Unendlich viele Zyklen sind vergangen seit Thungdil Goldhand als Held im Geborgenen Land bekannt wurde. Inzwischen haben sich verschiedene Regierungen gebildet, die das Land in relativem Frieden beherrschen. Mit dem Jenseitigen Land wird Handel betrieben und selbst die Drachen lassen sich mit regelmäßigen Abgaben zum Frieden bewegen. Die Zwerge sichern standhaft die Zugänge zum Geborgenen Land - nur die Vierten wurden aus dem Braunen Gebirgen vertrieben, in dem nun Menschen und Albae ihre Heimaten verteidigen.
Im ersten Band der Rückkehr-der-Zwerge-Dilogie begleiten wir unsere Held*innen auf der Suche nach Spuren der alten Helden im Grauen Gebirge. Eine mysteriöse Schatztruhe mit dem Tagebuch von Tungdil Goldhand wurde entdeckt – ausgerechnet von einem mageren Vierten. Der glaubt felsenfest daran, dass Tungdil noch lebt, obwohl er inzwischen über 1000 Zyklen zählen müsste, was auch für Zwerge ein extrem hohes Alter ist. Die Königstochter Gata aus den Reihen der Dritten glaubt jedoch ebenso an die Echtheit des Tagebuchs und macht sich gemeinsam mit dem Vierten und ihren besten Kämpfer*innen auf den Weg, das Geheimnis zu lüften. Derweil schmieden Menschen und Albae ihre eigenen Pläne, werden nur hin und wieder von Drachen dabei unterbrochen und müssen ihre Strategien durch gelegentliche Unvorhergesehenheiten wieder anpassen. Zu Band 1 hat Tanja Karmann bereits für uns eine Rezension verfasst, daher fokussiere ich mich im Folgenden auf Band 2.
Belagerung - Ein schöner Start in den Tag
Der zweite Band zaudert nicht lange mit Höflichkeiten, sondern steigt direkt wieder in die Geschehnisse des ersten Bandes ein. Wer den noch nicht fertig hat, sollte aus Spoiler-Gründen jetzt natürlich lieber nicht weiterlesen.
Nachdem der Held Tungdil zurückgekehrt ist und erstmal für ein sicheres Arsenal im Inneren gesorgt hat, haben sich die Völker vereint, um Brigantia und das Braune Gebirge aus den Händen der rebellischen Menschen und machtgierigen Albae zurückzuerobern. Eigentlich mit einer deutlichen Übermacht ausgestattet, sehen sie die erste Schlacht jedoch schnell als verloren an. Die Menschen und Albae haben sich zusammengeschlossen und Unterstützung aus dem Jenseitigen Land erhalten, noch bevor die Zugänge durch Fünften geschlossen werden konnten. So sehen sich die Streiter*innen mit Magie und mysteriösen Kreaturen konfrontiert, von denen sie nicht mal dachten, dass es sie noch gäbe. Glücklicherweise haben sie selbst auch den ein oder anderen Magus in ihren Reihen. Dennoch - Intrigen und Machtgier zerfressen die frische Einigkeit und kaum scheint die eine Baustelle fertiggestellt, gibts an einer anderen einen kleinen "Unfall", der sofortige Aufmerksamkeit erfordert.
Viel los im Geborgenen Land
Wer gedacht hat, im zweiten Band der Rückkehr der Zwerge eine vollständige Auflösung der Gegebenheiten zu erfahren, hat sich - glücklicherweise - getäuscht. Je weiter man sich in das Buch hineinliest, desto mehr Potenzial entfaltet es, was die Handlungen und die Möglichkeiten für weitere Bände angeht. Brandherd um Brandherd frisst sich ins Geborgene Land und rüttelt die siegreich-geglaubte Arme um Goimron, Gata und die anderen ordentlich auf. Zwischen actionreichen Kampfszenen und politisch-intentionierten Intrigen bleibt dennoch genug Raum für die Entwicklung der Charaktere und sogar eine angeschnittene Liebesgeschichte. Markus Heitz fährt auf, was aufzufahren ist: Zwerge, Elben, Albae, Meldrith, Drachen und sogar weitere noch unbekannte Wesen aus dem Jenseitigen Land würzen die Handlung mit ordentlicher Schärfe.
Alte Welt, neue Zeit
Wie vom Verlag angekündigt ist es dabei aber nicht notwendig, die alten Bücher zu kennen, um sich in der gegenwärtigen Welt der Zwerge zurechtzufinden. Zwar gibt es immer wieder kleine AHA-Effekte, wenn ein Charakter oder ein Bezugspunkt zu den vorherigen Werken erwähnt wird, aber das Geborgene Land hat sich in den vergangenen Zyklen so sehr verändert, dass es auch für eingefleischte Zwergefans haufenweise Neues zu erkunden gibt. Neben den Dritten lernen wir hier auch einiges über die Vierten und der Stamm der Ersten hat sich so weit entwickelt, dass sie sich sogar gegen Elrias Fluch zu stellen wagen.
Thematisiert wird aber nicht nur das Ränkespiel um Macht und Herrschaft, sondern auch das Verhältnis zwischen den Völkern. Insbesondere zwischen Albae und Zwergen, das immer wieder auf den Prüfstand gestellt wird. Auch die Orks lernen wir unter neuen Gesichtspunkten kennen, denn unter ihnen gibt es einen, der intelligenter und planmäßiger vorzugehen scheint: Eine Legende unter den Orks, der die Stämme vereinen und ein neues Zeitalter einläuten soll.
Fazit:
Man sieht, es ist wirklich einiges zu tun im Geborgenen Land. Nicht nur die bedrohlichen Situationen und das angekündigte, noch nicht näher genannte "Unheil", sondern auch die Neugestaltung und Weiterentwicklung der Welt machen Die Rückkehr der Zwerge zu einem spannenden Leseabenteuer. Markus Heitz versteht es auch, immer wieder altbekannte Elemente einzubauen, die bei Zwerge-Fans der ersten Generation das ein oder andere "Aaaaaw" hervorrufen, gleichzeitig aber so subtil eingeflochten sind, dass sie bei neuen Leser*innen keine Verwirrung stiften. Die Weiterentwicklung der politischen Situation und der Völker an sich schaffen viel Potenzial für Neues. Die sympathischen Held*innen werden nicht in stereotypes schwarz-weiß Gut-und-Böse einsortiert, sondern sind authentisch in ihren Gedanken und Entscheidungen.
Ein absolutes Must-Read für Fantasy- und Zwerge-Fans!
Dieser Artikel ist erschienen bei:
Zauberwelten-Online.de