Literatur

Zombie Zone Germany: Was einmal war – Anthologie

Die Zombie Zone Germany ist seit über 10 Jahren ein Garant für hochwertigen Zombie Content made in germany. Mit Zombie Zone Germany: Was einmal war geht nun die zweite Anthologie der Reihe an den Start und weiß von Anfang an zu begeistern.

Damals, vor über 10 Jahren, haben mich die Anthologien aus dem Hause Amrun wieder dazu gebracht, Anthologien lesen zu wollen. Das Ende der Menschheit (Hrsg. Jürgen Eglseer), Mängelexemplare: Dystopia (Hrsg. Constantin Dupin) und auch die erste Zombie Zone Germany Anthologie (Hrsg. Thorsten Exeter) waren ein wunderbarer (Wieder-)einstieg in wunderbar geschriebene Kurzgeschichten – weswegen ich gar nicht gezögert habe, nach all den Jahren zur zweiten Zombie Zone Germany Anthologie zu greifen. Zwar ist über die Zeit mein Bedarf an Zombie-Thematiken in Buch und Film etwas zurückgegangen, aber man kehrt auch gerne in bekannte Gefilde zurück.

Und die Rückkehr hat sich sehr gelohnt. In der Anthologie finden sich insgesamt 12 hervorragende Kurzgeschichten, die wieder die Latte hochlegen, was meinen weiteren Lese-Konsum von Anthologien anbelangt. Lediglich zwei Geschichten waren für meinen Geschmack ein kleines bisschen zu vorhersehbar im Ausgang, jedoch deshalb nicht minder gut geschrieben und sie standen den anderen Beiträgen in Nichts nach.

Herausgreifen und kurz anreißen möchte ich fünf der zwölf Geschichten. Üblicherweise beschränke ich mich bei Anthologie-Rezensionen auf eine Auswahl von drei, allerdings war es mir diesmal nicht möglich und auch bei fünf ist mir die Auswahl schon schwergefallen. Die Reihenfolge ist ohne Wertung und nach der Platzierung im Buch vorgenommen.

Osterglocken von Marie Erikson

In Osterglocken begegnen wir dem älteren Ehepaar Christa und Gerd, die in einem abgelegenen Häuschen wohnen. Doch Gerd ist, schon bevor die Welt in Chaos versank, schwer erkrankt und nur noch manchmal klar im Kopf. Er wird von seiner Frau, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, liebevoll trotz aller Umstände gepflegt.

Die Geschichte von Marie Erikson ist allein wegen des Übertrags vom alltäglichen Leben eines für Zombie-Literatur nicht so typischen Lebensalters herausstechend und dabei sehr einfühlsam wie auch realistisch-nachvollziehbar verfasst. Sie berührt trotz und wegen ihrer Kürze und ist vom ersten bis zum letzten Satz schlichtweg sehr lesenswert.

7 Tage von Carolin Gmyrek

In 7 Tage finden wir uns in Leipzig, genauer gesagt in einer Kneipe auf der KarLi. Drei Gäste und der Barmann gehören zu den unfreiwillig Nichtevakuierten vor der Bedrohung der Nun-nicht-mehr-Menschen und über 7 Tage verfolgen wir, was in dieser Zeit und mit diesen Menschen geschehen wird.

Carolin Gmyreks Beitrag versprüht direkt sympathische Shawn of the Dead – Vibes. Die generelle Unaufgeregtheit der Erzählung in Kombination mit den unterschiedlichen Charakteren, die hier zu einer Gemeinschaft werden und sich der Situation anpassen, zeichnet ein spannendes Bild, wie so eine Zombie-Apokalypse ohne Hollywood-Anstrich wirklich aussehen würde.

Ultravox, bitte kommen von Claudia Rapp

Ultravox, bitte kommen handelt von Susi, spontaner CB-Funk Name Ultravox, und ihrer Zufallsbekanntschaft Survivor82, Alex, der ein Jahr nach dem Beginn der Postapokalypse im Funkbereich auftaucht. Zwar entwickelt sich alsbald eine Freundschaft zwischen den beiden, doch die Welt zwischen ihren viele Kilometer voneinander entfernten Standorten ist mittlerweile lebensgefährlich.

Die im Schwarzwald verortete Geschichte von Claudia Rapp lässt sich schwerlich auf einen Punkt festnageln, warum sie mir so gut gefällt, ohne durch Spoiler zu viel zu entzaubern. Wunderbar geschrieben, spannend und tragisch zugleich.

Halt mein Bier von Antonia Dorah

Halt mein Bier spielt in einem kleindörflichen Setting in Ostfriesland, das von Flüchtenden vor sogenannten „Zombies“ langsam überlaufen wird. Martin ist nicht der Einzige, der die ganze Sache für schlechten Clickbait hält und auf den Feldern ist gerade sowieso viel zu tun. Und nun hat der Ortsvorsteher auch noch eine Anwohnerversammlung wegen den Zombieflüchtlingen einberufen.

Antonia Dorahs Kurzgeschichte trägt wieder eine gehörige Portion Lebenswirklichkeit in das Zombie-Geschichten-Genre, was es unglaublich sympathisch, nahbar und irgendwie auch „typisch deutsch“ (im positiven Sinne) macht und selbst den Titel sehr stimmungsvoll einbindet.

Dickes Blut & klares Wasser von Oliver Bayer

In Dickes Blut & klares Wasser wird es politisch: Protagonistin Chiara, ihr Zwillingsbruder Niklas sowie ihre Eltern sind auf einem „No-Death-Run durch die Zombie-Zone. […] Der Demokratie zuliebe.“ Denn Chiaras Mutter ist eine Abgeordnete des Bundestages und muss dringend nach Berlin, denn dort findet die wohl wichtigste Plenarsitzung ihrer Zeit statt.

Der Beitrag von Oliver Bayer behandelt viele Themen, über Familie, Tierwohl, Popkultur, Zeitgeist, Politik und natürlich Zombies, was trotz der Komplexität der Themen wunderbar und unterhaltsam in dieser Geschichte zusammenfließt und sie mit zu meinem Highlight der Anthologie macht.

Fazit

Wie schon in der Einleitung prophezeit, ist die neue Anthologie Was einmal war aus der Zombie Zone Germany Reihe für mich wieder ein Highlight unter den Anthologien. Von den zwölf vertretenen Kurzgeschichten sind alle in sich geschlossen gut, eigentlich sogar sehr gut. Wer die Zombie Zone bereits kennt, kommt nicht umher, sich auch dieses Buch zuzulegen – und wer hier zum ersten Mal davon liest und Zombie-Literatur auch nur sporadisch auf der Leseliste hat, sollte unbedingt zugreifen.

Ein großer Plus-Punkt für die gesamte Reihe der Zombie Zone Germany ist für mich auch die sehr gut gelungene Verortung in Deutschland. Kein Amerika oder England, die nicht nur in diesem Genre oft die beherrschenden Schauplätze darstellen, sondern einfach das allseits bekannte Nebenan, das durchweg sympathisch, spannend, berührend und schlichtweg lesenswert in den Fokus gerückt wird.

Ich hoffe natürlich, dass noch weitere Anthologien folgen werden, in der Zwischenzeit findet man auf dem Patreon von ZZG zusätzlich regelmäßig neuen Input.

Alle Beiträge der Anthologie im Überblick:

Christian Günther – Familie Boll richtet sich ein
Janika Rehak – Für Lexi
Marie Erikson – Osterglocken
Carolin Gmyrek – 7 Tage
Claudia Rapp – Ultravox, bitte kommen
Monika Loerchner – Bibi
Markus Richter-Höfer – Ein Fitzelchen Leben
Melanie Kissel – Madige Ernte
Antonia Dorah – Halt mein Bier
Emily Tara Todd – Große Freiheit
Oliver Bayer – Dickes Blut & klares Wasser
Thomas Williams – Was einmal war

Das Produkt wurde kostenlos für die Besprechung zur Verfügung gestellt.

Dieser Artikel ist erschienen bei: Zauberwelten-Online.de

Zombie Zone Germany: Was einmal war - Anthologie

Nadine Kaiser

Text

Nadine ist in der Science-Fiction-Literatur zu Hau...

Weiterführende Links zu "Zombie Zone Germany: Was einmal war":

Kommentare

Zombie Inc. – Zombies sind ihr Geschäft

Zombie Inc.: Lieferant von Zombieabwehrsystemen, der Sicherheit großschreibt. Carl arbeitet hier als Gutachter und kümmert sich um Probleme vor Ort. Als ein Gartenzombie wegen eines technischen Defekts zur Gefahr wird, beginnt Carl nachzuforschen.

Stuttgart 21: Lea – Eine Stadt unter Quarantäne

Nachdem Stuttgart unter Quarantäne gestellt wird, bleibt Lea freiwillig in der abgeriegelten Stadt zurück. Sie macht Jagd auf Untote, die die Stadt unter Kontrolle halten. Gemeinsam mit Andreas versucht sie, zu überleben und das Virus zu bekämpfen.

Tagebuch eines Toten – Die letzten Kinder der Erde

Alt-Rocker Steve ist gerade auf einem Konzert, als die Welt untergeht. In einer Bierlache erwachend stellt er fest, dass jeder andere zu einer leblosen Puppe geworden ist! Auf dem Motorrad prescht er heim, in der Hoffnung, dem Horror zu entfliehen.

Zwischen Wäldern und Chrom – Christian Günther im Autorentalk

Ob Fantasy, Horror, Cyberpunk, Zombies oder Science Fiction, als Autor und Illustrator ist Christian Günther überall in der Phantastik zu Hause. Zu seiner Romanwelt Faar existiert sogar ein Rollenspiel.

Der letzte Band – Ein Soloauftakt für das Zombie Zone Germany Rollenspiel

Das Messeexklusive Soloabenteuer des "Zombie Zone Germany"-Rollenspiels verspricht eine hochwertige Rollenspielreihe. Kann auch das System überzeugen?

Elegie (Zombie Zone Germany) – Zombies von Bach bis Schumann

Nachdem die Zombies Hamburg zerstört haben, erreichen sie auch Starpianist Yosh und seine Halbschwester Kiyomi. Anlass für eine vielschichtige Zomieerzählung.

Glückssache – Die Kurzgeschichte des Monats vom Phantastik-Autoren-Netzwerk

Die Kurzgeschichte des Monats aus dem Phantastik-Autorennetzwerk e. V. stammt aus der Feder von Melanie Vogltanz. Wir wünschen Euch viel Freude beim Lesen.

Sammler – Die Kurzgeschichte des Monats vom Phantastik-Autoren-Netzwerk

Diesen Monat präsentieren wir Euch die Kurzgeschichte aus dem Phantastik-Autoren-Netzwerk von Ju Honisch. Viel Spaß beim Lesen!

Kurzgeschichte: Mr. Eldritchs Garten – Die Kurzgeschichte des Monats vom Phantastik-Autoren-Netzwerk

In der Kurzgeschichte des Monats November aus der Feder von Thomas Heidemann begleiten wir Mr. Eldritch auf einen Spaziergang durch seinen Garten.

EXODUS #48 – K.I. und Kunst

Auch in Ausgabe #48 ist das Thema Künstliche Intelligenz nicht aus dem Science-Fiction-Magazin EXODUS wegzudenken.

Flash Fiction: Sonderbares – Ein Kaleidoskop der Phantastik

Das neueste Buch von Rafael Bienia, Flash Fiction: Sonderbares, ist eine Sammlung von acht Geschichten, die sich geschickt über die Genres Fantasy und Mystery erstrecken.

EXODUS #47 – Zukunftsvisionen und jede Menge K.I.

In Ausgabe #47 widmet sich das Science-Fiction-Magazin EXODUS unter anderem den Themen Künstliche Intelligenz und Menschheitszukunft.

Warhammer: The Old World – Grand Cathay

Anfang 2024 Ist mit Warhammer: The Old World nach etlichen Jahren Marktabstinenz das klassische Warhammer Fantasy mit einem Regelwerk zurückgekehrt, dass sich recht nahtlos als neue Edition an den Klassiker angliedert.

LARPcon 2025 – Die neue Larp-Messe – Erfolgreicher Auftakt

Mit der LARPcon hat die Larp-Community wieder einmal bewiesen, wie kommunikativ und gut vernetzt sie untereinander ist: Beinahe ein Drittel der knapp über 2000 Personen kam auf die Empfehlung befreundeter Larper am 8. März 2025 auf das Messegelände in Kassel. Wir freuen uns, dass wir mit der LARPcon der Community eine Veranstaltung bieten konnten, auf der sie sich mit Gleichgesinnten austauschen, über Projekte informieren und bei Händlern einkaufen konnten.

Das Sternenklang Festival 2025 – Vom Totentanz zur Taschenbuchschlacht

Lesungen im Sturm, Bücher unterm Pavillon, Gänsehaut und Gekicher: Beim Sternenklang Festival 2025 traf unsere Lesebühne auf Mittelalterflair, großartige Menschen und literarische Magie – der Nachbericht erzählt, was wir erlebt haben.