Niobaras Vermächtnis ist ein Abenteuer der fünften Edition des schwarzen Auges. Das Abenteuer setzt hauptsächlich darauf, die Helden die lebendige Geschichte Aventuriens erleben zu lassen. Es ist ein vorbereitendes Abenteuer auf die Ereignisse des Sternenfalls, der ganz Aventurien erschüttern wird.
Die Helden finden im Svellttal ganz unverhofft einen Meteoriten, der sie auf die Spur von Niobaras Prophezeiung bringt. Leider werden auch böse Mächte auf den Stein aufmerksam und versuchen, den Helden zuvorzukommen. Die Suche nach der Prophezeiung wird die Helden quer durch Aventurien führen, wo die Helden mit allerlei einflussreichen Personen verhandeln müssen. Mit Mut und viel Geisteskraft können sie hoffentlich die Prophezeiung bergen, bevor die Feinde der Schöpfung dies tun.
Von Ort zu Ort
Niobaras Vermächtnis unterscheidet sich recht stark von den klassischen Abenteuern. Statt einer fortlaufenden Geschichte sind es vielmehr einzelne Szenarien, die lose miteinander verknüpft sind. Die einzelnen Schauplätze sind quer über Aventurien verteilt, daher eignet sich das Abenteuer gut dazu, den Helden den Kontinent Aventurien näherzubringen. Auch kann das Abenteuer als Reisegrund für die Helden dienen, während man immer wieder kleinere Geschichten zwischen den Episoden des Abenteuers einflechtet. Dies bedeutet auf anderen Seite aber auch, dass man viele Sprünge im Abenteuer hat, wenn man keine Zwischenszenarien einbauen möchte. Oft liegen Tage oder Wochen zwischen den einzelnen Episoden.
Das Abenteuer richtet sich hauptsächlich an gelehrte Helden. Zwar sind auch typische Abenteurerfertigkeiten wie soziale Interaktion und Kampf gefragt, aber der hauptsächliche Fokus liegt auf der Bücherrecherche. Daher sollten nicht nur die Helden, sondern auch die Spieler eine gewisse Freude an Forschung und aventurischer Geschichte mitbringen. Viele Teile des Abenteuers behandeln den Sternenhimmel, so dass man fast zwangsläufig die Grundlagen aventurischer Astrologie lernt. Wer lieber Oger und Banditen verprügelt,ist hier also nicht so gut aufgehoben.
Das Abenteuer legt einen großen Fokus auf Rätsel und bietet oft Lösungswege über Proben an, viele Rätsel können jedoch auch wahlweise von den Spielern gelöst werden. Dafür gibt es reichlich Handouts und Zeichnungen im Abenteuer, die die Rätsel auch visualisieren. Für ein Abenteuer, das so starken Fokus auf Rätsel legt, hätten diese aber besser gestaltet sein können. Die Rätsel in Gedichtform orientieren sich kaum an den Gesetzen der Metrik, viele Anspielungen sind so schwammig formuliert, dass man ohne die Hinweise im Abenteuer selbst mit der Geschichte Aventuriens neben sich kaum auf die richtig Lösung kommt. Besonders irritierend ist das mit mächtiger Magie geschützte Mechanik-Rätsel, das bei reinem Ausprobieren maximal zwei Versuche benötigt.
Die üblichen Verdächtigen?
Bei den Nichtspielercharakteren setzt das Abenteuer auf eine Mischung von prominenten und neuen Charakteren. So können die Helden je nach Geschick positive oder negative Eindrücke bei bekannten Figuren wie Stoerrebrandt oder Khadil Okharim hinterlassen. Natürlich sind die meisten NSCs jedoch bisher weniger wichtige, aber dennoch vielfältige Gestalten. Ob diese den Helden helfen oder im Weg stehen, hängt oft auch von den Helden ab.
Die Widersacher halten sich die meiste Zeit im Hintergrund. Zwingende Begegnungen gibt es wenige, dafür reichlich Vorschläge. Zwar sind auch plumpe dabei, wie angeheuerte Straßenschläger, aber die meisten sind geschickter, wie entwendete Informationen oder Anschwärzungen.
Insgesamt ist Niobaras Vermächtnis ein Abenteuer, das den Helden den Kontinent Aventurien näherbringt. Sie können die fortlaufende Geschichte in dem Abenteuer miterleben und sogar deutlich beeinflussen. Damit eignet sich das Abenteuer für Freunde von Hintergrundkonformität und Forschungsgeist. Gerade Spieler von Gelehrten, die oft vernachlässigt werden, können hier einmal richtig punkten.
Als Meister mit einer anspruchsvollen Gruppe hat man dagegen etwas Arbeit vor sich, um die Rätsel des Abenteuers etwas geradezubiegen. Natürlich reicht die Länge des Abenteuers auch nicht, um alle Schauplätze genau zu beleuchten, weshalb man sich zusätzlich in die Regionen einlesen sollte. Auch bietet das Abenteuer zwar reichlich Potential für einen epischen Endkampf, lässt einen Spielleiter mit der Planung jedoch ziemlich alleine dastehen, sodass man sich das Finale selbst zusammenbauen muss.
Dennoch lohnt das Abenteuer einen Blick, mit der Verknüpfung zum Sternenfall baut es die kommenden Ereignisse auf. Obwohl noch nichts angekündigt ist, wirkt es wie eine Vorbereitung auf die nächste große Kampagne.
Weitere Rezensionen zum DSA-Universum:
Niobaras Vermächtnis
Fabian Sinnesbichler, Björn Hinrichs, Philipp Neitzel, Norman Kovel, Tjorven Müller, Nikolai Hoch
(Ulisses Spiele GmbH, 2017)
3–5 Spieler
Webseite:
Niobaras Vermächtnis bei Ulisses