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Akhmal

Der Aufbruch

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Kategorie: Literatur

Die Autorin Hilga Höfkens hat sich unter dem Pseudonym Helena Heart als Selfpublisherin von Historischen Romanen und Liebesgeschichten einen Namen gemacht. Mit Akhmal – Der Aufbruch wagt sie sich das erste Mal in das Genre der Fantasy vor. Der 374 Seiten dicke Roman scheint der Auftakt zu einer ganzen Serie zu sein, die das Zusammenleben der Menschen in einer mittelalterlichen Welt mit dem felinen Volk der Akhmal thematisiert.

Akhmal – Der Aufbruch ist in einer mittelalterlichen Low-Fantasywelt angesiedelt, in der sich neben den Menschen eine zweite kulturschaffende Spezies hervorgetan hat: Die Akhmal. Bei diesen Wesen handelt es sich um ein annährend humanoides Katzenvolk mit einer fortschrittlichen und komplexen Kultur. Menschen und Akhmal verehren zwar die selben Götter, haben jedoch zwei unterschiedliche Königreiche errichtet, die in Abschottung voneinander existieren.

Im Zentrum des Geschehens stehen die Menschenfrau Malina, der Akhmal Argon und ein zunächst namenloser Hybrid der beiden Völker. Malina ist die Regentin der Menschen, durch das Testament ihres Vaters hat sie jedoch keinen alleinigen Thronanspruch und teilt sich ihre Herrschaft mit ihrem Bruder Kalev. Malina tritt zu Beginn der Handlung als fürsorgliche und besonnene Herrscherin auf, kann sich jedoch nicht gegen ihren machthungrigen und berechnenden Bruder durchsetzen. Als Argon, der Botschafter des Königs der Akhmal, zu Besuch in die Hauptstadt der Menschen kommt und um Audienz bei den Geschwistern bittet, knüpft Malina schnell eine enge Bindung zu dem gebildeten und weltoffenen Akhmal. Sie hofft, mit ihm gemeinsam die Beziehung zwischen Menschen und Akhmal stärken zu können und voneinander zu lernen. Zu ihrem Entsetzen wird sie jedoch von ihrer Zofe darüber in Kenntnis gesetzt, dass ihr Bruder ein Attentat auf den Botschafter geplant hat, um einen Krieg zwischen Menschen und Akhmal zu provozieren. Kalev möchte diesen Krieg nutzen, um Territorien des felinen Volkes erobern zu können und seine Macht und seinen Ruhm als Feldherr zu mehren. Malina kann zwar den Anschlag auf Argons Leben in letzter Sekunde verhindern, doch Kalev lässt sie für ihr Aufbegehren als „Verschwörerin“ einkerkern. Der Regentin gelingt mithilfe eines anderen Gefangenen, des namenslosen Mensch-Akhmal-Mischlings, die Flucht. Daraufhin sammelt sie ihre letzten Verbündeten, einigen neuen Freunden und Botschafter Argon um sich, um einen Plan zu schmieden, wie sie Kalevs aufhalten kann. Sie erhofft sich Hilfe von Seiten der Akhmal, doch auch deren Herrscher scheint vor allem eigene Interessen zu verfolgen. Es gibt einige ungelöste Spannungen, die zunächst überwunden werden müssen, bevor Malina ihre Pläne in die Tat umsetzen und die beiden Königreiche vor einem verlustreichen Krieg bewahren kann.

Emotional und mitreißend

Der Roman zeichnet sich durch eine spannendes World Building und Helen Heros einfühlsamen und mitreißenden Schreibstil aus. Das Volk der Akhmal wurde lebendig gezeichnet und bildet trotz einiger Gemeinsamkeiten einen klaren und spannenden Kontrast zu den Menschen. Die Akhmal besitzen ein eigenes Gesellschaftssystem, andere Werte und für Menschen schwer zu begreifende Traditionen, sodass viel Potential für Missverständnisse gegeben ist. Im Fokus steht vor allem die Charakterentwicklung der Protagonisten und die Überwindung von Differenzen und Vorurteilen.

Malina ist eine starke Frau und eine gerechte Herrscherin, die bereit ist, ihr eigenes Wohl hinter das ihrer Untertanen zu stellen. Während sie zu Beginn der Handlung im Schatten ihres Bruders steht und dessen skrupelloser Art nichts entgegenzusetzen hat, gelingt es ihr im Laufe der Geschichte, sich mithilfe ihrer Freunde von ihm zu lösen und dem Weg zu folgen, den sie selbst für den richtigen hält. Besonders gelungen ist der Kontrast, der durch die Passagen, die aus Malinas Perspektive erzählt werden, und der Fremdwahrnehmung durch anderen Figuren erzeugt wird: Während Malina oft an sich selbst zweifelt und nie so recht weiß, ob ihre nächste Entscheidung nicht vielleicht ins Verderben führt, nehmen ihre Freunde, Untergebenen und Reisegefährten sie als weise und besonnene Anführerin wahr. Bei der Lektüre wird auf angenehme Weise immer wieder in Erinnerung gerufen, dass es selbst für die stärksten Menschen etwas völlig Normales ist, zu zweifeln und zu straucheln. Dennoch gelingt es ihr immer wieder, sich und ihre Gefährten aus augenscheinlich aussichtslosen Situationen zu führen.

Die kleine gemischte Reisegruppe rund um Malina und Argon lebt vor allem davon, dass die Figuren zusammen ihre eigenen Stärken entdecken, ihre Schwächen überwinden oder sich sogar zunutze machen, Beziehungen knüpfen und schließlich zusammenabreiten, um eine Lösung für ihre gemeinsamen Probleme zu finden. Dabei sind viele der Protagonisten selbst Außenseiter, die bei ihren neuen Freunden eine Heimat finden. Vor allem die Figuren, die sich auf andere einlassen und über augenscheinliche Makel hinwegsehen können, kommen weiter, während Vorurteile und Engstirnigkeit stets in eine Sackgasse führen. Bei der Lektüre hat es besonders Spaß gemacht, den Protagonisten dabei zuzusehen, wie sie kulturelle Missverständnisse überwinden und die Bräuche und Gepflogenheiten des anderen manchmal auch mit ein bisschen Humor zu verstehen und zu respektieren lernen.

Darüber hinaus wurde der Satz des Romans mit viel Liebes fürs Detail gestaltet. So gibt es zu jedem Kapitel eine ausgesprochen stimmungsvolle Illustration, die den Lesern die Welt noch stärker zugänglich macht.

Ohne Kritik geht es auch nicht

Neben einigen Szenen, in denen Figuren plötzlich als Dei ex machina auftreten, schwächelt vor allem Kalev als Antagonist: Er wird durch seine Machtgier angetrieben und schreckt nicht vor den schlimmsten Taten zurück – darüber hinaus bleibt er jedoch eindimensional. Er scheint konzipiert worden zu sein, um vor allem als bedrohliche Gegenspieler gegen Malina zu stehen, zeigt aber ansonsten kaum menschliche Züge. Weder wird darauf eingegangen, welches Ereignis ihn zu einem berechnenden Psychopathen gemacht hat, noch zeigt er Charakterzüge, die über Grausamkeit hinausgehen. Die Beziehung zwischen Malina und ihm – immerhin sind sie als Geschwister zusammen aufgewachsen und haben gemeinsam die Verantwortung über ihr Reich übernommen – ist vor allem durch Hass und gegenseitige Verachtung geprägt, was jedoch nahezu unkommentiert gelassen wird. Leider macht ihn das schlichtweg zu einem langweiligen Charakter.

Den eigenen Bruder langsam in den Größenwahn abrutschen zu sehen scheint wiederum keinerlei Auswirkungen auf Malina zu haben. Stattdessen nimmt sie es einfach hin, dass sie ihm den Krieg erklären muss. Doch gerade hier läge großes Potential für eine spannende Charakterentwicklung und einen inneren Konflikt mit vielen Schattierungen. Da Akhmal – Der Aufbruch anscheinend der Auftakt zu einer ganzen Roman-Reihe um Malina und ihre Gefährten ist, bleibt zu hoffen, dass Helen Hero diese Chance erkennt und weiter ausbaut.

Darüber hinaus weist das Korrektorat nicht die selbe Qualität auf, wie man es von einem in einem Verlagshaus publizierten Roman erwarten würde. Obwohl der Text dem Impressum zufolge sowohl im Lektorat wie in der Korrektur war, finden sich stellenweise leider noch immer vermeidbare Zeichensetzungsfehler und Stilfehler, wie häufige Wortwiederholungen.

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