aus den Mangroven Shira’kors zu stehlen, damit das Wesen als Kriegswaffe eingesetzt werden kann. Doch schon bald wird das Schiff nicht nur vom Wyrm attackiert – der Mangrovenwald selbst erwacht zum Leben.

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