Literatur

Tribute von Panem L: Der Tag bricht an – Das 5. Buch der Bestsellerreihe von Suzanne Collins

Das zweite Jubel-Jubiläum steht Panem bevor, die 50. Hungerspiele, bei denen die doppelte Anzahl an Distrikt-Kindern in die Arena geschickt werden wird. Wir befinden uns in Distrikt 12, am Tag der Ernte, der auch gleichzeitig der 16. Geburtstag von Haymitch ist. Und zu seinem Unglück wird er als einer der Tribute seines Distrikts ausgerufen.

Als der Tag anbricht, weiß Haymitch natürlich noch nichts von dem Schicksal, das ihm bevorsteht und sein Leben verändern wird. Seine große Liebe, Lenore Dove, wie auch seine Mutter und sein jüngerer Bruder Sid, sind das, was für Haymitch im Leben zählt. Deshalb beschließt Haymitch, die Wassertonne auch erst nach der Ernte wieder aufzufüllen, um zumindest ein wenig Zeit mit Lenore Dove an seinem Geburtstag verbringen zu können, ehe er sich wieder um das Wohl der Familie kümmert.

Doch dazu wird es nicht kommen, wird es nie wieder kommen, denn Haymitch wird zusammen mit Wyatt Callow, Louella McCoy und Maysilee Donner bei der Ernteziehung zu einem Tod in der Arena verdammt. Und obwohl wir bereits wissen, dass Haymitch als Sieger der 50. Hungerspiele hervorgehen wird, indem er das System der Arena zu seinem Vorteil nutzt, steckt weit mehr in dem jungen Haymitch, als sein trunkenhafter Charakter in der Panem-Trilogie vermuten ließ.

Denn während Haymitch seine “rebellischen Talente” im Kapitol ausspielt, macht er sich gleichzeitig mächtige Feinde wie auch Freunde. Als er während der Trainingssessions die Möglichkeit bekommt, die Spiele innerhalb der Arena aktiv zu sabotieren, sieht er eine Chance das Schicksal zu verändern. Nicht zwingend sein eigenes, mit seinem Tod rechnet Haymitch schließlich kontinuierlich und unausweichlich seit der Ernte, doch die Sache der Rebellion lässt ihn auf eine bessere Zukunft hoffen. Und wenn er schon sterben muss, dann soll die Arena bzw. das Kapitol ebenso untergehen.

Und wenn schon das Ende des Unterfangens bekannt sein mag, das Haymitch bevorsteht, so steckt seine Geschichte voll Feuer, Hoffnung und – abseits der umgebenden Fantasy-Welt – voller bedrückender Zukunftsaussichten.

Spiele zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Der neue Panem-Roman Der Tag bricht an spielt in vielerlei Hinsicht mit Vergangenheit und Gegenwart und fungiert ebenso als Spiegel für die Zukunft außerhalb der Romanwelt. Fünf Jahre, nachdem wir mit Das Lied von Vogel und Schlange zurück in die Welt von Panem eintauchen konnten, setzt Suzanne Collins in “Haymitchs Spielen” nun auf den Beginn der Rebellion statt auf die Anfangszeit der Spiele. Allen Panem-Romanen anheim ist dabei das Augenmerk auf die Systeme der Macht. So leitet Suzanne Collins den Roman u.a. auch mit Zitaten des Philosophen David Hume ein, in denen er über die “Leichtigkeit” spricht, “mit der die Menschen ihre eigenen Gefühle und Leidenschaften jenen ihrer Herrscher unterordnen.” Das zweite Zitat von Hume, das sich nicht nur als Narrativ durch den Roman zieht, ist zudem auch abstrahiert namensgebend für den Buchtitel.

Auch wenn gerade Jugendromanen (oft zu Unrecht) Tiefe oder Gesellschaftskritik als fehlendes Element unterstellt werden – bei Suzanne Collins ist das in keinem der Panem-Romane der Fall. Verpackt in einem gleichsam unterhaltenden wie dystopischen Narrativ wird das römische “Panem et circenses“ (Brot und Spiele) in einer fiktiven, wenngleich auch real vorstellbaren autoritären Diktatur über 65 bzw. 75 Jahre im Verlauf der Buch-Serie gezeichnet.

Und hier in Der Tag bricht an (engl. Sunrise on the Reaping) folgen wir nicht nur dem jungen Haymitch in den Kampf ums Überleben und gegen das System, sondern treffen auf viele weitere bekannte Namen aus der Ursprungstrilogie, wie Beetee, Mags, Plutarch oder Wiress, die innerhalb der 50. Hungerspiele in tragenderen Rollen in Erscheinung treten, und wir erhalten so die Gelegenheit, mehr über sie zu erfahren. Dass Lenore Dove, die Freundin von Haymitch, wie Lucy Gray aus Das Lied von Vogel und Schlange zur Gruppe der Covey gehört, verbindet den Konflikt auf wunderbare Weise mit allen Büchern der Reihe und lässt sie nahtlos ineinandergreifen.

Denn Dinge ändern sich nicht von heute auf morgen. Eine Rebellion wird nicht über Nacht erdacht und am nächsten Tag erfolgreich umgesetzt, was in der Storyline um Haymitchs Spiele stetig mitläuft und natürlich den Verlauf seiner Spiele, wie auch Snows Rache an ihm, in Form des Todes seiner liebsten Menschen entscheidend prägt.

Selbst einen kurzen Abstecher ins “Jetzt”, also quasi das Ende der Geschehnisse von Tribute von Panem: Flammender Zorn, wird uns im gerade einmal zweiseitigen Epilog von Suzanne Collins spendiert. Wir haben sowohl ein kurzes Widersehen mit Peeta und Katniss als auch einen finalen Abschluss für die Lebens- und Leidensgeschichte unseres Protagonisten Haymitch.

Fazit

Obwohl der rote Faden rund um die 50. Spiele den Lesenden der Panem-Reihe bekannt ist und sich der Ablauf der Hungerspiele, pauschal gesagt, kaum von den Abläufen der Hungerspiele von Katniss unterscheidet, erleben wir in Der Tag bricht an dennoch eine ganz neue Geschichte, die mit Verwebungen, Referenzen, Mahnungen, Plot-Twists und keinem Fairytale-Ending schließlich ein anderes Licht auf die Originaltrilogie wirft. Trotz der “Restriktionen” durch bereits bekannte Eckpunkte des Prequels wirkt Der Tag bricht an dennoch frei und ungebunden: Es ist düster, es ist dystopisch, es ist politisch, es ist emotionalisierend – es ist ein wunderbares Buch, das Impulse und Denkanstöße bietet, die lange nachhallen.

Trotz – oder gerade wegen – der vertrauten Elemente aus den vorausgegangenen Büchern hält Der Tag bricht an viele neue Einsichten und auch Überraschungen bereit, die jeden Lesenden in die komplexe Welt des Panem-Universum zurückziehen. Die wie gewohnt geschickte Verknüpfung von persönlichen und politischen Konflikten beschert ein durchgängig intensives Leseerlebnis. Es wäre sicher spannend zu lesen, welche weiteren Geschichten Suzanne Collins aus dieser Welt noch hervorbringen könnte - aber so bleibt erstmal nur die Hoffnung, dass dies nicht das letzte Kapitel ist, das uns in die Tiefen dieser dystopischen Welt entführt.

Das Produkt wurde kostenlos für die Besprechung zur Verfügung gestellt.

Dieser Artikel ist erschienen bei: Zauberwelten-Online.de

Tribute von Panem L: Der Tag bricht an - Das 5. Buch der Bestsellerreihe von Suzanne Collins

Bewertung

5

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Tribute von Panem L: Der Tag bricht an - Das 5. Buch der Bestsellerreihe von Suzanne Collins

Nadine Kaiser

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Nadine ist in der Science-Fiction-Literatur zu Hau...

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Kommentare

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