So manch einer kennt das noch: Man sitzt mit der besten Freundin, dem besten Freund, Schwester oder Bruder auf dem Fußboden, vor sich ein einziger Bildschirm und spielt trotzdem zu zweit. Möglich war das durch den sogenannten Split-Screen Co-Op, bei dem jeder auf seiner Bildschirmhälfte sieht, was er oder sie gerade im Spiel macht. Man spricht sich ab, schubst sich zwischendurch an, spielt Schulter an Schulter und die Zeit verfliegt.
Dann kam das Onlinespiel und auf einmal wurde Split-Screen zum belächelten Auslaufmodell. Wieso den lokaler Co-Op, wenn jeder bei sich zu Hause sitzen und einen ganzen Bildschirm zur Verfügung haben kann? Das Spiel Split Fiction wendet sich dieser Form des Spieles wieder zu: Mit einer gehörigen Portion Nostalgie kann dieses auf einem geteilten Bildschirm gespielt werden. Lokal auf der Couch, wie ich es gerne mache, kann dieses Spiel zu zweit gezockt werden – allein geht es dagegen nicht.

Die Story
Mio und Zoe sind angehende Autorinnen und hoffen, dass sie mit Rader Publishing endlich den passenden Verlag gefunden haben. Sie haben einen Vertrag für eine Veröffentlichung bekommen – und ein großer Verlag, der das Buch eines noch kleinen Autors veröffentlicht, ist schließlich der erste Schritt in Richtung Erfolg.
Bei Rader angekommen, soll die Geschichte aber nicht klassisch in Papierform festgehalten werden. Stattdessen wird sie über eine einzigartige Maschine erlebbar gemacht und soll so als maximal immersive Geschichte veröffentlicht werden.
Zu Anfang des Spieles stellen sich die Autorinnen jede auf eine eigene Plattform. Kaum werden sie an die Maschine angeschlossen, beginnen sie in einer Art Blase zu schweben und ihre Geschichte zu durchleben.
Kurz bevor Mio an die Maschine angeschlossen werden soll, will sie aber abbrechen. Sie traut dieser ganzen Aktion nicht, da sie eigentlich eine klassische Veröffentlichung der Geschichte in Buchform angestrebt hat. Der Erfinder der Maschine und Verlagschef möchte jedoch keinen Abbruch und hält Mio fest. Als diese sich wehrt, fällt sie in Zoes Blase und das Spiel beginnt.
Einer der Spieler spielt nun Mio, eine verschlossene junge Frau, die Sci-Fi und Action mit einem Schuss Dystopie und Explosion mag und darüber auch schreibt, der andere Spieler spielt Zoe, eine junge, auf dem Land aufgewachsene, Frau, die Natur und Fantasy liebt und beinahe Tänzerin geworden wäre.
Die beiden starten in einer Fantasy-Geschichte, die Zoe erfunden hat. Sie sind noch dabei zu verstehen, was mit ihnen passiert, als sie einen Glitch finden – einen Riss in der Geschichte. Schnell stellen sie fest, dass sie mithilfe von Glitches zwischen Geschichten hin und her reisen können. So wechseln sie beispielsweise zu den Cyber Ninjas, die ein Syndikat stürzen müssen, zu gestaltwandelnden Zauberwaldbewohnern, welche die Welt vor einem fiesen Eiskönig retten müssen und vielem anderen hin- und her und stellen dabei fest, dass sie zwischen den Welten auch Dinge hören können, die außerhalb der Welten besprochen werden. Auf diese Weise finden sie heraus, dass Rader Publishing nicht so ein netter Verlag ist, wie es ihnen zuerst erschien …

Das Spiel klingt witzig? Ist es auch. Manchmal ist es auch explosiv und traurig, verrückt und kreativ, dystopisch und fantastisch und voller Easter Eggs.
Jede Geschichte und jeder Nebenstrang bringen die beiden Charaktere näher. Dies geschieht sowohl auf der menschlichen Ebene, auf der wir ihre Emotionen und Motivationen kennenlernen, als auch auf der Ebene der Story, auf der man mehr über die Geschichten lernt und darüber, wie diese entstanden sind.
Im Gameplay gibt es Dinge, die immer gleichbleiben und die sich wiederholen, aber Split Fiction schafft dabei das, was viele andere nicht schaffen: das Repetitive stört nicht und ist oft gut kaschiert. Es gibt so viel zu entdecken und zu erleben: Eine Rutschpartie durch Sand mit Sandhaien, ein Sprung aus einem Flugzeug, während man Trümmerteilen ausweichen muss, Regenbogen pupsende Schweine, der coolste Affenkönig aller Zeiten ... Denn wenn sich jede Geschichte durchleben lässt, die man sich jemals ausgedacht hat, kommt eine Menge zusammen und das ist wunderbar abwechslungsreich und trotzdem zusammenpassend.
Das Spiel ist weder zu schwer noch zu leicht und auch Leute, die nicht wirklich Videospiele spielen, sollten schnell in die Steuerung reinkommen und ihren Spaß haben können. So ist es perfekt für ein paar gemeinsame Abende auf dem Sofa und nach It Takes Two ein würdiger Co-Op Nachfolger von Hazelight Studios, der mich thematisch auf jeden Fall abholt und trotzdem Tiefe hat. Zum mehrfachen Spielen eignet sich Split Fiction nicht unbedingt, es sei denn man möchte jemandem seine Lieblingsidee zeigen – wie ein episches Dance Battle mit dem Affenkönig.
Wer also jemanden zum Spielen zu zweit findet und ein wenig Splitscreen-Nostalgie nicht abgeneigt ist, dem sei es wärmstens empfohlen!
Text: Fiona Sereina Köther-Styner
Bilder: Hazelight Studios
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Dieser Artikel erschien erstmals in der Zauberwelten Frühjahr 2025. Mit dem Code ZW2503100! könnt ihr euch diese Ausgabe kostenlos als PDF downloaden. |
Dieser Artikel ist erschienen bei: Zauberwelten-Online.de
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