Am 8. und 9. September konnte man etwas Außergewöhnliches auf dem Sportgelände der Sportgemeinschaft Eiche in Darmstadt beobachten: Jugger-Mannschaften aus der ganzen Welt trafen sich, um den Jugger-Weltmeister 2018 zu küren. Mit dabei waren neben etlichen Spieler*innen aus Deutschland auch Teams aus Spanien, Irland, Australien, den USA und vielen weiteren Ländern.
1989 erschien der Film Blood of Heroes mit Ruthger Hauer, in dem endzeitliche Gladiatoren in einem grausamen Spiel gegeneinander antreten. Vier Jahre später wurde der im Film erfundene Sport erstmals auf einer Larp-Convention gespielt und 1995 fand zum ersten Mal ein Juggerturnier außerhalb vom Rollenspiel statt.
Seitdem hat sich viel getan: Es gründeten sich Mannschaften und Vereine, ein einheitliches Regelwerk wurde verfasst und der Sport verbreitete sich von Deutschland aus über die ganze Welt. Kostüme und Rüstungen sind schon lange Trikots und Stollenschuhen gewichen und für die Pompfen werden heute nicht nur einheitliche Maße verlangt, sondern es wird auch verantwortungsbewusst auf Sicherheit geachtet. Ein besonderes Merkmal des Sports ist nach wie vor, dass die Teams geschlechts- und altersgemischt sind. An die Ursprünge des Juggers im Rollenspiel erinnern nur noch fantasievolle Logos, Gesichtsbemalungen und der ein oder andere Schlachtruf.
Turniere gab es von Anfang an, aber seit 2007 hält sich die Tradition, einmal im Jahr ein großes Turnier auszurichten, an dem etliche internationale Mannschaften teilnehmen und um den Weltmeistertitel spielen. Mittlerweile ist die Größe dieses Turniers auf 64 Startplätze angewachsen und jedes Jahr fällt das Los des Gastgebers an eine andere Mannschaft. In diesem Jahr war der Ausrichter die Darmstädter Mannschaft Pink Pain, deutlich zu erkennen an ihren pink-schwarzen Trikots und dem Pudel-Maskottchen.
HaWuAllstarZ (Gevelsberg) bei einem Spiel, Zonenkinder (Jena) im Spiel
Die Besten der Besten
Im Finale standen sich dieses Jahr Rigor Mortis aus Berlin und die Zonenkinder aus Jena gegenüber. Bereits 2012 in Berlin sind beiden Mannschaften im Finale aufeinander getroffen und auch dies Mal konnte Rigor Mortis den Sieg für sich entscheiden. Das rot-schwarze Team mit der Kralle im Logo, das 2003 gegründet wurde, gilt nach der internationalen Rangliste als eines der leistungsstärksten Teams der Liga und holte sich bereits eine Woche zuvor den Titel „Deutscher Meister“ bei der Deutschen Meisterschaft in Rethwisch. Den 3. Platz belegten die HaWu AllstarZ aus Gevelsberg und den 4. Platz das Team Peters Pawns aus Oerlinghausen.
Während des gesamten Turniers herrschte eine lockere und freundschaftliche Stimmung. Häufig sah man Spieler, die sich zuvor noch auf dem Feld gegenübergestanden hatten, gemeinsam plaudern oder einander die neusten Tricks und Taktiken zeigen. Sogar die Jugger, die im Finale alles gegeben haben, hatten nach dem Spiel noch Kraft, um ihre Gegner mit einem Wasserschlauch abzuduschen. Verletzungen gab es kaum, auch wenn der ein oder andere umgeknickte Knöchel bei einem so rasanten Sport kaum zu vermeiden ist.
Reibungloser Ablauf und sehr viel Staub
Grob überschlagen kann man mit acht Personen pro Mannschaft rechnen, was bei 64 Teams immerhin über 500 Gäste sind. Ein gewaltiger Aufwand für ein ehrenamtliches Orga-Team, das noch nie zuvor eine Veranstaltung dieser Größe organisiert hatte! Dennoch ist es Pink Pain gelungen, ein unvergessliches Turnier auf die Beine zu stellen. Dem Team stand eine große Sportanlage mit drei Ebenen zur Verfügung und die Spieler konnten direkt neben den Spielfeldern zelten. Sanitäre Einrichtungen gab es mehr als genug und es waren dauerhaft Sanitäter anwesend. An beiden Tagen gab weder einen Mangel an Ausrüstung, noch gab es größere Ausfälle der Technik. Obwohl die Spiele am ersten Tag etwas zu spät starteten, konnte der Zeitplan schnell wieder eingeholt werden und lief am zweiten Tag reibungslos. Die Jugger wurden mit Frühstück, Obst und Müsliriegeln versorgt und konnten zu fairen Preisen weitere Verpflegung erwerben. Den Teams wurde zwar kein Mineralwasser zur Verfügung gestellt, aber an Wasserhähnen konnte man seine Flaschen problemlos nachfüllen.
Leider hatte der trockene Sommer dafür gesorgt, dass einige Spielfelder unerwartet stark staubten, was das Orga-Team souverän meisterte, indem es Atemschutzmasken verteilte. In den vergangenen Jahren gab es für den Samstagabend häufig eine kleine Showeinlage, beispielsweise eine Trommlergruppe in Berlin oder eine Feuershow in Kiel. Dieses Jahr stand den Spielern nur ein gemütlich beleuchtetes Zelt und eine Halle voll Tischen und Stühlen zur Verfügung, doch wie die Erfahrung zeigte, braucht es manchmal nicht mehr, um einen schönen Abend mit Freunden aus der ganzen Welt zu verbringen und über Jugger zu fachsimpeln.
Ein besonderer Hingucker
Das diesjährige Logo der Weltmeisterschaft stammt von dem irischen Künstler und Jugger Mark Hill. Es zeigt eine Walküre, die vor einer Weltkugel und dem Darmstädter Hochzeitsturm dem Betrachter einen Hundeschädel, das Symbol der Jugger, reicht. Es gab Poster, Turnbeutel, Shirts und Pullover mit dem Logo zu kaufen, zudem konnte man ein Kartenspiel erwerben, das von Hill selbst gestaltet wurde. Es präsentiert auf jeder Karte einen anderen Hero of Jugger, womit er Spieler ehrt, die für die Community einen besonders wichtigen Beitrag geleistet haben, wie beispielsweise den Autor Ruben Wickenhäuser, der diverse Fachbücher zum Jugger verfasst hat. Wer noch mehr Impressionen von der Weltmeisterschaft bekommen möchte, kann auf der Facebookseite des Fotografen-Teams Jugger Shots vorbeischauen, die auch die Bilder für diesen Beitrag beigesteuert haben.
Flying Juggmen (Bonn) bereiten sich auf ein Spiel vor
Fazit
Die WCC 2018 war ein besonderes Erlebnis! Das lag nicht nur daran, dass es das größte Turnier des Jahres war, auf dem man als Jugger Freunde aus der ganzen Welt wiedertreffen konnte und als Zuschauer den besten Juggern der Welt hautnah zusehen durfte. Vor allem die hervorragende Organisation von Pink Pain und der nahezu reibungslose Ablauf haben dazu beigetragen. Wo die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr stattfinden wird, steht noch nicht fest. Wer sich jedoch für Jugger und seine Community interessiert, kann sich auf der offiziellen Seite der Jugger-Community auf dem Laufenden halten.
Fotos: Jugger Shots
Dieser Artikel ist erschienen bei:
Zauberwelten-Online.de