Die Trümmer der zerstörten Makropole Hive Secundus auf Necromunda bieten den Schauplatz für eine neue 2-Spieler-Kampagne. In der Box befindet sich alles, um in diesem Setting direkt loslegen zu können.
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Grundbox, Brettspiel oder Erweiterung?
Hive Secundus ist von all dem etwas, aber auch keines so ganz. Vielmehr ist es eine Art Sidekick, ähnlich dem Ash-Wastes-Setting. Die neue Box bietet alles, was man zum Spielen mit den zwei kontrahierenden Fraktionen benötigt. Allerdings ist die enthaltene Kampagne auch auf zumindest eine dieser beiden Fraktionen beschränkt und diese wiederum nicht für den Einsatz in anderen Necromunda-Kampagnen gedacht. Die Spieler sind gegenüber dem regulärem Necromunda etwas eingeschränkt in ihren Auswahlen beim Bandenbau und späteren Erweiterungen der Gang.
Insbesondere durch die Genestealer, die in engen Tunneln auf technisch überlegene Jäger treffen, fühlt man sich unweigerlich an Space Hulk erinnert, doch Hive Secundus ist im Spielverlauf deutlich dichter am Skirmish-Tabletop, als dass es ein Brettspiel wäre.
Hive Secundus
Hive Secundus war, genau wie das bekannte Hive Primus, eine Makropolwelt auf dem Planeten Necromunda. Vor langer Zeit haben in Hive Secundus jedoch einige folgenschwere Experimente an Genestealern stattgefunden. Nach einem Zwischenfall infizierten die Kreaturen die gesamte Makropolwelt und nichts, was das Imperium zu Eindämmung versuchte, konnte sie aufhalten. Als Konsequenz wurde die gesamte Termitenstadt vernichtet. Doch die widerstandsfähigen mutierten Genräuber überlebten in den tiefen Geschossen weit unter der einstigen Stadt. Das Spiel beschreibt den Kampf, eine hochtechnisierten Mission, die in die Untiefen aufbricht, um Informationen aus wertvollen Datenkristallen zu bergen.
Miniaturen der Incursion Gang
Die Secundus Incursion Gang kann aus jeder der sechs House Gangs Necromundas bestehen, wird aber immer von einem Orrus Spyre Hunter angeführt. Letzterer dürfte den Veteranen noch aus dem 90er-Jahre Necromunda bekannt sein und er bekommt hier erstmalig eine Kunststoff-Miniatur. Enthalten sind zwei Orrus im Gussrahmen, die mit unterschiedlichen Nahkampf- und Fernkampfoptionen ihres Kampfanzugs versehen werden können. Die Posen sind zwar vorgegeben, aber die Modelle sind sehr dynamisch und ausdrucksstark . Die Entwicklung aus dem alten Zinn-Modell zur aktuellen Figur ist wahrlich beeindruckend. Der neue Orrus überragt seinen Vorgänger um mehr als das Anderthalbfache und ist voll von Details. Das stetige größer werden von Figuren hat zwar ganz klar auch Schattenseiten, hier ist es aber sehr angebracht und passend.
Er wird begleitet von acht Van Saar Tek-Hunters, die mit einem großen Repertoire aus Waffen und Accessoires ausgestattet werden können und als Typus einen neuen Specialist Ganger für das House Van Saar beisteuern.
Miniaturen der Malstrain
Die Malstrain bestehen aus einem Grundstock infizierter Menschen mit leichten Mutationen, den Brood Scum. Hiervon sind acht Modelle enthalten, bei denen es sich um die bereits bekannten Hive Scum Modelle handelt, zu deren Anpassung als Malstrain neue alternative Köpfe enthalten sind, die die Ausstrahlung der Modelle maßgeblich verändern.
Vollkommen neu sind hingegen die Malstrain Genestealer und Tyramites. Der Genestealern in ihrer normalen Gestalt schon innewohnende Bedrohlichkeit wurde hier noch eine Portion creepiness mitgegeben. Die kauernden Posen vertiefen den Horror-Look der Modelle perfekt. 40-mm-Basen hätten es aber für meinen Geschmack nicht sein müssen, denn Basen sind auf vielen Necomunda-Spieltischen ein echtes Hindernis, und die wendigen Kreaturen sollen ja auch über enge Stege huschen können. Die schwebenden Tyramites sind zwar spieltechnisch und optisch eine Bereicherung, aber hier wurde bei den Sensen etwas übertrieben mit der Zierlichkeit an den Modellen. Ich bin kein Neuling im Miniaturenbau, habe es aber gleich an zwei Miniaturen nicht geschafft, sie unbeschädigt aus dem Gussrahmen in ihre finale Position zu bringen.
Ein kleiner Tipp zu den Necromunda-Basen in Allgemeinen: Ich würde empfehlen, diese vorab zu bemalen und Modelle anschließend erst darauf zu kleben. Denn so kann man für Deko-Elemente wie zum Beispiel die verbreiteten Warnstreifen mit Maskierungen arbeiten und kein Modell hat seine Füße im Weg.
Gelände
Dem Spiel liegt ein Papier-Spieluntergrund mit eingezeichneten Wänden bei. Als 3D-Elemente ist ein Gussrahmen mit den bereits bekannten Plastikschotts enthalten. Ausreichend fürs Kennenlernen und um den Preis der Box nicht zu hoch werden zu lassen, aber natürlich ist hier noch Luft nach oben, wenn man das Spiel verschönern möchte.
Andere Inhalte
Über die Miniaturen Hinaus bekommt man ein Set Necromunda-Würfel in neuer Farbe (die ihnen gut steht), Marker und Templates, das Softcover-Regelbuch, zwei Referenzbögen und ein sehr ansehnliches Karten-Pack mit Charakterkarten für die Kämpfer, aber auch einem Set Loot-Karten sowie einem Set Territorien-Karten. Insgesamt also durchaus eine ansehnliche und hochwertige Ausstattung.
Die Regeln
Das Regelbuch enthält neben der Geschichte von Hive Secundus die vollständigen Necromunda Regeln wie auch das aktuelle separate Grundregelbuch, allerdings ohne die Fahrzeugregeln. Das macht bei Spielen ohne Fahrzeugeinsatz den Regelteil ein ganzes Stück übersichtlicher.
Natürlich sind an Secundus angepasste Szenarien enthalten und nur die Ausrüstungslisten, die von den mitgelieferten Gangs verwendet werden können.
Des Weiteren ist die neue Underhells-Kampagne enthalten, die auch das Herzstück der Veröffentlichung bildet. Sie ist für zwei Spieler ausgerichtet, von denen einer die durch den Orrus angeführte Incursion Gang ins Feld führt, die sich ähnlich einer gewohnten Necromunda-Gang durch Erfahrung entwickeln kann, der allerdings kein üppiger Marktplatz zur Verfügung steht. Der andere Spieler übernimmt die Malstrain und damit die gesichtslosen Massen der Bedrohung in den Tiefen von Hive Secundus. Diese Gang wird nicht entwickelt, sondern jeweils für den Einsatz in einem Szenario zusammengestellt. Je weiter die Kampagne voranschreitet, umso mehr Punkte stehen dem Malstrain-Spieler hierfür zur Verfügung.
Fazit
Hive Secundus kann das bisherige Necromunda nicht ersetzen. Will es aber auch gar nicht. Es ist ein Spin-off und in der Form, wie es gedacht ist, ein spannender Spielmodus, der ein dramatisches und starkes Setting mitbringt. Da viele Inhalte der Box nicht in anderen Spielen nicht gut nutzbar sind, ist sie für Spieler in größeren Spielergruppen oder anderen Kampagnen leider nur sehr eingeschränkt sinnvoll. Für zwei Spieler, die Lust auf eine Reihe zusammengehörender Partien haben, bietet die Box jedoch eine großartige Option und ist von Umfang und Qualität her eine gute Wahl. Sie eignet sich auch als Ersteinstieg ins Spiel, allerdings auch hier vorausgesetzt für eine Gruppe aus genau zwei Spielern.
Text & Bilder (wenn nicht anders genannt): Christian Schmal
Das Produkt wurde kostenlos für die Besprechung zur Verfügung gestellt.
Dieser Artikel ist erschienen bei:
Zauberwelten-Online.de