Literatur

Der Vertraute – Magie und die spanische Inquisition

Luzia ist ein einfaches Küchenmädchen, allerdings mit einem glücklichen Händchen. Manchmal etwas zu glücklich, findet ihre Herrin. Schon bald findet sie heraus, dass Luzia über mehr Gaben verfügt, als Brot zu backen. Ruhm und Reichtum scheinen greifbar nah.

Spanien – zur Zeit der Hexenverfolgung und Inquisition. Das Streben nach Macht und Reichtum ist ein gefährliches, aber beliebtes. Auch Luzia wünscht sich mehr, als das Leben einer einfachen Küchenmagd zu führen. Doch ihre Aussichten sind eher gering. Nicht nur, dass ihre Eltern bereits verstorben sind, auch ihre Herkunft stellt eine Hürde dar, denn die Inquisition steht außer-christlichen Glaubensgemeinschaften feindlich gegenüber. Trotzdem träumt Luzia davon, irgendwann einmal Anerkennung und Wohlstand zu erreichen.

Ähnlich geht es ihrer Herrin, die zwar der höheren Gesellschaft angehört, aber am gesellschaftlichen Leben aufgrund fehlenden Geldes nicht wirklich teilnehmen kann. Als sie Luzia dabei „erwischt“, wie diese Magie wirkt, sieht sie eine Möglichkeit, ihre Situation zu verbessern. Sie beginnt, Luzia anderen Mitgliedern der Gesellschaft vorzuführen, um Einladungen von anderen, möglichst hochrangigen Menschen zu bekommen. Der Plan geht auf, vielleicht ein wenig zu sehr, denn ein einflussreicher Mann wird auf die Magie aufmerksam. Er wird zu Luzias Gönner und meldet diese zum Torneo an, an dessen Ende eine Anstellung am Hof des Königs winkt. Luzia wird zu Santangel in die Lehre geschickt, einem mysteriösen Mann und dem Vertrauten ihres Gönners. Plötzlich sieht sie sich zwischen Intrigen, Macht, Politik und der spanischen Inquisition und es scheint nur einen Ausweg zu geben: Den Sieg des Torneos.

Romantasy im düsteren Gewand

Neben der Handlung rund um das Torneo und die politischen Ränke steht die Liebesgeschichte zwischen den beiden ungleichen Magisch-Begabten im Vordergrund. Beide geprägt durch ihre jeweiligen Schicksale, sehen eigentlich keine Möglichkeit auf eine gemeinsame Zukunft, fühlen aber doch eine starke Anziehungskraft. Besonders gefallen hat mir in der Umsetzung der Liebesgeschichte aber, dass es sich nicht um eine klassische bzw. überromantisierte Verbindung handelt. Es trifft eben nicht der typische Prinz auf seine Prinzessin, um sodann gemeinsam in den Sonnenuntergang zu reiten. Wie von der Autorin gewöhnt, befinden wir uns eher im zwielichtigen Milieu und erfahren etwas über die Problematiken, die damit einhergehen, wenn das eigene Schicksal in engen Leitlinien vorbestimmt ist. Genauso rau und kantig wie die Liebesgeschichte sind auch die Charaktere von Luzia und Santangel. Sie streben nicht nach dem moralisch Hochwertigen, sondern nach eigennützigen Zielen, was auch gar nicht in Frage gestellt wird. Dadurch wird das Mysteriöse nochmal hervorgehoben und in einen authentischen Kontext gesetzt. Dabei bleibt bis zum Schluss unklar, ob das Ganze von Erfolg gekrönt wird oder durch Misserfolg in einen „Und die Moral von der Geschicht“-Rahmen gesetzt wird. Was an dieser Stelle natürlich auch nicht verraten wird.

Lesegefühl

Für alle, die sich im Umkreis der spanischen Inquisition geschichtlich oder auch kulturell nicht auskennen (so wie ich), kann es zwischendurch etwas schwierig sein, sich wirklich zurechtzufinden. Es fiel mir schwer, alle Details der Handlung und der gesponnen oder geplanten Intrigen zu durchdringen, sodass ich mich manchmal etwas abgehängt gefühlt hab. Ein Glossar oder der ein oder andere Tipp, was hinter dem Erzählten steht, hätte mir geholfen, mich noch mehr in die Umgebung hineinfühlen und mehr miträtseln zu können, wo die Reise hingehen könnte. Trotzdem – oder vielleicht auch grade deswegen – bleibt das Buch selbst ebenfalls zwischendurch mysteriös und es fällt schwer, das Kommende vorherzusehen. Dadurch fiebern wir nahezu auf jeder Seite mit den Handelnden mit. Auch die Hintergrundgeschichten der entwickelten Charaktere werden nach und nach aufgedeckt und verstärken die Spannung zusätzlich, da immer mehr Puzzleteile des Verhängnisses unserer Liebenden aufgedeckt werden. Da fällt das Torneo und die Politik fast nicht mehr ins Gewicht und man wird schnell darüber hinweggetröstet, dass man die Problematik um den König und dessen Schergen vielleicht nicht vollständig versteht.

Fazit

Leigh Bardugo kenne und schätze ich besonders deswegen, dass sie es wie keine Zweite schafft, eine eher schurkische und authentische Atmosphäre zu schaffen, die aus Vorbild-Charakteren normal und echt wirkende Handelnde macht, die uns dadurch auch unsere eigenen nicht immer moralisch-korrekten Gedanken spiegeln. Etwa, wenn wir vor der nächsten Gehaltsverhandlung nicht nur das Wohlergehen der Firma vor Augen haben, sondern gern auch selbst mal 50 Euro mehr in der Tasche hätten. 😉

Wer Lust hat, mal ins Buch zu schnuppern, findet hier eine Leseprobe.

Das Produkt wurde kostenlos für die Besprechung zur Verfügung gestellt.

Dieser Artikel ist erschienen bei: Zauberwelten-Online.de

Der Vertraute - Magie und die spanische Inquisition

Ruka Jungblut

Text

Fantasybegeisterte Katzenfanatikerin mit Hang zur ...

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Kommentare

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