Literatur

Der erste Kontakt – Das Mars-Paradox 2

Kurz vor dem Ende der ESA-Marsmission entdeckt das Team eine Wärmeanomalie in einem Gebirge. Widerwillig stimmt die Kommandantin Christina Bascar dem Drängen der Wissenschaftlerin Susan Blakewell zu, dieses Phänomen näher zu untersuchen. Nick Adam soll als Sicherheitsingenieur dafür sorgen, dass alles reibungslos vonstattengeht und das Ende ihrer Mission nicht gefährdet wird. Doch was sie dort in einer Höhle finden, ist gleichsam bedeutend wie auch unglaublich gefährlich.

Hinweis: Der erste Kontakt erzählt die Vorgeschichte zu Existenz. Beide Bücher sind als Standalone-Roman lesbar, sie sind für sich abgeschlossene Geschichten. Allerdings empfiehlt es sich zuerst Teil 1 zu lesen, andernfalls wird das Mysterium offenbart und die Spannung geht verloren. Demnach erwarten euch beim Lesen der Rezension auch Spoiler zu Existenz.

Nur wenige Tage trennen die aktuelle Mars-Crew der ESA von dem Ende ihres Einsatzes auf dem Mars. Die Tage sind daher hauptsächlich mit Vorbereitungen für die Übergabe an das nächste Team sowie der Vorfreude, bald die Familie wiederzusehen, gefüllt. Doch eine Drohne hat bei dem letzten Erkundungsflug über dem Furrina-Gebirge eine Wärmeanomalie festgestellt. Eine Fehlkalibrierung scheint ausgeschlossen, doch Kommandantin Christina Bascar sieht im Angesicht des Missionsendes keinen Grund, dass die Anomalie nicht auch vom nachfolgenden amerikanischen Team untersucht werden könnte. Die Wissenschaftlerin Susan Blakewell sieht das allerdings grundlegend anders, weshalb sie einen Teil der Missionsteilnehmenden auf ihre Seite zieht und Nick Adam es schließlich schafft, die Kommandantin umzustimmen.

Eine bahnbrechende Entdeckung wartet schließlich auf die Crew, denn im Furrina-Gebirge angekommen, bestätigen sich die Messungen der Drohne. Susan Blakewell treibt die Nachforschungen immer weiter voran, sodass die Gruppe in das Gebirge vordringt, um dem Ursprung der ungewöhnlichen Wärme auf den Grund zu gehen. Zunächst finden sie bloß Pflanzen, was dem Team bereits einen Platz in den Geschichtsbüchern bescheren wird. Doch was sie nebst Marspflanzen dort vorfinden, zerstört nicht nur die auf Höhlenerkundung befindliche Drohne, sondern bringt sie alle in Lebensgefahr.

Ein Prequel, das alle Fragen beantwortet

Endlich Antworten. Natürlich hat es den Reiz vom ersten Teil ausgemacht, dass wir all das Wissen, was uns nun im Prequel präsentiert wird, nicht hatten. Daher ist es doppelt schön, zwei Romane aus der gleichen Reihe zu haben, die jeweils auch ohne den anderen könnten, aber zusammen eine Symbiose eingehen, um den Lesenden das ganze Ausmaß dieser Marsexpedition zeigen zu können. In Existenz trafen wir auf eine dezimierte Mars-Crew, die ihr Gedächtnis verloren hat und vor dem Rätsel eines Mordes stand. Nick Adam manövrierte sich durch alle Widrigkeiten und wurde schließlich im Angesicht feindlicher Aliens zum Äußersten getrieben, doch er schaffte es, den Mars zu verlassen und sein Gedächtnis wiederzuerlangen. Sich nun auf der Erde für die Zerstörung und vielen Tode der Marsmission verantworten müssend, erfahren wir in Der erste Kontakt, was den Geschehnissen zu Grunde liegt.

Was mich daher auch freut: die Antagonistin ist dadurch nachvollziehbar geworden, denn im Prequel erhält Suki die Charakterentwicklung, die sie zu der Frau hat werden lassen, der wir in Existenz begegnen und die mir dort gefehlt hat. Klar, im ersten Buch mangelte es durch die Amnesie der Charaktere an jedweder Vorgeschichte und nicht jede Figur breitet in Bond-Manier erstmal den kompletten Plan von Anfang bis Ende aus, während gerade alles den Bach runter geht, Aliens angreifen und Menschen sterben. Aber dieser Fakt war für mich beim Lesen sehr wholesome.

Durch den Situationswechsel, einerseits bei der Befragung von Nick Adam auf der Erde, andererseits die von ihm geschilderten Geschehnissen auf der Mars-Station, wird eine gewisse analytische Distanz geschaffen, die sicherlich auch dadurch entsteht, dass man durch den Vorgängerteil weitaus tiefer in Nicks Charakter eintauchen konnte, da er sich dort selbst noch einmal finden musste. Dennoch passt dieser Unterschied sehr gut in den Erzählstil des Buches und lässt dort nichts vermissen.

Außerdem wird der Begegnung mit den Aliens mehr Raum gegeben, sie wird so tiefer und sinnvoller in das Gesamtgeschehen integriert. Eine ausführliche Alien-Analyse braucht es hier nicht, denn gerade das Balancieren am Rande der Unwissenheit, verknüpft mit der menschlichen Neugier, macht es möglich, dass die Thematik des fremden Lebens nahtlos in die bestehende Geschichte eingewoben wird und dabei eine zusätzliche und greifbare Bedrohung bildet.

Fazit

Mit Der erste Kontakt weiß Autor Ryan Rockwell sowohl neue Leser*innen zu fesseln als auch solche, die mit den Ereignissen von Existenz bereits vertraut sind. Durch die Enthüllungen, die wir in diesem Prequel erfahren, wird das gesamte Universum der Mars-Expedition um eine zusätzliche Ebene erweitert und erlaubt ein Verweben von Charakterentwicklung und Handlungssträngen über zwei Bücher hinweg. Das Prequel spielt nicht nur mit der Chronologie, sondern auch geschickt mit den Erwartungen der Lesenden. Wir sehen Charaktere in einem anderen Licht, verstehen ihre Entscheidungen und Irrtümer besser und gerade das macht die Figuren menschlicher. Insbesondere die Figur von Suki, deren Handlungen in Existenz schwer nachvollziehbar waren, wird in Der erste Kontakt fassbarer.

Kurzum: Ein Page-Turner von Anfang bis Ende, der die Fragen des ersten Buchs beantwortet und so eine runde und spannende Geschichte um menschliche Entscheidungen und die Existenz von fremdem Leben auf dem Mars präsentiert. Wer die Geheimnisse hinter den ersten Ereignissen und Entscheidungen, die zu den dramatischen Momenten in Existenz führten, erkunden möchte, wird in Der erste Kontakt eine gut durchdachte und spannende Lektüre finden.

Das Produkt wurde kostenlos für die Besprechung zur Verfügung gestellt.

Dieser Artikel ist erschienen bei: Zauberwelten-Online.de

Nadine Kaiser

Text

Nadine ist in der Science-Fiction-Literatur zu Hau...

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