Succession Game ist das Escape-Room Spiel, das von Millionen Fans in den sozialen Medien gefeiert wird.
Durch die Augmented-Reality-Programme des Jahres 2054 können die Zuschauer*innen hautnah dabei sein.
Dann geschieht ein Mord und nicht nur die Teilnehmer*innen beginnen zu ahnen, dass sie um ihr Leben fürchten müssen und dies kein Spiel ist.
Das Thema Escape-Room in Romanform
Seit einigen Jahren erfreuen sich Escape- sowie Exit-Spielbücher bzw. deren Ableger als Tisch- und Brettspiele für Kinder und Erwachsene stetiger Beliebtheit. Inzwischen gibt es auch in vielen Städten Escape Rooms, in denen mit Freunden und Freundinnen genauso spaßige und herausfordernde Stunden verbracht werden können. Als ich nun auf das Buch Succession Game der deutschen Autorin Anika Beer gestoßen bin, habe ich mit großem Interesse zugegriffen. Das Thema Escape Room in die nahe Zukunft versetzt, verpackt in eine Gameshow, in der Millionen Zuschauer mit den Protagonisten mitfiebern? Hört sich verdammt spannend an.
Die Zukunft der Gameshows..
Im Jahr 2054 ist Hochtechnologie im Alltag nicht mehr wegzudenken. Vor allem Augmented-Reality und die dazugehörigen Programme werden von beinahe jeder Person benutzt, um mit der Umwelt zu interagieren und auch eine eigene Realität zu schaffen. Die sogenannte dEEp.-Technologie ist allgegenwärtig. In dieser computerzentrierten Welt ist die Gameshow "Succession Game" ein riesiger Erfolg, der inzwischen in die zwölfte Staffel geht. Millionen Zuschauer*innen verfolgen diese Sendung via Livestream und können dank Augmented-Reality hautnah an den Spieler*innen bleiben. Mit Hilfe dieser Technik kann sich auch jeder der Protagonist*innen seine eigene Heldenpersona erstellen. Ziel ist die Bewältigung aller gestellten Aufgaben und als einzige Person die letzte Tür der finalen Stage des Game Ships, des Austragungsorts des Spiels, zu öffnen - und sich damit den Sieg zu holen.
Es winken ein Preisgeld und der Titel Champion-Successor. Eine Gruppe von Teilnehmer*innen, sogenannte Contender, die sich für das Spiel beworben haben und ausgewählt wurden, müssen verschiedene Aufgaben lösen. Diese sind in die erwähnten Stages bzw. Phasen eingeteilt und in den vorgegebenen 60 Minuten zu lösen. Die Contender werden in jeder neuen Stage in neuen Gruppen zusammengewürfelt. Aus Verbündeten können im nächsten Abschnitt somit erbitterte Widersacher werden. Der Plot wird aus den Perspektiven verschiedener Protagonist*innen erzählt.
...ist mehr als nur ein Spiel
Da ist zum Beispiel Theo, der amtierende Champion-Successor, der das Game schon viermal in Folge gewonnen hat und mit allen Tricks arbeitet, um erneut als Sieger hervorzugehen. Ist er derjenige, der er zu sein vorgibt? Clue ist Privatdetektivin und hat ihre eigenen Gründe, an dem Spiel teilzunehmen. Und was ist mit Quentin, der mit Hilfe der Augmented-Technik wie ein Wolfsmensch auf die anderen wirkt? Außerdem ist da noch Rafael, der seit kurzem der Forschungsleiter von Succession Game und verantwortlich für das Wohlergehen der Contender ist. Warum will Lynn, seine Ex-Freundin und jetzt Frau seines neuen Chefs, unbedingt von ihm schwanger werden? Während seiner Nachforschungen bemerkt er schnell, dass viel von dem Spiel Fassade ist und will mehr darüber herausfinden. Als schließlich ein Mord passiert, verstehen alle, dass aus dem Spiel tödlicher Ernst wird …
Fazit:
Die Ideen in diesem Buch sind durchweg sehr gut. Eine düstere und interessante Zukunftsdystopie, die es wagt, aus dem SF-Allerlei auszubrechen und kreative neue Wege zu gehen. Mit Hilfe von Augmented-Reality neue, eigene Charaktere, quasi Live-Avatare zu erschaffen, ist ein interessantes Feature. Begriffe wie dEEp.net; dEEp.sign; dEEp.watch oder dEEp.touch faszinieren. Jeder Raum bietet neue Herausforderungen, welche die Figuren zu überwinden haben. Alle müssen immer wieder zusammen- oder gegeneinander arbeiten. Konflikte und Dramen sind vorprogrammiert.
Das Thema Diversität ist stark in der Handlung verankert. Die Geschlechter werden nicht mehr starr definiert. Es gibt in dieser Gesellschaft der Zukunft Menschen, die sich als Mann und Frau sehen und genauso Menschen, die sich dieser Kategorisierung nicht zugehörig fühlen und sich selbst als nicht-binär bezeichnen. Somit verwenden sie auch nicht-binäre Pronomen, wenn sie von oder über sich sprechen.
Schwierig fand ich die Umsetzung der Ideen und die Herangehensweise. Der Einstieg ist nicht einfach und der Plot kommt zunächst nicht richtig von der Stelle. Die Story ist anspruchsvoll, immer wieder war es für mich schwierig, der Handlung genau zu folgen. Viele Begriffe sind zu Anfang unverständlich und hemmen die Lesefreude. Der Schreibstil kommt mir nicht entgegen und liest sich für mich nicht flüssig. Gerade die grundsätzlich tolle Idee der nicht-binären Charaktere mit ihren Pronomen hemmt den Lesefluss teils doch erheblich. Beispiel: „Yez umklammerte Hathis Hand fest, dass es sem selbst wehtat - oder zumindest dachte sey das, bis sey begriff, dass sere Freundin ebenso gewaltsam zudrückte“.
Auch die vielen Charaktere, die in der Handlung sehr schnell hintereinander vorgestellt wurden, verwirrten mich eher. Die meisten werden inhaltlich kaum ausgearbeitet, somit fiel es mir schwer, mich in sie hinein zu versetzen bzw. mich mit ihnen zu identifizieren. Ich hatte manchmal das Gefühl, die Figuren sind mit ihren Fähigkeiten jetzt einfach da, und weiter geht es mit der Story. Sie wirken zum Teil farblos und inhaltsleer. Das ist um so bedauerlicher, da die unterschiedlichen Charaktere Potenzial genug hätten, die Geschichte interessant voranzutreiben und für spannende Geschehnisse und Entwicklungen zu sorgen.
Auch hatte ich beim Lesen keine Sekunde den Eindruck, dass die Ereignisse von einem großen Publikum verfolgt werden. Es wird mehrfach erwähnt, dass die Livestreams geschaltet sind und Millionen Menschen online sind. Greifbar war das aber für mich nie.
Die Geschichte sprüht nur so vor Ideen und inhaltlichen Möglichkeiten. Und diese sind wirklich gut. Allein die Umsetzung im Schreibstil und die unfertigen, für mich nicht greifbaren Charaktere, die dazu noch einige Male eigenartig und auch unlogisch reagieren, machen es für mich zu einem leider nur durchschnittlichen Buch.
Das Produkt wurde kostenlos für die Besprechung zur Verfügung gestellt.
Dieser Artikel ist erschienen bei:
Zauberwelten-Online.de