Eine der bekanntesten Fantasy-Serien der 90er kommt jetzt in einer DVD/Blue Ray-Fassung zurück. Prinzessin Fantaghirò handelt von einem Mädchen, das sich nicht von seinem strengen Vater unterkriegen lässt. Sie beweist ihren eigenen Willen und wird dadurch zu einer Heldin. Hintergrund ist übrigens ein toskanisches Märchen.
Zunächst ein Outing: Ich habe die Serie in den 90ern nicht gesehen. Nicht aus ideologischen Gründen, weil ich z. B. etwas gegen italienische Fantasy oder gutaussehende Schauspielerinnen hatte, sondern ich kam irgendwie nicht dazu. Insofern war für mich die Spannung etwas höher als für andere.
Die Story
Man stelle sich zwei Königreiche vor, die miteinander im Krieg liegen. Das eine Königreich wird von einem strengen Herrscher regiert, der zu Anfang der Geschichte seinen Thronerben erwartet. Doch durch den Fluch der weißen Hexe wird auch zum dritten Mal ein Mädchen geboren – sein letztes Kind. Und dazu noch ein Schreckliches: In kurzen Szenen wird gezeigt, dass die wilde Fantaghirò in ihrer Kindheit von ihrem Vater, den sie trotzdem liebt, häufig bestraft wird.
Eines Tages trifft Fantaghirò in der Wildnis den weißen Ritter (eine Inkarnation der weißen Hexe), der ihr Kämpfen und Verständnis für die Natur lehrt.
Fantaghirò weigert sich, ein Leben als Frau zu führen und standesgemäß zu heiraten. Das bringt sie sogar für eine kurze Zeit zu einem Leben als Küchenhilfe. Dort rettet sie einer Gans das Leben – man kann auch schwer jemanden den Kopf abschlagen, der mit einem spricht. Auf der Flucht aus der Küche kommt sie ins Schlafzimmer ihres Vaters und erfährt dort, dass ihr Vater Sorgen hat. Im gegnerischen Königreich herrscht mittlerweile der älteste Sohn Romualdo des früheren Königs. Und dieser schlägt einen Zweikampf vor, um den Krieg ein für alle Male zu beenden.
Der König ist jedoch zu alt, um sich selbst zu stellen. Seine Wahrsager, die vom intriganten General bestochen sind, raten ihm ab, doch der König springt über seinen Schatten und befragt die weiße Hexe. Diese prophezeit, dass nur seine Nachkommen dazu bestimmt sei, zu siegen. Da der König dann doch keine 18 Jahre warten kann, bis die Töchter vielleicht einen Thronfolger präsentieren können, schickt er auf Fantaghiròs Betreiben alle drei in ritterlicher Verkleidung los.
Ich würde gerne weiter erzählen, aber den Rest müsst ihr selbst gucken. Drachen, sprechende Steine, eine schwarze Hexe und versteinerte Menschen sollten schon vielversprechend sein.
Ein bisschen schade ist übrigens, dass die letzten beiden Teile wirklich sehr stark abfallen – es spielt kaum noch ein Charakter vom Anfang mit, selbst Rumualdo fehlt, und die Geschichte wird sehr dünn.
Die Darsteller
Zweites Outing: Ich mag Mario Adorf spätestens seit Winnetou (Nieder mit Nscho-tschi!) und Die Männer mit der weißen Weste. Und er enttäuscht mich nicht. Da lohnt sich alleine schon das Gucken.
Fantaghirò wird von Alessandra Martines dargestellt. Die sah damals schon sehr schön aus und spielt zu Recht die Hauptrolle. Die anderen Schauspieler sind allerdings eher durchschnittlich. Horst Buchholz fiel mir noch auf, allerdings taucht er erst in späteren Folgen auf.
Im Vorspann erschreckte mich übrigens Silvio Berlusconi Productions. Aber immerhin spielt der nicht mit.
Die Special Effects
Die Effektekiste bleibt ein bisschen unter dem Niveau vergleichbarer Serien der 90er Jahre – sagen wir beispielsweise Xena –, weshalb nicht viele Special Effects wirklich „realistisch“ aussehen. Dafür sind aber beispielsweise die sprechenden Bäume oder der sprechende Stein eine sehr nette Idee und die Landschaft ist übrigens auch schön anzusehen.
Die Qualität
Technisch dürfte hier alles rausgeholt sein, was möglich ist. Es wurde halt nicht HD gedreht. Die Restauration des Materials macht sich allerdings bezahlt.
Fazit
Für alte Fantaghirò-Fans dürften die DVDs oder Blu-rays ein Muss sein, für andere Freunde der Fantasy sind sie eine Überlegung wert.
Eine 25 Jahre alte TV-Serie hat es natürlich schwer, gegen heutige, teure Fantasy-Produktionen anzukommen. Wer allerdings mehr an Geschichte als an Effekten interessiert ist, kann seinen Spaß haben. Vergleichen könnte man Fantaghirò mit den alten tschechischen Märchenfilmen wie Drei Nüsse für Aschenbrödel. Nicht umsonst wurde die Serie teilweise in der Tschechei gedreht.
Fantaghirò besteht aus den „üblichen“ Ingredienzien von Fantasy und Märchen: das Gute, das Böse, die bildhübsche Prinzessin, Hexen, Krieger, sprechende Tiere, Magie … Und das ist liebevoll (zumindest die ersten 8 Teile) bei einem auch zur damaligen Zeit nicht riesigen Budget umgesetzt.
Und wem ich es auf jeden Fall empfehlen kann: Mädchen, die noch auf Geschichten und nicht nur auf bunte Bilder achten, dürften ihren Spaß haben.
Das Märchen selbst kann man übrigens u.a. hier nachlesen. Die Serie beruht allerdings nur vage darauf und ist weitaus inhaltsvoller.
Prinzessin Fantaghiro
5 Blue Rays oder 5 DVDs
(Studio 100, 2016)
Webseite: Fantaghirò bei Glücksstern