Andreas Giesbert (Zauberwelten-Online): Lieber Frank, ich bin immer mal wieder über Arbeiten von dir gestolpert. Zuletzt über deinen Lovecraft Gedichtband, den du zusammengestellt und übersetzt hast. Bevor es an diesen Band geht, stelle dich uns doch bitte einmal vor. Wer bist du und was hat dich zur Phantastik gebracht?
Frank Dukowski: Ich bin Frank Dukowski, Jahrgang 1967. Ich habe vier Geschwister und komme aus nicht gerade akademischen Verhältnissen. Als ich die Hauptschule beendet hatte, verweigerte ich zuerst einen klaren Berufsweg einzuschlagen, indem ich (was die Noten nahe legten) das Abitur machte – und danach den Wehrdienst. Hierauf landete ich in der Psychiatrie (allerdings mit Schlüsselgewalt).
Gedichte schrieb ich schon in der Grundschule – Wilhelm Busch und Heinz Ehrhardt sind schuld daran. Phantastik, besonders die der düsteren Art, bekam erst mit der Pubertät Relevanz – mit H.P. Lovecraft. Ich entwickelte zeitweilig geradezu eine Aversion gegen die Realität, blieb aber bodenständig und betrachtete – innerhalb des Zivildienstes – sehr interessiert, wie sich Menschen verhalten, die "Fremde Realitäten" tatsächlich erfahren.
Es deckte sich, dass ich ungefähr zeitgleich meine ersten Theatererfahrungen sammeln durfte: Hier war sie! – die "andere Welt", in die man körperlich eintauchen konnte …
Andreas (ZWO): Sehr spannend! Kommen wir also zu deinem Buchprojekt. Das wurde von der Deutschen Lovecraft Gesellschaft (dLG) unterstützt. Worin bestand denn die Unterstützung? Wäre das Projekt sonst möglich gewesen?
Frank: Ohne die Deutsche Lovecraft Gesellschaft würden die “Fungi” wahrscheinlich immer noch in meinen Schubladen wuchern, wie es eine ganze Reihe meiner literarischen Auswüchse tun.
Am Anfang der Nachdichtungen stand nur das Bedürfnis, diesen Teil des Werkes Lovecrafts kennenzulernen, sich da hineinzudenken – auch in meiner eigenen Sprache. Die dLG gab mir die Chance, den poetischen Lovecraft mit mehr Menschen im deutschen Sprachraum zu teilen. Die Fungi waren für mich eine Entdeckung gewesen und ich empfand es als geradezu "falsch", dass sie in deutschen Werkausgaben kaum auch nur Erwähnung fanden.
Auf einem Cthulhu-Stammtisch erwähnte ich meine verpilzte Schublade, auch mit dem Hinweis, dass dies vielleicht der einzige Ansatz Lovecrafts ist, so etwas wie das Necronomicon tatsächlich zu Papier zu bringen.
Bei der dLG fanden sich Menschen, die mein Interesse teilten, die Ansätze hatten, das Projekt attraktiver zu machen – und nicht zuletzt einfach nur zu realisieren. Hier entstand die Idee einer zweisprachigen, kommentierten Ausgabe; einer immensen Aufwertung des Materials. Auch die Absegnung und das Lob seitens des "Lovecraft-Pabstes" S.T. Joshi habe ich der dLG zu verdanken.
Frank bei dem Kinder-Musik-Theaterstück "Der Dirigent und sein Flaschengeist"
Andreas (ZWO): Der Band heißt H.P. Lovecraft: Fungi von Yuggoth und andere Gedichte. Das dürfte auch die Auswahl bestimmt haben, oder? Wie bist du vorgegangen um die relevanten Gedichte zu wählen?
Frank: Ich muss gestehen, dass die Fungi mich wie eine Obsession erwischt haben. Zuerst waren es nur die 36 Sonette, dann die Idee, alle Sonette Lovecrafts nachzudichten, dann 50 Gedichte, dann alle seine phantastischen Gedichte … bei ca. 200 Gedichten kam ich ins Stocken, die letzten 300 interessieren mich dann doch nicht mehr.
Sucht man die relevanten Gedichte (als die Verbindung zur dLG aufgebaut wurde, dachte ich noch an 50 Gedichte: 36 + 14), so bekommt man zunächst von S.T. Joshi in The Ancient Track, der Sammlung aller Gedichte Lovecrafts, die Unterteilung "Fantasy and Horror" angeboten. Tatsächlich ist vieles aus dem Gedichtwerk Lovecrafts aus meiner Sicht bestimmt nicht relevant.
Ich glaube, es war Nils Gampert, jedenfalls war es kurz nach einer online-Besprechung mit der dLG, der "Lovecrafts Liste" auf den Tisch brachte.
Da gab es tatsächlich eine Liste von Lovecraft, wo er in einem Brief geschrieben hatte, welche Gedichte er selbst für "relevant" empfinden würde. Auch zeigte diese Liste eine erkennbare dramaturgische Reihenfolge. Diese Liste umfasste 36 + 18 Gedichte, von denen 10 ( +36 Sonette) bereits mit meiner Auswahl deckungsgleich waren.
Ich empfand diese Liste als "den Ruf des Meisters". Diese Liste sollte Maßstab für unseren Gedichtband werden. Ich begab mich also an die Arbeit, alles von der Liste ebenfalls zu bearbeiten, was bisher nicht in unserem Entwurf war, und motivierte die verschiedenen Mitwirkenden, für den Überhang ebenfalls Kommentare zu schreiben. Da wir aber bereits geschriebene Kommentare und Nachdichtungen nicht verwerfen wollten, fügte ich das fertige Material, wo es dramaturgisch sinnvoll erschien, in Lovecrafts Liste ein.
So kam eine Auswahl zustande, die sich sowohl Lovecraft, als auch einer gewissen Popularität verpflichtete. (Der berühmte Zweizeiler aus dem Necronomicon durfte da nicht fehlen, wobei meine unorthodoxe Übersetzung [Das ist nicht tot, welches ewiglich lügt,
Und mit Äonen eigenst Tod sich fügt.] natürlich nur gültig sein kann, wenn man das "vieldeutige" Couplet aus den Zusammenhängen der Lovecraft-Geschichten reißt.)
Pseudo-Original Fragment der H.P. Lovecraft Historical Society (HPLHS)
Andreas (ZWO): Lovecrafts rassistisches Weltbild ist unbestritten und kommt auch in den Gedichten teilweise durch. Ein Achtzeiler könnte nachgerade als Hassrede gelten. Das sowas keinen Platz in der Sammlung findet ist klar. Andere Gedichte sind subtiler. Gab es Grenzfälle bei denen eine Entscheidung nicht so einfach war?
Frank: Es gibt Geschichten von Lovecraft, die ich aufgrund von Rassismus nicht besonders mag (z.B. Red Hook). Andere aber finde ich gerade durch einen kompensierten Rassismus in gewisser Weise wertvoll (z.B. Innsmouth). Innerhalb einer Fiktion würde ich persönlich die rassistischen Anklänge (mit entsprechenden Hinweisen und Altersbeschränkungen versehen) nicht völlig unterbinden wollen. Das würde sich für mich wie eine Art von Zensur anfühlen und historische Hintergründe kaschieren oder gar beschönigen.
In unserer Gedichtauswahl finden sich bei genauerer Betrachtung durchaus hier und da fremdenfeindliche Elemente. Sie sind Lovecrafts Ängsten geschuldet und seine Fremdenangst zieht sich genauso beunruhigend durch seine Werke wie z.B. auch unterdrückte Angst vor Frauen. Offenen Rassismus habe ich aber hier nicht finden können.
In Gedichten, die nicht über den Filter der Fiktion verfügen, seine "Alltagslyrik", fand ich widerlichsten Rassismus. Da ist für mich eine Grenze. Und wäre dieser Rassismus populär, würde ich mich dennoch jederzeit weigern, ihn zu verbreiten. In Bezug auf seinen Rassismus bin ich froh, dass Lovecraft tot ist.
(Als künstlerisch tätiger Mensch glaube ich allerdings an eine Katharsis. Ich kann mit Lovecraft meine wie seine tiefen Ängste reflektieren und sie dabei ggf. überwinden, anstatt sie mit der Gefahr, dass sie irgendwann unreflektiert und unkontrolliert ausbrechen, zu verdrängen.)
Doch siehe: Es ist nicht tot …
Andreas (ZWO): ... was ewig liegt und der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch. Aber bleiben wir bei der Übersetzungsarbeit. Gedichtübersetzung kann sicher zur Königsklasse der Übersetzungskunst gezählt werden. Wie bist du denn vorgegangen und was sind übliche Probleme?
Frank: Königsklasse? – Übersetzungskunst?
Das sind Begriffe, über die ich mir bei der Arbeit keine Gedanken gemacht habe. Zuallererst ging es mir um das Verständnis.
Dass meine Eltern nicht gutbürgerlich waren, hat dazu geführt, dass ich an der Universität reichlich desorientiert war. Meine Bildung habe ich mir nach dem Abitur mit großem Interesse an Uni und im Theater selbst zusammengesammelt. Auch Germanistik und Philosophie zählten zu meinen Fächern. Ich bin in der Lage (wie jeder es im Prinzip kann) Jamben zu zählen, einen weiblichen Reim zu erkennen und ein Sonett von einem Limerick zu unterscheiden.
Ich bin aber über das Theater zu einem gewissen Pragmatismus gekommen und einer Kompromissbereitschaft, die von manchen Menschen mit akademischem Hintergrund als respektlos betrachtet werden könnte. Ich weiß bestimmt so manche lyrischen Kniffe und Werkzeuge nicht in hochtrabenden Fachtermini zu beschreiben, bin aber nicht völlig naiv. So weiß ich, dass die Jamben meiner Nachdichtungen nicht immer sauber zu klopfen sind. Ich weiß aber auch, dass, wer die Jamben der Blankverse bei Shakespeare zu sklavisch stampft (auch und gerade in der Originalsprache!), mit Sicherheit die Wirkung des Textes zerstört.
Mir ging es vor allem darum, dem Gedicht auch in der Übersetzung eine gewisse Verständlichkeit, eine Lesbarkeit zu erhalten und dabei das Reimschema zu respektieren, was bei Nachdichtungen einiges an Tüftelei bedeutet. Es ist so manche schöne Formulierung verloren gegangen, weil die deutsche Sprache in ihren Zeitformen nahezu unendlich Silben frisst oder sonstwie Suffixe häuft – Oder einfach nur weil es eine andere Sprache ist:
Grundsätzlich ist jede Übersetzung der notwendige Versuch einer Unmöglichkeit. Ich tue mein Bestes.
Aber wie gesagt, ich bin kein Akademiker. Ich will nur, dass man ein Gedicht möglichst lesen und fühlen kann – ohne sich dabei allzu sehr das Hirn zu zermartern und doch dabei (jedenfalls bei klassischen Gedichtformen) erkennen zu können, worin die Kunstfertigkeit liegt.
Andreas (ZWO): Du bist darüber hinaus Schauspieler. Gehen die beiden Leidenschaften bei dir zusammen? Bist du auch in phantastischen Stücken zu sehen?
Frank: Meine Liebe zur Phantastik werde ich natürlich auch als Schauspieler nicht ganz los. Ich denke, das kommt aus der Liebe zum Spiel und vielleicht aus einem beruflich bedingten Hang zur Realitätsflucht. Leider sind die Zeiten lange vorbei, wo ein "Dracula" auf der Theaterbühne tatsächlichen Grusel verursachen konnte. Fantasie ist auf der Bühne weit mehr gefragt als Phantastik.
Live-Foto vom "Comèdie Soleil" in Werder a. d. Havel
Als sozusagen flüchtiges Medium ist das Theater dem Zeitbezug verpflichtet: Menschen kommen jetzt und hier zusammen und große Momente entstehen meist in der Überschneidung der Realitäten. Deshalb ist Theater auch so oft politisch. Diese Stärke sollten wir dem Medium, finde ich, nicht rauben, sonst wird die Theaterbühne zu einer Art Museum in 3D – Das kann interessant und bewegend sein, ist aber oft nur muffig und angestaubt.
Manchmal passt es zusammen: Mit großer Hingabe durfte ich den "Winston Smith" in Orwells 1984 spielen – Phantastik, die ihren Zeitbezug bestimmt nicht verloren hat.
Ein starker Text kann aber auch Jahrhunderte überbrücken, manchmal auch in altbackener Darbietung. Ich habe kurz vor der Corona-Krise eine eigene Übersetzung von Lovecrafts Die Musik des Erich Zann fast ungekürzt auf die Bühne gebracht, einfach nur als Erzähler, der sein tiefes Trauma behandelt. Das hat funktioniert und das Publikum – ohne jede Effekthascherei – tatsächlich gegruselt.
Ich spiele allerdings auch gerne für Kinder. Ich toure immer wieder mit dem "Pindakaas Saxophon Quartett" unter dem Motto "Klassik für Kids" u.a. mit einen richtigen Klassiker: ETA Hoffmanns Nussknacker und Mausekönig (bei genauerer Betrachtung eine gezuckerte Spiegelung von Der Sandmann) und, interessant gerade zum Thema Zauberwelten, erzählen wir auch die Geschichte von Herr Alexander (Alexander Heimbürger), der im 19. Jahrhundert als der größte Zauberkünstler der Welt galt, selbst von Harry Houdini noch verehrt. Eine fantastische Geschichte, doch dank einiger Tricks auch mit einem Hauch von Magie.
Andreas (ZWO): Wie siehst du das Verhältnis von Schauspielerei zur (weirden) Phantastik überhaupt? Ich muss spontan an den lumpengekleideten König in Gelb denken. Gibt es phantastische Theaterstücke, die dich faszinieren?
Frank: So richtig weird wird Theater eher selten. Es wirkt dann doch meist nur verrückt. (wogegen ich ja auch nichts habe.) Als Schauspieler kann man da eher auf Film-Angebote hoffen. Da bin ich allerdings sehr offen … falls es entsprechende Filmschaffende lesen sollten ;-)
Aber ganz ehrlich: Mein Traum ist der Faust. Wobei ich nicht unmittelbar an Goethe denke. Faust - Der Tragödie erster Teil ist ein fabelhaftes Stück (fand übrigens auch Lovecraft!), aber der Stoff hat noch mehr Tragweite. Das vergisst man heute oft. Es gibt viele Faust-Bearbeitungen, und sie alle gehen auf ein deutsches Sagenbuch zurück (Historia von D. Johann Fausten – seinerzeit ein Bestseller) und auf einen historischen Scharlatan, der auf seinen Reisen sogar Luther begegnet sein soll.
Die Geschichte des Gelehrten, der an der Begrenztheit seiner Studien verzweifelt und sich unmoralischer, magischer Mittel bedient. Für mich ein zutiefst deutsche Stoff – und kann tatsächlich gruselig sein, finde ich.
(– und ist Mephisto nicht irgendwie wie Nyarlathothep?)
Der König in Gelb? – Ich muss gestehen: Ein Theaterstück mit dem Anspruch, den Saal in den Wahnsinn zu treiben, würde mich interessieren …
Andreas (ZWO): Zuletzt drängt sich natürlich die Frage auf, woran du gerade arbeitest und was wir von dir bald erwarten dürfen. Übersetzt du? Hast du neue Theaterprojekte in Arbeit und spielt Lovecraft eine Rolle?
Frank: Wie ich bereits erwähnt habe, haben mich die Fungi vom Yuggoth besonders obsessiv erwischt. Ich kann behaupten, auch wenn es äußerst seltsam klingt, dass ich fast einer Sonett-Sucht verfallen bin.
Wann immer ich Freiraum habe, in der Kneipe, in der Garderobe, vor dem Einschlafen … schreibe ich Schauersonette. Auch habe ich die Tendenz, die Hausarbeit dafür zu vernachlässigen, an manchen Wochenenden auch die Körperhygiene. Wenn ich drei Tage lang kein Sonett geschrieben habe, fehlt mir etwas. Ich weiß, wie skurril das klingen muss, aber sie müssen raus.
"Passfoto" von Frank das ihn im Ausweis der HPLHS als Kultisten ausweist
Es fing damit an, dass ich den in Fungi from Yuggoth angelegten Handlungsstrang, die Geschichte des Buches, das in einem alten, staubigen Antiquariat entdeckt wird, mit Lovecrafts Fragment The Book verglich. Lovecraft hatte tatsächlich die Idee, die in den Sonetten angedeutete Geschichte zu einem längeren Format in Prosa auszuformulieren. Ich fand in besagtem Fragment eine Handvoll von Motiven und Bildern, die in Fungi from Yuggoth nicht vorkommen. Aus purer Dichterlaune und in Verehrung für Lovecraft verfasste ich diese Elemente als Sonette.
Aber ich sehe auch in den 36 Originalen einen Handlungsbogen und fragte mich, ob es noch mehr verbindende Elemente geben könnte – und ich schrieb weiter. Eine Verbindung zwischen dem besagten Buch und dem sagenumwobenen "Necronomicon" erscheint wahrscheinlich nicht nur mir offensichtlich. Folglich verfasste ich ebenso Sonette, die die Geschichte des Necronomicons, wie Lovecraft sie notiert hatte, beinhalteten.
So ergänzte ich die 36 Sonette Lovecrafts bald um weitere 36, die sich mit den vorhandenen verschachteln ließen, die ich "Das Buch" nannte, und bald mit 36 weiteren, die ich mit "Die Geschichte des Necronomicons" betitelte. Da aber Lovecraft schon in seinen Fungi Elemente verwendete, die auch in anderen seiner Stories vorkommen, nahm ich mir heraus, ebenfalls Motive aus dem Gesamtwerk in Sonetten zu adaptieren. Auch diese lassen sich mehr oder weniger schlüssig in das Gesamtgefüge setzen. Hierbei konnte ich auch Lücken füllen, denn unser aller Liebling, "der Große Cthulhu" sollte nicht fehlen …
An dieser Stelle mag man meinen, dass ich einfach einen Spleen habe und in meinem Single-Dasein über zu viel Freizeit verfüge. Das mag sein. Andererseits glaube ich aber auch daran, dass die Menschen sich deutlich mehr (soweit sie dazu in der Lage sind – ich will niemandem ernsthaft Angst machen!) mit ihren Ängsten befassen sollten. Ich denke, nur so können wir einen Teufelskreis durchbrechen, in dem sich immer wieder verdrängte Ängste in Wut und Hass äußern, und damit wiederum neue Ängste in anderen produzieren.
So arbeitete ich also immer weiter (fast wie besessen, aber doch mit großem Vergnügen) an den Angst-Sonetten. Tatsächlich hoffe ich, diesem Treiben bald ein Ende setzen zu können und nach 7 x 36 lovecraftschen Sonetten unter Verwendung von weiteren Sonetten von anderen Autoren aus dem Lovecraft-Zirkel (Robert E. Howard, Clark Ashton Smith, Robert Barlow und anderen) und verschiedensten Angst-Motiven, kosmisch oder weltlich (u.a. Xenophobia, Gynophobia, Hylophobia, Thalassophobia, Chromophobia, Pyrophobia, ... Phobophobia! – selbst die topaktuelle Nomophobia), endlich einen Bogen gespannt zu haben, der einem "Necronomicon in Sonetten", sozusagen einem Gedicht-Roman entspricht.
Ich frage mich selbst, ob es einen Buchverlag gibt, der dieses Wahnsinns-Projekt zu verwirklichen bereit ist. Ich bin aber zuversichtlich anhand der ständig wachsenden Popularität Cthulhus und allem, was mit den Großen Alten in Verbindung steht.
Ich arbeite bereits daran, zusammen mit einem befreundeten Regisseur, Teile dieser nun über 250 Sonette auf ein Social-Media-Format zu bringen.
Bei ernsthaftem inhaltlichen Interesse oder weiterführenden Vermarktungsideen beantworte ich gerne Zuschriften. Aber soviel ist sicher: Sie wuchern weiter, die "Fungi von Yuggoth".
Andreas (ZWO): Das klingt tatsächlich nach produktivem Wahnsinn im besten Sinn. Ich bin wirklich sehr gespannt, ob wir das Ergebnis einmal lesen können. Immerhin ein paar Kostproben dürfen wir hier bereits vorstellen. Danke dafür! ich wünsche dir weiterhin viel Obsession beim Übersetzen!
Kostproben
Die Stimme
Die Stimme sagt, ich dürfe keinem trauen.
Ich darf nicht drüber sprechen, doch ich sei,
Wenn es so weit ist, jedenfalls dabei,
Ihr dunkles Königreich mit aufzubauen.
Die Stimme sagt, sie sei von sehr sehr weit
Jenseits der Sternenleere hergekommen.
Erst hab ich sie im Traum nur wahrgenommen,
Inzwischen bin ich mindestens zu zweit.
Auch wenn die alten Freunde mich jetzt schassen,
Kann auf die Stimme ich mich abgrundtief verlassen.
Ich weiß, sie wird die Menschheit bald erlösen,
Wenn erst die Sterne wieder günstig stehen.
Wir werden uns in Lust und Mord ergehen
Jenseits des Guten und jenseits des Bösen.
Sätze Alhazreds
"Die niedersten Höhlen, zu sehen nicht
Mit blickenden Augen," Alhazred schrieb,
"Sind unergründlich jedem Augenlicht,
Aus toten Gedanken, bösem Prinzip.
Verflucht ist der Boden, übel der Geist,
Der nicht bei, nicht in einem Kopfe wohnt.
Glück ist, wo Hexer verbrannt sind, es heißt,
S'ist glücklich das Grab, von Zauber verschont.
Ein Wurm schwillt an, der Aas nagt das verflucht,
Wächst an daran, -- verderbend heim er sucht.
Verborgen bohrt man manches große Loch,
Wo Bodenporen schon gereichten noch,
Und etwas lernte aufrecht geh'n, das doch
Zuvor, so gottgewollt, am Boden kroch.“
Für Goethe
Nun hab’ ich, ach! studiert: Philosophie
Und Jura, Medizin und leider auch
Theologie — Alles nur Schall und Rauch!
Sowie manch alte Mythologie.
Gebracht hat mir das alles jedoch nichts.
Ich hab’ inzwischen mehrfach promoviert,
Hab’ mehrere alte Sprachen studiert …
Wo sind die Früchte dieses Unterrichts?
Ein Habenichts, ein Taugenichts, ein Tropf
Mit nichts als krudem Zeug in seinem Kopf —
Doch dann hab’ ich in dieses Buch geschaut,
Es scheint sehr alt, die Quelle scheint arabisch.
Mir scheint zum ersten Mal: Dies Buch ist magisch.
Der Einband wirkt auf mich wie Menschenhaut!
Das Coverbild wurde von Guido Grosspietsch aufgenommen