Der Spiegel des Drachen – Klimawandel kombiniert mit High Fantasy

Wetterkatastrophen bedrohen Aldaketa – die Welt geht unter. Darum schickt die Königin einen kleinen Trupp aus einer Assassine, einem Tierfreund, einer Prostituierten und ihrem Leibwächter los, um nach einer Rettung zu suchen. Was sie finden, ist aber nicht minder erschreckend.

Lawinen, Erdbeben und Sturzfluten suchen die Welt von Aldaketa heim und ziehen zahlreiche Tote nach sich. Als die Hauptstadt selbst durch eines der Beben zerstört wird, setzt die Königin ihre ganze Magie ein, um sie wieder aufzubauen. Doch immer wieder wird die Erde durchgeschüttelt und das Leben der Menschen dadurch bedroht und beendet. Die letzte Hoffnung scheint, durch ein mächtiges Portal in eine andere Welt zu fliehen, um dort neu anzufangen. Ein solches Portal kann aber nur von einem einzigen Wesen errichtet werden: einem Drachen. Um einen solchen zu finden, muss ein kleiner Trupp aus Sonderlingen sich durch Schnee und Gebirge kämpfen – und das möglichst, bevor die Welt tatsächlich untergeht.

Ein Team aus Individuen

Dafür rekrutiert die Königin eine Assassine, eine Prostituierte, einen Tierfreund und ihren eigenen Leibwächter, keine klassischen Helden also, sondern eher Randgruppen, die man mit Heldentaten nicht direkt in Verbindung bringt. Jede und jeder ist allerdings mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet und auf seine oder ihre Weise nützlich. Gleichzeitig sind alle aber so eigenbrödlerisch, dass sich ein Team zunächst nicht bilden mag. Immerhin hat jeder seine eigenen Ziele im Kopf und die sind nicht immer gut für die Allgemeinheit. Auf der Reise bleibt ihnen jedoch nichts anderes übrig, als zusammenzufinden; zumindest für die Dauer ihres Auftrags.

Die Autorin schafft es dabei, die Charaktere zu Individuen zu formen, die wir nicht als Held*innen, sondern eben als mehr oder weniger "normale" Menschen kennenlernen, die es nicht immer leicht hatten im Leben. Nur von zwei der vier lernen wir wirklich etwas mehr über die Vergangenheit kennen, auch wenn sich bei allen abzeichnet, dass sie nicht wohlbehütet aufgewachsen sind. Die Geschichte der anderen bleibt aber eher hintergründig. Jeder Held und jede Heldin hat dabei eigene Ziele und Foki vor Augen, die zunächst wichtiger sind als die Rettung der Menschen von Aldaketa. Doch werden sie alle gezwungen, umzudenken. Die Charakterentwicklung bleibt dabei bis zum Ende heterogen und wird von Zweifeln und einer gewissen inneren Zerrissenheit der Handelnden geprägt. Gerade dass es sich nicht um typische Held*innencharaktere handelt, macht die Geschichte authentischer und spannender.

Thema: Klimawandel

Das Thema der Geschichte ist eindeutig der Klimawandel und seine Ursachen, die hier in den Mantel einer High-Fantasy-Geschichte gebettet werden. April Wynter zieht Parallelen zwischen der aktuellen Realität und der Haupthandlung, wandelt diese aber auf ein typisches Fantasy-Szenario um. Das macht zum einen die Leseerfahrung greifbarer, nimmt jedoch den Schrecken der Wirklichkeit durch die Distanz zu einer magischen Welt etwas heraus. An der ein oder anderen Stelle ist die Handlung für mich aber nicht immer ganz schlüssig und wirft Fragen auf, die nicht beantwortet werden. Zwar wird der rote Faden stringent verfolgt, während Nebenhandlungen oder Romanzen eher nebensächlich bearbeitet werden, aber zwischendurch hätte ich mir etwas mehr Erläuterungen oder Verständnishilfen erwünscht. Auch hätte ich gerne mehr über die Welt Aldaketa an sich erfahren, zum Beispiel, ob es noch weitere Städte gibt. Konzentriert wird das Ganze jedoch auf eine einzelne Stadt mit ihren umliegenden Dörfern. An Spannung und Wendungen mangelt es aber nicht. Statt vorhersehbar glatter Handlungsschritte wird das Umdenken der Charaktere auch durch Wendungen in der Handlung authentischer gestaltet. Blinder Gehorsam kollidiert mit skeptischem Selber-Denken und führt zu neuen Wegen, die bis zum Schluss nicht vorhersehbar sind.

Fazit

Die Geschichte liest sich flüssig und lässt viel Raum zum Miträtseln und Mitfiebern. Die Charaktere sind heterogen aufgebaut, mit Ecken und Kanten und eigenen Wünschen. Gerade das Einbetten der aktuellen Thematik um den Klimawandel in eine High-Fantasy-Welt fand ich sehr spannend, vor allem mit dem ein oder anderen AHA-Effekt dazwischen. Die kleinen Holperer in der Geschichte lassen sich dadurch leicht überlesen, der rote Faden und die gestalteten Welten machen Lust auf mehr.

Das Produkt wurde kostenlos für die Besprechung zur Verfügung gestellt.

Dieser Artikel ist erschienen bei: Zauberwelten-Online.de

Der Spiegel des Drachen - Klimawandel kombiniert mit High Fantasy

Ruka Jungblut

Autor

Fantasybegeisterte Katzenfanatikerin mit Hang zur ...

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