Literatur

Das Reich des Todesdrachen – Atlas des Äthers 1

In der Welt von All’Ein, wo Drachen und Magie einst durch einen Dimensionsriss in die Welt der Menschen kamen, ist Frieden ein zerbrechliches Gut. Um die Welten zu schützen, verschlossen die Drachen den Riss und lehrten die Menschen, Magie zu nutzen. Doch Spannungen zwischen den beiden Völkern blieben nicht aus und die Folgen der daraus resultierenden Kriege sind noch immer allgegenwärtig.

Im Kraterland, das unter der Herrschaft von Lord Dragul, einem Todesdrachen, steht, leben beide Völker in Balance mit sich und auch mit der Magie. Jedoch mehren sich die Zeichen einer Krise, da das Gleichgewicht zunehmend gefährdet erscheint, und neue Bedrohungen am Horizont des Nachbarreiches auftauchen. In dieser unsicheren Lage beginnt für Jasov eine Reise voller Herausforderungen und Chancen.

Jasov ist ein junger und unsicherer Magiekundiger, der in der Lage ist, das Summen der Magie zu hören. Mit dieser Gabe ist es seine Aufgabe, eine neu entdeckte Kristallmine zu begutachten. Denn Kristalle sind der Speicher von Magie und mit ihrer Hilfe, mit dieser neuen Ader, kann das Reich wieder stabilisiert werden. So begibt Jasov sich in die Mine, um mit den Kristallen Kontakt aufzunehmen, um herauszufinden, ob sie für ihre Aufgabe geeignet sind. Doch ein von ihm unabsichtlich verursachtes Unglück, das mehrere Leben fordert, überschattet dieses Vorhaben. Obwohl er von seiner Schuld geplagt wird, eröffnet sein ungeschultes magisches Können Jasov die Möglichkeit, nach Schloss Zwielicht zu gehen – der Ort, an dem die Drachen leben, um dem Drachenlord Dragul zu dienen und vom Großverzauberer Marberd zu lernen, denn seine Kräfte sind außergewöhnlich.

So stellt sich Jasov seiner neuen Verantwortung und damit ebenso einhergehenden neuen Chancen, seine Magie und sich selbst besser kennenzulernen und damit das von ihm versachte Unglück durch seine zukünftige Arbeit zu sühnen. Doch während seiner Ausbildung verändert sich die Lage in All’Ein drastisch, als die Magie ihre Balance verliert und Jasov Teil einer Mission wird, die einen Krieg auslösen könnte ...

Ein junger Zauberer, ein Altdrache und eine Drachenfrau

Jasov, aus dessen Sicht die ersten Kapitel verfasst sind, ist jedoch nicht der alleinige Protagonist vom Atlas des Äthers 1: Auf Schloss Zwielicht lernen wir den Altdrachen Lord Dragul kennen, einen viele Jahrtausende alten Drachen, der – zumeist in menschlicher Form – das Gleichgewicht bewahren und sowohl Menschen als auch Drachen vor Unheil schützen möchte. Denn nicht überall in All’Ein leben Drachen und Menschen versöhnlich zusammen, es wurden große Kriege geführt und Menschen verfolgt. Wie auch Dragul, so hat Nyth, eine zurückhaltende Söldnerin und Drachenfrau, diese furchtbaren Zeiten miterlebt und bildet nun magiebegabte Menschen, wie Jasov, in Schloss Zwielicht aus.

Diese drei Charaktere bilden das Zentrum der Geschichte, aus ihren Perspektiven folgen wir der Handlung und werden so in das komplexe Worldbuilding des High Fantasy Romans eingewoben. Nebst Jasov, Dragul und Nyth spielen viele weitere, gut und sympathisch ausgearbeitete Figuren eine zentrale Rolle für das Gesamtgeschehen, wie beispielsweise der Paladin Karl, der als Beschützer Jasovs Teil der Unternehmungen wird. Oder vielseitige Drachencharaktere wie Hemm, Ragdar oder Kira, deren magisches Kernelement, zum Beispiel Stein, Feuer oder seltener auch Schatten, eine komplexe Welt der Magie zeichnen, die geschickt in die Geschehnisse und den Fluss des Romans eingewoben ist.

So abwechslungsreich wie die Charaktere ist auch die Erzählstruktur des Buchs: mal dynamisch und spannungsgeladenen mit actionreichen Szenen und ruhigere, nachdenkliche Momente. Auch eine gewisse Prise Humor ist immer wieder mit dabei, besonders beim Kuchen liebenden Lord Dragul. Eine spürbare und glaubhafte Entwicklung der einzelnen Charaktere wie auch eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Handlung sorgen dafür, dass man das 600+ Seiten-Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Denn selbst ein Jahrtausende alter Drache ist in seinem Wesen nicht unfehlbar und ist fähig, dazuzulernen. Unerwartete Wendungen und Erkenntnisse zeigen, wie vielschichtig und durchdacht der Auftakt der Buchserie ist.

Relaunch mit Graphic Novel

Diese Ausgabe von Das Reich des Todesdrachen, erschienen bei Yuna, ist ein Relaunch mit Graphic Novel. Zuvor hatte I.B. Zimmermann das Buch bereits in kleinerer Auflage selbst herausgebracht, ehe es beim DichtFest Verlag, der mittlerweile seine Tore geschlossen hat, untergekommen ist. Doch auch wer bereits – wie ich – eine der vorigen Ausgaben im heimischen Regal stehen hat, bekommt hier viel mehr als eine bloße Neuauflage. Das Buch wurde von der Autorin mit den über die Jahre gewonennen Erfahrungen überarbeitet und neugeschrieben, was uns beispielsweise nicht nur einen ganz neuen Einstieg für die Geschichte eingebracht hat, sondern sich auch im Stil und den Formulierungen niederschlägt.

Der Graphic Novel ist dabei als bildliches und erzählerisches Glossar konzipiert, das gleich nach dem "normalen” Glossar am Ende des Buches zu finden ist. Im für die Autorin typischen Stil gezeichnet, steigen wir hier in eine nicht im Buch vorkommende, aber in den Geschehnissen verortete Episode ein, die uns Hintergrundwissen – und auch Gesichter – zu den vielen unterschiedlichen Drachen des Romans gibt, eingebettet in den Charme und Witz der Charaktere. Eine wunderbare Ergänzung zum Roman und ein echter Mehrwert, die eine teils visuelle, teils erzählerische Vertiefung in die Welt vom Atlas des Äthers bietet.

Fazit

Das Reich des Todesdrachen ist auch in der Relaunch-Version ein großes Lesevergnügen, das über eine bloße Wiederauflage hinausgeht. I.B. Zimmermann beweist mit dieser überarbeiteten Fassung ihr Gespür für ein einfühlsames Storytelling wie auch packende High Fantasy und zieht den Lesenden mit einer gelungenen Kombination aus vielschichtigen Charakterentwicklungen, einer spannungsgeladenen Handlung wieder einmal in ihren Bann, während das immer wieder eingestreute "Augenzwinkern” der Geschichte eine besondere Wärme verleiht.

Besonders schön zu lesen ist, wie die Autorin ihre Welt mit einer bemerkenswerten Liebe zum Detail lebendig werden lässt, sei es textlich oder auch bildlich mit dem Graphic Novel. Die vielseitigen Charaktere, Drachen wie Menschen, vermitteln stets ein Gefühl von Tiefe und erfrischender Authentizität im Fantasy-Setting. Ein rundum gelungener erster Band einer vielversprechenden Buchreihe, die selbst Menschen, die um High Fantasy bisher einen Bogen gemacht haben, begeistern wird.

Das Produkt wurde kostenlos für die Besprechung zur Verfügung gestellt.

Dieser Artikel ist erschienen bei: Zauberwelten-Online.de

Das Reich des Todesdrachen - Atlas des Äthers 1

Nadine Kaiser

Text

Nadine ist in der Science-Fiction-Literatur zu Hau...

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