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Alice im Wunderland

Eine mehr als wundersame Reise

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Kategorie: Literatur

Alice im Wunderland gehört fraglos zu den Klassikern der phantastischen Literatur. Es gibt kaum jemanden, der die Erzählungen um Alice, das weiße Kaninchen und eine köpfungslustige Königin nicht kennt. Ob in der kindgerechten Version von Disney, oder den surrealen Versionen von Tim Burton oder als düsteres Spielbuch, der absurde Stoff der Geschichte bietet sich für unterschiedlichste Interpretationen an. Die Erzählung von Carroll selber tritt dabei manchmal in den Hintergrund. Ein guter Zeitpunkt also, sich das Buch (noch) einmal im Original anzusehen. Wer sich nicht gleich ins anspruchsvolle Englisch von Carroll zumuten will, kann nun zur Neuübersetzung von Jan Enseling bei Mantikore greifen.

Herrjemine! Wie seltsam heute alles ist! Und gestern gingen die Dinge noch ihren normalen Gang

Im Wunderland

Dass sich die Erzählung um Alice über 150 Jahre nach dem ersten Erscheinen (1865) noch immer so großer Beliebtheit erfreut, hat das Buch sicher seinem ganz eigenen Charakter zu verdanken. Die vermeintliche Kindergeschichte besticht durch seine absurden Charaktere und surrealem Witz. Zusammen mit Alice stürzen wir in einen Kaninchenbau, der seine ganz eigene Logik verfolgt und diese immer wieder auf die Spitze treibt. Die Gesetze von Raum und Zeit werden mit einer ureigenen Logik fast selbstverständlich in Frage gestellt und auch die Herrschaftsordnung des Wunderlandes changiert zwischen Willkür und Gerichtsverfahren. Alice nimmt uns in eine Welt mit, die fremd und absurd wirkt, aber doch eigenen Gesetzen gehorcht. Obwohl das Buch als Meilenstein des literarischen Nonsens gilt, regt es doch immer dazu an, Sinn im Unsinn zu suchen und ab und an sogar zu finden. Das gelingt durch die Identifikationsfigur Alice, die ebenso ratlos wie wir in das Wunderland stürzt, und unsere Verwirrung ganz naiv teilt. Durch ihre Fragen und Versicherungen, dass es  bei aller Absurdität wirklich so ist, wie es ist, gewinnt die Welt immer wieder an Überzeugungskraft. Wir müssen Alice und den felsenfesten Behauptungen der Wunderländer einfach glauben und werden so in einen Strudel der alternativen Logik gezogen. Dazu trägt auch bei, dass wir ebenso wie Alice nur Ausschnitte der Welt gezeigt bekommen. Die Charaktere stehen untereinander in Beziehung und haben ihre eigenen Probleme und Logiken, die wir jedoch nur erahnen können. Dementsprechend stellen die 12 Kapitel auch eher lose verbundene Szenen als eine zusammenhängende Handlung dar. Alice stolpert von Charakter zu Charakter und wundert sich über deren Probleme in die sie unverhofft verwickelt wird. Tiefere Charakterbeziehungen und eine komplexe Handlung sucht man allerdings vergebens. Stattdessen wird man wundernd durch einen surrealen Bewusstseinsstrom gezogen.

Das funktioniert auch heute noch äußerst gut. Obwohl wir die einzelnen Elemente aus der Popkultur kennen, bleibt jede Szene für sich spannend und ist dabei – abgesehen von den eingestreuten Gedichten – kurzweilig zu lesen. Insbesondere der Wortwitz und die Logikspiele von Carroll haben ihre Zeit gut überdauert. Es ist immer noch eine spannende Erfahrung, Alice im Wunderland im Original zu lesen und sich seinen eigenen Reim auf die Welt und ihre Leute zu machen.

Neuausgabe

Alice zu übersetzen ist keine einfache Aufgabe, das Buch stammt merklich aus einer anderen Zeit und lebt unter anderem von Wortwitzen und nuancierten Dialogen. Hinzu kommt eine Vielzahl an umfangreichen Gedichten. Enseling ist die Aufgabe gut gelungen. Alice liest sich in der Neuausgabe flüssig und scheint kaum an Nuancen verloren zu haben. Nur ein besseres Korrektorat hätte dem Buch gut getan, da sich doch eine Handvoll Fehlerteufel eingeschlichen haben.

Neben einer neuen Übersetzung wurden dem Wunderland auch neue Illustrationen verpasst. Hauke Kock hat die Geschichte mit 10 passenden Zeichnungen der Charaktere und zentraler Szenen versehen und orientiert sich dabei an klassischen, eher freundlichen Vorlagen. Alice, der Hutmacher und die Grinsekatze sind zeitgemäß umgesetzt, man erkennt sie aber sofort wieder. Überhaupt macht die Neuausgabe dank lockerem Seitensatz und schickem Titelbild mit  Prägedruck einiges her. Ansonsten vermisst man allerdings weiteres Material. Ein Vor- oder Nachwort, wie etwa zu den Wells-Büchern, oder der ein oder andere Kommentar hätten der Neuausgabe gut getan. So bleibt es bei einem Klassiker mit adäquater Übersetzung und ansehnlichen Illustrationen.

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