Literatur

Nevernight - Die Prüfung – Jugendfantasy mit Blut und Action

Ihr wird alles genommen Familie, Heimat, Sicherheit. Mia Corvere, gerade einmal elf Jahre alt, sieht mit an, wie ihr Vater hingerichtet und ihre Mutter zum Verrotten in den Kerker geworfen wird. Auch sie soll in dieser schicksalsträchtigen Nacht den Tod finden. Doch die Schatten sind schneller und retten sie. Fortan begleitet sie einer dieser mysteriösen Schatten, der stets in der Form einer Katze erscheint und ihre Angst trinkt. Als sie dann noch im alten Mercurio einen Lehrmeister der Assassinen-Gilde findet, scheint sie vorerst in Sicherheit und ihr Plan, Rache an den mächtigen Männern zu nehmen, Gestalt anzunehmen … auch wenn sie noch Jahre brauchen wird, bis das Blut von Duomo, Remus und Scaeva fließen wird ...

Ein Mord, Sex und ein Abschied: So beginnt Jay Kristoffs Geschichte um die junge Dunkelinn Mia Corvere. Damit legt der Autor schon einmal das Tempo vor, in dem diese Geschichte erzählt wird und wirft die Leser*innen mitten hinein in eine düstere und blutrünstige Welt voller Magie und Verrat.

Wir begleiten die Protagonistin auf ihrem Weg zur „Roten Kirche“, dem Tempel der Göttin Niah und Ausbildungsstätte derer, die die Kunst des Mordes erlernen wollen. Soviel sei gesagt: Mia findet den Weg an ihr Ziel und dort warten neben einer illustren und absonderlichen Lehrerschar auch neue Freund- und Feind*innen auf sie.

Bildgewaltige Phantastik

In kurzen, schnellen Kapiteln schreitet die Geschichte voran, wird größer und komplexer. Auch Mias Vergangenheit wird so geschickt in die laufende Handlung hineingewoben, dass sie nie zu einem Zuviel an Informationen wird und auch nie den laufenden Fluss der Story stört.

Kristoffs Stärken sind vor allem sein rasanter, bildgewaltiger, beizeiten zynischer Schreibstil, dem es gelingt, ganz nebenbei eine Welt zu erschaffen, die so dicht und dunkel ist, wie es viele Charaktere in diesem knapp siebenhundert Seiten starken Werk sind.

Sandkraken, die Rote Kirche, eine Stadt, die auf den Knochen eines toten Gottes erbaut wurde … Jay Kristoff bietet eine Menge wohlbekannter und neuer Zutaten, um eine Atmosphäre zu erzeugen, in die ich jedes Mal gerne zurückgekehrt bin.

Der Auftakt

Der erste Band dieser Trilogie erzählt Mias Vergangenheit und ihre Ausbildung zur Assassine im Dienste Niahs. Ein Jahr verbringt sie unter Giftmischer*innen und Meuchelmörder*innen und nur vier der Adept*innen werden nach den Abschlussprüfungen zu vollwertigen Auftragsmörder*innen. Gleich zu Beginn ihrer Ausbildung verärgert sie jedoch einen der Lehrmeister derart, dass er ihr den Arm abhackt.
Schließlich trifft sie auch noch auf Jessamin, die ihr die Schuld am Tod ihrer Familie gibt und alles daran setzt, Mia tot zu sehen. Als dann noch Schüler*innen ermordet werden, ist klar: Dies ist keinesfalls ein sicherer Ort und man sollte selbst vermeintlichen Freund*innen niemals den Rücken kehren. Als wäre das noch nicht genug, muss unsere Heldin sich auch noch mit dem Schmerz ihrer Vergangenheit und den Fallstricken der ersten Liebe auseinandersetzen.

Fazit:

Die Mischung aus rasant erzählter Story, interessanten und zwielichtigen Charakteren, einer düsteren Welt, die sich erst allmählich erschließt und die ein oder andere Überraschung haben mir persönlich sehr gefallen. Ich habe den Roman regelrecht verschlungen, weil ich wissen musste, wie es mit Mia und den anderen weitergeht.

Meine Lieblingscharaktere sind jedoch Adonai, der Blutmagier und seine Schwester Marielle, die Weberin, furchtbar entstellt doch in der Lage, menschliches Fleisch zu formen und zu heilen. Die beiden gehören zu den größten Schätzen, die die Rote Kirche beherbergt: ist Magie doch seit dem Wahrdunkel-Massaker verboten und die Kundigen vermeintlich ausgerottet. Die Geschwister sind absolut keine Sympathieträger, doch unglaublich faszinierend.

Der einzige Punkt, den ich Nevernight vorwerfen kann, ist, dass der Roman streckenweise doch sehr Young-Adult-lastig ist. Es passt jedoch insoweit, da hier ja vor allem über Jugendliche geschrieben wird. Dieser Eindruck wird allerdings immer wieder durch äußerst grausame und blutrünstige Szenen aufgebrochen, die jedoch nie um ihrer selbst Willen hineingeschrieben wurden, sondern meist elementar für die Handlung und auch die Motivation der Protagonist*innen sind.

Kurzum: Absolute Empfehlung von mir. Keine tiefer gehende Botschaft, jedoch eine flott erzählte, dichte und düstere Actiongeschichte, die einfach Spaß zu lesen macht.

Das Produkt wurde kostenlos für die Besprechung zur Verfügung gestellt.

Dieser Artikel ist erschienen bei: Zauberwelten-Online.de

Nevernight - Die Prüfung - Jugendfantasy mit Blut und Action

Marcel Hill

Autor

Weiterführende Links zu "Nevernight - Die Prüfung":

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