Angeblich sollten an diesem Ort die Fäden der Zeit zusammenlaufen und für sechs Tage ein Paradoxon auslösen. Verhindern konnten und wollten sie es nicht. Ganz im Gegenteil. Sie nutzten dieses Phänomen, das zum dritten Mal stattfand, für ein Treffen der Epochen: für „Das große Treffen“ (DGT).
Es war Alex, der Drachenvater und Veranstalter, dessen Vorstellungen und Ideen zu diesem Phänomen führten. Ein geschäftiger, nahbarer und kreativer Mensch, der vor wenigen Jahren ein Treffen für alle ins Leben rufen wollte und somit das DGT erschuf. „Habt Spaß!“, schrie er zur Auftaktparty den Teilnehmenden entgegen und seinem Ruf folgten alle!
Aus den Portalen traten Wikinger*innen, Ritter*innen, Feen und Elfen, Piraten*innen, imperiale Klonkrieger*innen, Endzeit-Krieger*innen, Umbrella Söldner*innen und natürlich das Amt für Ætherangelegenheit. Ein Festival der Jahrtausende, ein Fest der Fantasie, ein Fest für alle, die für ein paar Tage der grauen Welt entkommen möchten, um Drachen zu streicheln, Donnerkuppeln zu erklimmen (bitte nicht nachmachen!) und Schwertkämpfe zu bestreiten.
Offiziell begann das DGT erst am Freitag, den 09.08.2024. Für den Aufbau und für die Vorbereitungen konnten Lagernde, Helfende und auch die Händler*innen vorher durch die Portale treten.
Das große Treffen und seine Lager
Das Gelände des Mega Event Parks in Aach ist weitläufig und wurde übersichtlich genutzt. Schilder und Banner sorgten dafür, dass ein Verlaufen zwar möglich war (ich spreche aus Erfahrung), aber der Weg schnell wiedergefunden werden konnte. Interessanterweise startete die Zeitreise am Ende der Welt.
Die Endzeit mit ihrer eisernen Donnerkuppel, den grau-braunen Farbtönen, ihrer chaotischen Lautstärke und ihren unglaublichen Fahrzeugen, stach sofort heraus. Auf der Bühne standen Mega Bosch und brüllte die anderen Epochen nieder, die Stimmung war großartig, während groteske Kuscheltiere durch die Luft flogen. Die Menschen waren knapp bekleidet, queer und schräg. Laut und schnell, so waren sie. Die Endzeit wird immer wieder die Besuchenden aufwirbeln. Zum Glück lief die Umbrella Corp. direkt vor den Toren Patrouille, auch wenn sie oft genug selbst den Diesel oder ihre eigenen Impfstoffe zu sich nahmen. Logisch, was wirkte besser gegen eine anstehende Apokalypse und den Z-Virus?
Gegenüber standen die Tavernen und Unterkünfte der Pirat*innen. Aus Leinen und Planken hatten sie sich ihr Dorf erbaut. Am Rande drehten sich die Käfige mit den kleinen Gefangenen. Lachend und grölend zogen sie durch die Straßen, an ihrer Seite David Jones und der bayrische Jack Sparrow. Sie hatten nur Unsinn im Kopf, tranken und raubten. (Sie gaben aber auch alles wieder zurück.)
Direkt hinter ihrem Lager stand der Drachenstall mit einem echten Drachen. Ständig trat Rauch aus seinen Nüstern. Er war ungeduldig und hungrig. Vermutlich konnte er es nicht abwarten, dass er durch die Händlerstraßen ziehen und sich Nahrung suchen durfte.
Ritterzelte, hölzerne Tafeln, das Klappern von Rüstungen, irgendwo wieherten Pferde. Das Wetter war schön, beinahe zu warm und überall wurde gelacht.
Anreise, Aufbau und Parties
Wir standen zusammen mit bekannten und unbekannten Gesichtern auf dem Marktplatz. Am Dienstabend reisten wir an, viele waren bereits vor Ort, einige fehlten noch. Aber wir haben noch Zeit. Obwohl die Anreise- und Aufbauzeit chaotisch wirkte, muss ich an dieser Stelle ein unglaubliches Lob an alle Beteiligten des DGTs aussprechen. Orga, Helfende und Sicherheitsdienst schienen trotz Aufbau- und Vorbereitungsstress stets ein offenes Ohr zu haben. Die Stimmung war aufgeregt und fröhlich. Sie hatten immer einen beruhigenden Satz oder ein lustiges Wort auf den Lippen. Bei einem solchen Event in dieser Größe und mit so vielen Teilnehmenden mit Sonderwünschen war es erstaunlich, was diese Menschen bewerkstelligten. Schnell und professionell versuchten sie, auf alle Wünsche einzugehen und Lösungen für die Probleme zu finden. Auch bei uns! Im Vorfeld hatten sich einige Daten verändert. Wir sind größer geworden, brauchten auf einmal Strom, es wurden mehr Anreisende, mehr Autos. Schon im E-Mail-Verkehr zeigte sich das DGT als freundlich und zuvorkommend, vor Ort nahmen sie uns schnell Ängste und Sorgen. Natürlich ist es nicht möglich, für alle alles möglich zu machen, aber sie haben es versucht.
Unseren Bücher-Pavillon bauten wir neben der Taverne auf. Zusammen mit dem bunten Zelt der „Krimskramerey“, aus dem die wundervollen Gerüche von Räucherware strömte, und dem Sonnensegel der Taverne, hatten wir einen kleinen, ruhigen Hof direkt vor der Zelttür. Das Haus hinter uns spendete uns Schatten. Unweit von uns standen zudem noch unser Lieblingskoch „Söldnerküche Andhrimnir“ und eine Händlerstraße weiter die wundervolle „Morrock Moon“ mit ihrem Schmuck. Uns gegenüber positionierte sich das Mytholon, das wir aus Leipzig kennen und das mir mit luftiger Kleidung meine Gewandung rettete. Besonders glücklich waren wir über die Angliederung an die Beamt*Innen für Ætherangelegenheiten, die uns in ihre kleine Familie mit aufgenommen hatten.
Die Tage des Aufbaus waren für uns wie ein kleiner Urlaub. Wir zögerten die Warenauslage ein wenig heraus, arbeiteten in der Sonne, schauten über den Laptop Filme, schmiedeten Pläne und machten Nickerchen. Am Abend wurde gegrillt und eine unglaubliche Party mit eigener Band für die Ausstellenden besucht.
Die Sanitären Anlagen waren nicht nur großzügig verteilt, sondern sauber und beinahe ein Luxus bei den heißen Tagen, die auf uns zukommen würden.
Am Freitagmorgen dröhnten dann die Hörner von Gondor, die Horde reiste an und zwei Helfende – einen riesigen Lautsprecher hinter sich herziehend – riefen, dass die Gäste kämen. Es ging los.
Die Anreisenden waren gut gelaunt, kaufwillig, voller Fragen und Wertschätzung. Die Stimmung war locker und voller Erwartungen.
Von Tee-Duellen und Kochwettbewerben
Da ich leider nicht alles auflisten kann, was auf dem Festival passiert ist, möchte ich kurz meine Highlights erwähnen.
Der Markt wurde an den öffentlichen Tagen stets mit einem Umzug aller Beteiligten eröffnet. Die Motoren kreischten, die Musik dröhnte. Mit Flammenwerfern und viel Staub zogen die Rotten Raptors entlang der Wege zwischen den Verkaufsständen, gefolgt von Wikinger*innen, Ritter*innen, Pirat*innen und vielen weiteren. Auch der Drache lief mit ihnen mit, spuckte ab und an eine Rauchwolke heraus und hielt nur für kurze Streicheleinheiten an.
Im Steampunkbereich fanden regelmäßig tolle Aktionen statt. Von Rätseln bis Passierscheine und allerhand Wissenswertes, richteten sie Tee-Duelle und Tea-Pot-Rennen aus. Diese Menschen sind nicht nur unglaublich kreativ, sondern auch einfallsreich und kurzweilig. Wir hätten sie ungern vermisst.
Auf verschiedenen Bühnen fanden Konzerte statt, auf den Turnierplätzen konnte man sich an Schwertkampf oder Jugger austesten. Es gab einen Badebottich, eine Regenbogenwand mit echtem Regenbogen aus der Dose … ehm Schlauch und leckere Speisen.
Eine Vielzahl an Walking Acts waren unterwegs, mit teilweise sehr aufwendigen Kostümen, artistischen Leistungen und immer einem Lächeln im Gesicht.
Es gab außerdem einen witzigen Kochwettbewerb direkt neben uns an der Taverne. Kochende aller Epochen zeigten ihre kreativen Kreationen, erzählten ihre Geschichten und bestachen die Jury, wo sie nur konnten. Die Speisen sahen dabei gleichermaßen grotesk großartig und verdammt lecker aus. Manche vermuteten, dass sich dort die ersten Konflikte der Lager verfestigten. Ob ein Pirat einem Wikinger den Met weggetrunken hat? Oder waren es die 501st Legion, die mit ihrem glitzernden Trooper die Aufmerksamkeit der Schatzräuber*innen geweckt hatten? Am Ende entstand ein zeitübergreifender Krieg, dessen Abfolge ich nur aus Erzählungen der Abteilung X – interne Ermittlungen des Amts für Ætherangelegenheiten zusammenstellen kann.
Der große Krieg der Gezeiten
Es kam wohl zu Auseinandersetzungen zwischen den Wikinger*innen und Pirat*innen, oder den Ritter*innen und Pirat*innen? Oder waren es die Rotten Raptors und die Pirat*innen? Nun ja… die Pirat*innen hatten Konflikte und verloren diese gerne, was – nach Erzählungen – wohl am hohen Genuss von Rum und dessen Auswirkungen auf die Zielgenauigkeit gelegen haben soll. So wurde ihre Fahne zusammen mit einer Geisel entwendet, die es zurückzuholen galt.
Also zogen die Seeräuber*innen ohne See los, um die Sternenschiffe zu kapern. Auf zur 501st Legion. Die Geisel wurde gerettet – oder war sie bereits vorher frei? Und als Bonus gab es nun die Flagge der Sternenkrieger*innen. Die Situation schien zu eskalieren.
Und deshalb appellierten die findigen Generäle der Sternenflotte an die diplomatischen Verhandlungsgeschicke der Beamt*innen für Ætherangelegenheiten. Immerhin kannten sich diese mit Zeitreisen und ihren komplexen Verbindungen aus.
Die Außenstelle des Amtes für Ætherangelegenheiten Zoll & Transport sowie die Abteilung X – interne Ermittlungen erklärten sich bereit. Die Verhandlungen starteten schwierig. Um die Fahne zurückzuerlangen bräuchte es bei den gierigen Räuber*innen einen Tribut, doch was? Die Legion und das Amt einigten sich auf den glitzernden Trooper, den die Piraten als Discokugel nur zu gerne annahmen. Es wurden Friedensverträge geschlossen, die Flagge überreicht, Fotos gemacht und dann seiner Wege gezogen.
Ganz still und heimlich öffnete sich währenddessen ein Portal, in dem die Wikinger*innen zusammen mit der Umbrella Corp. gewartet hatten. Schnell befreiten sie den Glitzer-Trooper. Happy End.
Oder nicht?
Fazit
Um sicher zu gehen, wurde noch ein Kasten Bier spendiert und ein Beutel Münzen gesponsert.
Es ist unglaublich, wie friedlich und familiär ein solch riesiges Festival stattfinden kann. Ab der Sekunde, in der wir aus unserem Auto stiegen und nach unserem Standplatz fragten, fühlten wir uns willkommen. Die Menschen waren ausnahmslos alle freundlich und hilfsbereit, gut gelaunt und glücklich.
Morgens gab es Kaffee, zusammen mit denjenigen, die auf das Duschen warteten oder davon zurückkamen. Am Abend saß man in Runden, trank und lachte.
Drachenvater Alex hat mit seiner Idee, seinem unglaublichen Team und seinem DGT alles richtig gemacht. Denn obwohl es eigentlich ein riesiges Festival ist, fühlte es sich eben so an, wie es benannt wurde: Nach einem „Großen Treffen“.