Marko und Alana sind wirklich kein gewöhnliches Paar. Das wird dem Leser schon anhand der Äußerlichkeiten klar. Alana fällt nicht nur durch ihre grünen Haare auf, sondern ist zudem geflügelt, während Markos Kopf ein geschwungenes Paar Hörner ziert. Beide stammen nicht nur aus unterschiedlichen Kulturen, sondern sogar von verschiedenen Planeten: Alana von Landfall und Marko vom eben jenen Planeten umkreisenden Mond.
Beide Planeten stehen darüber hinaus in einem fast ewig andauernden Krieg. Die Auseinandersetzungen zwischen dem technisch avancierten Landfall und dem ‚rückschrittlichen‘ Trabanten haben sich mittlerweile über die gesamte Galaxis ausgebreitet, wohingegen die beiden Heimatplaneten selbst mehr oder minder in Frieden leben. Wirklicher Friede jedoch ist für beide Fraktionen ausgeschlossen, da sie sich aufgrund gegenseitig begangener Gräueltaten abgrundtief hassen. Ein wahrhaft epischer Konflikt also, der sich in Saga abspielt!
Kleinfamilie im Weltenkonflikt
Der große galaktische Krieg bliebe für uns abstrakt, wäre da nicht das eben vorgestellte Paar, das gleich auf den ersten Seiten ein Kind gebiert. Durch diese nun auch Fleisch gewordene Allianz zweier eigentlich verfeindeter Fraktionen, gerät die junge Kleinfamilie in das Fadenkreuz der beiden Mächte und diverser assoziierter Fraktionen. Damit sind die drei der Fixstern, um den sich Saga dreht.
Und nicht nur die Häscher Landfalls, auch andere teils absonderliche Personen und Gruppierungen wollen ihren Teil von dem glücklichen Trio abhaben. Da wäre eine sechsbeinige und vieläugige Auftragsmörderin, ein einsames Jägerpaar bestehend aus einem geübten Killer und seiner lügenspürenden ‚Katze‘ oder ein Allianzpartner Landfalls: Adelige, humanoide Roboter mit Fernsehmonitoren als Köpfen. Auf der anderen Seite – oder auch nicht? – stehen dafür Geistgeschöpfe und einäugige Menschen.
Zukunfts-Fantasy für Erwachsene
Allein daran dürfte deutlich werden, dass wir es in Saga mit einer außergewöhnlichen Mischung von Fantasy- und Science Fiction-Elementen zu tun haben. Diese skizzierte Melange sollte man mögen, um in die Welt der Reihe einsteigen zu können. Man darf sich von den teils märchenhaften Charakteren aber nicht in die Irre führen lassen. Saga ist keine wohlige Kindergeschichte um ein rechtschaffenes Paar, verfolgt von den gesetzlosen Häschern des Universums, sondern kann knallharte Saiten aufziehen und verwischt Gut und Böse.
Das beginnt bei den stellenweise harten Gewaltszenen, betrifft aber insbesondere die psychologische Ebene. Psychische Gewalt, schwere Schicksale, wahrhaft gigantisch ekelhafte Kreaturen, durchaus explizite Sexszenen und eine gute Prise Profanitäten machen Saga zu einer Erwachsenengeschichte, deren Fantasygewandung sich schnell als surreales Stilmittel erweist. Was wie eine kitschige Zukunfts-Fantasy wirken kann, weist deutliche Abgründe auf. Saga geht alles andere als zimperlich mit seinen Figuren und den Lesern um und scheut sich nicht, schwere emotionale Themen anzusprechen.
Diese Mischung schlägt sich natürlich auch in den Zeichnungen nieder. Die sind weitgehend realistisch gehalten, werden aber stellenweise gelungen aufgebrochen. Die meist farblosen Bildschirme der Robotergeschöpfe schalten sich so beispielsweise an entscheidenden Stellen an, starke Kontrastfarben sorgen für fast surreale BewohnerInnen und verzerrte Ränder untermalen die Spannung kriegerischer Auseinandersetzungen.
Fazit
Die Mischung aus Phantastik, starkem Thema und künstlerisch einwandfreier Umsetzung hat Saga zahlreiche Preise eingebracht und wurde erst jüngst mit weiteren Eisner Awards ausgezeichnet. Saga gilt auch 2017 als Best Continuing Series und sowohl Autor Brian Vaughan als auch Zeichnerin Fiona Staples haben Einzelawards abgestaubt. In puncto Präsentation und Übersetzung muss sich auch die deutsche Ausgabe nicht verstecken. Die Bände kommen in schickem Hardcover mit Zusätzen wie einer kurzen Bildergalerie oder Interviews daher.
Am Ende ist die Kaufentscheidung für Saga eine Geschmacksfrage. Die Geschichte und insbesondere die Welt erweisen sich schon nach zwei Bänden als gut komponiert und klug vernetzt. Die Charaktere gewinnen spürbar an Tiefe und führen in eine märchenhafte Erwachsenengeschichte einer ganz eigenen Art.
Saga
Brian K. Vaughan (Marc-Oliver Frisch)
(Cross-Cult, 2013)
160 Seiten, Hardcover
ISBN: 978-3-86425-187-0
Webseite: Saga
Dieser Artikel ist erschienen bei:
Zauberwelten-Online.de