Nachbericht NCN
Unser erstes NCN-Festival wird wohl nicht nur aufgrund der beeindruckenden Musikkulisse, den phantastischen Lesungen und wundervollen Menschen in Erinnerung bleiben, sondern auch wegen der extremen Temperaturen, die Anfang September das Festivalgelände im Kulturpark Deutzen in einen staubigen Glutofen verwandelten. Mit bis zu 30 Grad an allen drei Tagen und wirklich schönen, milden Nächten wurden wir, die Besuchenden und die Technik gleichermaßen auf eine harte Probe gestellt. Aber die Waldkulisse, die grünen Bäume und die unvergleichliche Stimmung entschädigten eine staubige Lunge und durchschwitzte Hemden schnell. Es war ein Fest der Feste. Dabei zeichnete sich der Aufbau für unseren kleinen Stand durch meine eigene Fehleinschätzung als frustrierend. Aber fangen wir von vorne an.
Der NCN ist bereits ein Glücksfall für uns, da wir als Leipziger nahe beim Veranstaltungsort wohnen. So konnten wir auch am Freitag anreisen, was sich tatsächlich als schwierig erwies, da man uns erst nicht auf das Gelände lassen wollte. Das Problem wurde jedoch genauso schnell gelöst, wie es aufgekommen war und nachdem wir unser PKW mit Anhänger über enge Wege manövriert hatte, zeigte man uns unseren Platz.
Und ja, ich war enttäuscht. Sehr! Wir standen etwas abseits der Lesebühne und von unserem befreundeten Verlag Torsten Low, über die Kreuzung hinweg auf einem kleinen Abhang zwischen den Bäumen. Ein großes Loch prangte in der Mitte unseres Stellplatzes und keine fünf Schritte weiter waren die – einem Seitenweg folgend – Toiletten. Ich war frustriert. Meine Laune konnte nur aufgeheitert werden durch die NCN-Crew, die sich schnell und selbstverständlich darum kümmerten, dass das Loch mit Pappen so abgedeckt wurde, dass kein Besuchender stolpert – und das zwischen all dem Aufbaustress, den sie sonst noch hatten. Auch wurde uns geholfen in den Ästen der Bäume das Stromkabel festzumachen, um uns ein wenig Luxus in den Nächten zu gönnen.
Dann begann der Aufbau … und die erste Musik klang aus Lautsprechern zu uns rüber. Die Sonne schien, schlüpfte zwischen den Blättern und Ästen hindurch, die ersten Händler*innen tauchten auf, die am Tag zuvor schon aufgebaut hatten.
Und als der Stand eben stand, zwischen dem Grün, während metallischer Metal aus alten Boxen zu uns dröhnt, da wusste ich, wie ich mich geirrt hatte, wie wundervoll unser Platz ist, wie unglaublich schön wir es haben, welche Privilegien wir haben und wieviel Mühe sich die Crew gemacht hat. (Bild: Oliver Gmyrek)
Unser Bücherwohnzimmer mit kleinem Vorgarten war direkt hinter der Hauptbühne platziert, in Sichtweite der Lesebühne. Was für eine großartige Lage: Die Bands waren laut genug, dass wir alles perfekt hören konnten und leise genug, dass trotzdem ordentliche Gespräche möglich waren. Der Wald leitete Stimmen und Instrumental so perfekt weiter, dass man klar und deutlich alles vernahm. Die Bandauswahl war beinahe für meinen Geschmack abgestimmt. (Bild: CultureGuerillaz https://cultureguerillaz.com/)
Und während IAMX spielte, unterhielten wir uns mit unglaublich netten Kund*innen, einem Riesen, der ZZG-Autorin Simona Turini, der Familie Low, Christian von Aster und vielen anderen, wundervollen Menschen, die nicht aufhören konnte, Wertschätzung über uns zu kippen.
(Bild: CultureGuerillaz https://cultureguerillaz.com/)
Neben den Musikbühnen, auf der Zeraphine, A live Divided, IAMX, Escape with Romeo und viele weitere, tolle Bands auftraten, war für mich die Lesebühne im Herzen des Händlerbereichs ein Highlight. Das „C“ im NCN steht für Culture, und das wird hier großgeschrieben. Nicht nur die Musik steht im Vordergrund, genauso wird auch Literatur präsentiert. Christian von Aster erzählte von Trollen, Chris Dittrich präsentierte seine Gedichte, Simona Turini legte kunstvolle Schatten aus und Torsten Low vereinte Horror mit Humor. (Bild: CultureGuerillaz https://cultureguerillaz.com/)
Die Bänke vor der Lesebühne waren trotz einstrahlender Sonne voll besetzt, während die Technik es beinahe perfektionierte, die Lesenden gegen den Festivallärm, konkurrierender Bühnen und Verkaufsgespräche ankommen zu lassen. Ein unglaublicher Respekt an diese Leistung.
Bedingt durch die Hitze machte jedoch die Technik bei den anderen Bühnen einige Probleme.
Besonders B.Z.F.O.S., die österreichischen Horror-Punks, mussten ihren Auftritt wegen Verzögerungen nach hinten schieben und ein Stromausfall unterbrach chaotisch das Welle Erdballkonzert. Es würde nicht der einzige bleiben. Das tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch, und die Band lieferte schließlich eine gruselig unterhaltsame Show ab, die von den Fans gefeiert wurde. (Bild: CultureGuerillaz https://cultureguerillaz.com/)
Währenddessen flogen Seifenblasen über den staubigen Weg, es wurden neue Kooperationen geschlossen, Gespräche geführt, die ich nie für möglich gehalten hätte, ZZG-Fans getroffen, umarmt und neue Werke verkauft.
Am Ende des Tages zog man im Kulturpark Deutzen ein positives Fazit. Die Hitze war zwar herausfordernd, doch die Bands und Besucher*innen machten das Beste daraus. Trotz kleinerer technischer Schwierigkeiten und des Abenteuers, nach dem letzten Konzert den Ausgang im Dunkeln zu finden, bleibt die siebzehnte Nocturnal Culture Night ein unvergessliches Event – vielleicht sogar die heißeste aller Zeiten. (Bild: CultureGuerillaz https://cultureguerillaz.com/)
Ein riesiges Dankeschön an Culture Guerillaz für nicht nur großartige Gespräche, sondern auch die zur Verfügungstellung der Fotos.